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Sternengeschichten Folge 296: Die Himmelsscheibe von Nebra

Henry Westphal und Mario Renner sind zwei Namen, die man in der wissenschaftlichen Literatur kaum findet. Dafür um so häufiger in Gerichtsakten und Anklageschriften. Trotzdem sind sie für eine der wichtigsten astronomischen Entdeckungen der Geschichte verantwortlich. Denn sie haben die Himmelsscheibe von Nebra gefunden.

Dabei handelt es sich um die älteste Darstellung des Sternenhimmels die wir bis jetzt kennen. Die Scheibe ist um die 4000 Jahre alt und Henry Westphal und Mario Renner hätten sie eigentlich gar nicht finden dürfen. Denn solche archäologischen Artefakte liegen nicht einfach irgendwo in der Gegend herum, wo man sie einfach aufsammeln kann. Sie stecken irgendwo in der Erde und wenn man in Deutschland gezielt auf die Suche nach solchen vergrabenen Schätzen gehen will, braucht man dafür eine entsprechende Genehmigung.

Himmelsscheine von Nebra - nicht das Original (von dem gibts keine gemeinfreien Bilder)

Himmelsscheine von Nebra – nicht das Original (von dem gibts keine gemeinfreien Bilder)

Die hatten Westphal und Renner aber nicht, als sie am 4. Juli 1999 mit Metalldetektoren durch den Ziegelrodaer Forst in der Nähe der kleinen Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt spazierten. Sie waren sogenannte “Raubgräber” und hätten das, was sie auf dem 252 Meter hohen Mittelberg aus der Erde geholt hatten, auf jeden Fall den entsprechenden Behörden melden müssen.

Das taten sie aber nicht. Sondern nahmen die verkrustete Metallscheibe, die sie für den Teil eines Schildes oder einer Rüstung hielten, einfach mit nach Hause. Dort weichten sie die Scheibe in Seifenlauge ein und schrubten sie danach mit Stahlwolle ab. Auch als sie bemerkten, dass sie hier etwas besonders gefunden hatten, kontaktierten sie keine Experten, sondern versuchten ihren Fund im Geheimen zu verkaufen. Über Umwege auf dem Schwarzmarkt landete die Himmelsscheibe schließlich bei Hildegard Burri-Bayer und Reinhold Stieber, die 200.000 DM dafür bezahlt hatten. Obwohl Burri-Bayer Museumspädagogin und Stieber Lehrer war, hatten sie anscheinend keine Probleme damit, Kunstschätze illegal auf dem Schwarzmarkt zu kaufen und sie dann ebenso illegal wieder weiter zu verkaufen.

Nur hatte in der Zwischenzeit auch das Landesamt für Archäologie von Sachsen-Anhalt mitbekommen, dass hier etwas auf dem Markt war, das historisch enorm wertvoll war und eigentlich Eigentum des Landes war. Darum wurde der Landesarchäologe Harald Meller als angeblicher Käufer für die Scheibe vorgeschickt, der bei der Übergabe im Jahr 2002 die Himmelsscheibe sicher stellen konnte. Die Hehler und später auch die Raubgräber wurden verhaftet. Und die Wissenschaftler konnten endlich anfangen, sich vernünftig um diesen einzigartigen Fund zu kümmern.

Wenn man die Himmelsscheibe heute im Museum betrachtet, dann sieht man eine 32 Zentimeter durchmessende Scheibe aus Bronze, die ein paar Millimeter dick ist. Das eigentlich tiefbraune bis schwarze Kuper ist komplett grün angelaufen und darauf befinden sich Kreise, Punkte und Bögen aus Goldblech. Eine chemische Analyse der Materialien hat gezeigt, dass die Scheibe im Laufe von Jahrhunderten mehrmals bearbeitet und verändert wurde.

