Hinweis: Weil ich den ganzen Juni über enorm beschäftigt bin, habe ich viele dieser Artikel schon lange im voraus geschrieben um sie dann automatisch später zu veröffentlichen (ansonsten hätte ich im Juni kaum etwas hier publizieren können). Dadurch kommt es aber ab und zu zu Überschneidungen. Während der Artikel bei mir im Blogsystem rumlag, hat Alderamin nebenan ebenfalls über den Anflug auf Ryugu berichtet. Was aber nicht tragisch ist. Die Mission ist cool genug für jede Menge Blogartikel und ihr solltet auf jeden Fall auch lesen, was all die anderen Blogger und Wissenschaftler darüber schreiben!
Endlich! Rechtzeitig zum Internationalen Asteroid Day am 30. Juni erreicht eine der coolsten Asteroidenmissionen der letzten Jahre ihr Ziel. Die japanische Raumsonde Hayabusa2 ist beim Asteroid Ryugu angekommen. Seit 2014 ist ist sie unterwegs und ich habe im März schon von den ersten Bildern berichtet, die die Sonde bei ihrer Annäherung gemacht hat. Damals war sie 1,3 Millionen Kilometer entfernt. Jetzt ist Hayabusa2 (mehr oder weniger) fast am Ziel. Aus einem Abstand von nur 700 Kilometern wurden vor ein paar Tagen diese Aufnahmen gemacht:
Sehr viele Details kann man auf dem knapp einen Kilometer großen Brocken zwar hier immer noch nicht sehen. Aber man erkennt deutlich die Rotation des Asteroids. Die Rotationsrichtung ist dabei entgegengesetzt der Richtung, in der sich Ryugu um die Sonne bewegt und das allein ist schon eine interessante Information. Normalerweise würde man davon ausgehen, dass beide Rotationsrichtungen identisch sind. Dass das bei Ryugu nicht der Fall ist, ist ein Hinweis auf Kollisionen, denen er in der Vergangenheit ausgesetzt war. Man erkennt auch, dass die Form eher “eckig” ist als rund und mit ein wenig Fantasie kann man ein paar Dellen oder Krater in der Oberfläche erahnen. Auch das zeigt eine eher kollisionsreiche Vergangenheit des Asteroiden.
Aber natürlich ist Hayabusa2 nicht unterwegs, um unscharfe Bilder zu machen. Sondern um immer weniger unscharfe Bilder zu machen. Zum Beispiel diese hier, vom 17. Juni 2018, bei denen der Abstand nur noch 330 bis 240 Kilometer beträgt:
Und da schaut die Sache zwar immer noch unscharf, aber gleich viel cooler aus. Zum Beispiel einen riesigen Krater (im Bild oben links) mit einem Durchmesser von 200 Metern! Um den Äquator herum scheint sich eine Art Gebirge zu befinden. Und der Rest sieht ziemlich zerklüftet und uneben aus. Aber die Raumsonde kommt Ryugu Tag für Tag näher. Mittlerweile ist man schon weniger als 100 Kilometer weit entfernt und in den nächsten Tagen soll Hayabusa2 in eine Umlaufbahn in 20 Kilometer Abstand vom Asteroid einschwenken. Und dann wird man die Oberfläche sehr genau kartografieren (den Zeitplan für die Mission gibt es hier). Dann ist Schluss mit den unscharfen Bildern!
Unter anderem deswegen, weil man dort auch landen will. Das macht MASCOT, der Mobile Asteroid Surface Scout, der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gemeinsam mit den japanischen und französischen Raumfahrtagenturen entwickelt worden ist. MASCOT wird dabei nicht nur einmal landen, sondern dann noch zu weiteren Landestellen “hüpfen” (also quasi das absichtlich tun, was damals Philae auf dem Kometen Tschurjomow-Gerassimenko aus Versehen getan hat). Und wenn das alles (hoffentlich) erfolgreich absolviert ist, wird Hayabusa2 Bodenproben von Ryugu einsammeln und sich auf den Rückweg zur Erde machen.
Hayabusa2 ist ein wenig wie Geburtstag: Jedes Jahr gibt es etwas, auf das man sich freuen kann. Nach der Ankunft beim Asteroiden in diesem Jahr wird (vermutlich) im nächsten Jahr die Landung von MASCOT auf dem Programm stehen (kann aber eventuell auch noch dieses Jahr passieren) und 2020 dann die Rückkehr der Bodenproben zur Erde. Wer immer live mitverfolgen will, was Hayabusa2 und MASCOT gerade treiben, kann das am besten bei Twitter tun. MASCOT twittert hier und Hayabusa2 informiert hier auf englisch (der japanische Account ist hier und zumindest wegen der Anime-Raumsonde sollte man kurz mal drauf klicken).
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