Ursprünglich hergestellt wurde sie irgendwann zwischen 2100 und 1700 vor Christus. Damals waren auf der Scheibe 32 kleine Pünktchen aus Gold angebracht, ein großer goldener Kreis und eine ebenso große goldene Mondsichel. Die Archäologen haben die kleinen Punkte als Darstellung von Sternen interpretiert, den großen Kreis als die Sonne oder den Vollmond und den kleinen als Mondsichel. Interessant dabei ist, das sieben der 32 Sterne zu einer auffälligen Gruppe angeordnet sind. Diese Gruppe erinnert sehr stark an den Sternhaufen der Plejaden, bei dem man mit freiem Auge ebenfalls – je nach Beobachtungsbedingungen – sehr gut sieben Sterne erkennen kann.
Was genau die Darstellung von Sonne, Mond, Sternen und Plejaden auf der Scheibe zu bedeuten hat, ist natürlich schwer herauszufinden. Aber sie könnte etwas mit den Schalttagen zu tun haben. Die Menschen in der Bronzezeit waren natürlich weit entfernt von dem astronomischen Wissen, das wir heute haben. Aber sie waren durchaus in der Lage, den Himmel zu beobachten und festzustellen, dass die Bewegung von Sonne, Mond und Sternen diversen Rhythmen folgt. Und sie waren in der Lage, daraus ein Kalendersystem zu entwickeln. Dabei gibt es zwei grundlegende Zyklen die auf Sonne und Mond basieren. Die Erde bewegt sich im Laufe eines Jahres um die Sonne. Der Mond im Laufe eines Monats um die Erde. Beide Zyklen kann man bestimmen, wenn man den Himmel und die Mondphasen beobachtet. Allerdings lassen sie sich nicht problemlos verbinden. Ein Sonnenjahr dauert 11 Tage als 12 volle Durchläufe der Mondphasen, also ein Mondjahr. Will man einen Kalender haben, in dem Sonnenjahre und Mondjahre nicht völlig durcheinander laufen, muss man immer wieder mal ein paar Schalttage einfügen, damit das klappt.

Himmelsscheibe, Zustand 1 (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei)

Himmelsscheibe, Zustand 1 (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei)

Dafür haben die Menschen schon recht früh entsprechende Regeln entwickelt. Eine solche Regeln kennen wir aus einem babylonischen Keilschrifttext aus dem 7. Jahrhundert vor Christus. Sie besagt, dass ein Jahr, in dessen ersten Monat die noch dünne Mondsichel in der Nähe der Plejaden am Himmel steht, ein normales Jahr ist. Steht aber der Mond erst später bei den Plejaden, wenn die Sichel schon dicker ist, dann muss man Schalttage einfügen.

Genau das könnte auf der Himmelsscheibe zu sehen sein. Die dort abgebildete Mondsichel neben den Plejaden könnte dem Besitzer der Scheibe als Erinnerung dienen und als Vergleich, um bestimmen zu können, wann der Zeitpunkt für ein Schaltjahr erreicht ist. Die Himmelsscheibe wäre dann also eine Art “Notizzettel” gewesen. Aber natürlich darf man die Sache nicht aus heutiger Sicht betrachten. Damals war es enorm wichtig, den Überblick über die Zeit und den Kalender zu behalten. Man wusste wissen, wann die religiösen Feste gefeiert werden. Man musste wissen, wann der richtige Zeitpunkt für die Aussaat und für die Ernte gekommen ist. Wer das wusste, hatte Macht. Das Wissen über die Vorgänge am Himmel hatte natürlich auch eine religiöse Bedeutung, da man in den Himmelskörpern damals noch Götter oder Zeichen der Götter gesehen hat.

Himmelsscheibe, Zustand 2 (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei)

Himmelsscheibe, Zustand 2 (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei)

Es ist daher nicht verwunderlich, wenn ein Instrument zur Bestimmung des korrekten Kalenders entsprechend wertvoll hergestellt worden ist. Später hat man die Scheibe dann noch mit weiteren astronomischen Informationen versehen. Links und rechts am Rand der Scheibe wurden zwei sogenannte “Horizontbögen” aus Gold angebracht. Sie überstreichen jeweils einen Winkel von 82 Grad. Das ist auch genau die Distanz, die die zwischen den Punkten am realen Horizont liegt, an denen die Sonne am Tag der Wintersonnenwende auf- und am Tag der Sommersonnenwende untergeht. Das lässt sich direkt vor Ort nachvollziehen: Wenn man die Scheibe am Mittelberg, also dem Ort an dem sie gefunden wurde, waagrecht auf den Boden legt und so ausrichtet, dass die Linie vom oberen Ende des linken Bogens zum unteren Ende des rechten Bogens genau auf den wegen seiner Höhe gut sichtbaren Gipfel des nördlich gelegenen Brocken zeigt, dann kann man die Scheibe als Kalender benutzen.

Ausrichtung der Scheibe mit den Horizontbögen auf den Brocken (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei

Ausrichtung der Scheibe mit den Horizontbögen auf den Brocken (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei

Vom Mittelberg aus gesehen geht die Sonne am Tag der Sommersonnenwende genau hinter dem Brocken unter. Also auch genau über dem oberen Ende des linken Bogens und dem unteren Ende des rechten Bogens. Wenn man die Scheibe immer korrekt auf diesen Berg ausrichtet, dann kann man an ihr genau ablesen, wo im Jahr man sich befindet. Zu Herbst- und Frühlinganfang sieht man die Sonne dann genau in der Mitte der Horizontbögen aufgehen. Zur Wintersonnenwende geht die Sonne über dem unteren Ende des linken Bogens und dem oberen Ende des rechten Bogens auf. Wer die Scheibe hat und weiß, wie man sie verwenden muss, kann also durch die Beobachtung der Sonne und der Horizontbögen auf der Scheibe immer gut abschätzen, wie lang es noch bis zum Anfang oder Ende der jeweiligen Jahreszeiten dauern wird.

Winter- bzw. Sommersonnenwende (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei

Winter- bzw. Sommersonnenwende (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei

Herbst- bzw. Frühlingsanfang (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei

Herbst- bzw. Frühlingsanfang (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei

Noch später wurde die Scheibe ein drittes Mal verändert. Nun hat man mitten unter die Abbildung von Sonne und Mond einen weiteren Bogen gesetzt, der aber keine astronomische Bedeutung mehr zu haben scheint. Er ähnelt eher mythologischen Darstellungen von sogenannten “Sonnenschiffen”, also den Fahrzeugen, mit denen Götter in diversen Mythologien die Sonne über den Himmel transportieren. Außerdem wurden am Rand der Scheibe Löcher angebracht, vermutlich, um sie irgendwo befestigen zu können. Das legt nahe, dass sie nun nicht mehr zu astronomischen Zwecken verwendet worden ist, sondern hauptsächlich als Kultobjekt diente, das man bei religiösen Festen vor sich her getragen oder anderweitig präsentiert hat.

Himmelsscheibe, Zustand 3 (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei)

Himmelsscheibe, Zustand 3 (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei)

Irgendann um 1600 vor Christus hat man die Scheibe dann gemeinsam mit ein paar Bronzeschwerter, Armreifen und Beilen am Mittelberg vergraben. Dort lag sie dann die restlichen Jahrtausende, bis sie von den Schatzgräbern aus der Erde geholt, beschädigt und von den Archäologen wieder restauriert wurde. Jetzt kann man sie im Landesmuseum für Archälogie in Halle an der Saale bewundern. Auch der Fundort selbst ist zu einem Museum geworden, wo man alles darüber lernen kann, was es über die Scheibe bis jetzt wissen gibt.

Himmelsscheibe, Zustand nach dem Fund 1999 (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei)

Himmelsscheibe, Zustand nach dem Fund 1999 (Bild: Rainer Zenz, gemeinfrei)

Leider gibt es aber noch jede Menge offenen Fragen. Die Interpretation der Scheibe, die ich hier beschrieben habe, ist zwar die wahrscheinlichste, aber nicht die einzig mögliche. Es ist kein ähnliches Objekt aus dieser Zeit gefunden worden und wir haben auch keine Ahnung, wer diese Scheibe aus welchen Gründen hergestellt hat. Es muss eine Person gewesen sein, die über viel Macht, Reichtum und Ansehen verfügt hat. Die Materialien stammen von weit her; das Kupfer für die Scheibe kam aus den Alpen; den Ursprung des Goldes konnte man mit chemischen Methoden bis nach Wales verfolgen. Wer auch immer die Scheibe in Auftrag gegeben hatte, muss gute Handelsbeziehungen gehabt haben. Einige Wissenschaftler sehen eine Verbindung zwischen der Himmelsscheibe und dem Hügelgrab von Bornhöck im nicht weit entfernten Raßnitz. Es stammt aus der gleichen Zeit wie die Scheibe und seine Größe legt nahe, dass wer immer dort auch begraben liegt, ein einflußreicher Fürst gewesen sein muss.

Wir wissen nicht viel über die Ursprünge der Himmelsscheibe. Aber eines wissen wir: Schon vor 4000 Jahren haben die Menschen zum Himmel geschaut und waren davon fasziniert!

Kommentare (13)

  1. #1 Zhar
    27. Juli 2018

    Dass es keine gemeinfreien Bilder gibt ist schon gemein und traurig? Copyright auf Kulturerben ist schon seltsam.. ich hatte ja mal das Vergnügen die Frisbee in natura zu sehen, aber hinter einem dicken Glaskasten ist der Eindruck jetzt auch nicht so viel besser als auf einen Bild muss ich gestehen. In der Hand und von Nahen hätt ich da schon mehr gehabt, vorallem mehr Ärger würd ich meinen..

    “muss gute Handelsbeziehungen gehabt haben”
    finde ich so etwas gewagt, ist sicher plausibel, aber nicht zwingend von den Materialien her. Der Auftraggeber wird ja nicht gesagt haben “Und hier hätt ich gerne noch ein paar mehr Sterne und das Material Bestell doch bitte aus Wales und den Alpen” ich vermute mal, man hat da viel wiederverwendet, gerade das Gold, aus alten Schmuck, ‘verlorengegangenen’ Reliquien oder auch Zierrüstungen von ‘Besuchern’, da dürfte sich über die Jahrhunderte einiges angesammelt und vermischt haben. Leider hat wohl die Quittung des Auftrages nicht bis in unsere Zeit überdauert, aber für ne Steuerrückerstattung dürfte es auch eh zu Spät sein.

  2. #2 Bullet
    27. Juli 2018

    @FF: Wortfehlermeldung:

    Ein Sonnenjahr dauert 11 Tage länger als 12 volle Durchläufe der Mondphasen, also ein Mondjahr.

  3. #3 roel
    27. Juli 2018

    @Florian Freistetter informativer interessanter Beitrag.

    Kannst du nicht dieses Bild verwenden, wenn nicht, warum nicht, wo ist der Haken? https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Nebra_Scheibe.png

  4. #4 schorsch
    27. Juli 2018

    @Zhar:

    Hier liegt kein Copyright auf Kulturerbe vor, sondern ein Urheberrecht des Fotografen für das von ihm geschaffene Werk.

    Da dieses Urheberrecht sich nicht aus dem abgebildeten Gegenstand ergibt, sondern aus der künstlerischen Leistung des Fotografen, ist es irrelevant, dass der Gegenstand zum Kulturerbe gehört.

    Man kann durchaus berechtigt argumentieren, dass zu den Aufgaben des Museums, in dem die Scheibe liegt, auch die freie Verfügbarmachung von Abbildern der Kulturgüter im Besitz dieses Museums gehört.

    Man kann aber auch argumentieren, dass das Museum alle Möglichkeiten ausschöpfen sollte, zusätzliche Geldquellen u. a. für die Pflege und Erweiterung seines Bestands zu öffnen. Es ist daher möglich, dass das Museum einen entsprechenden Vertrag mit einem Fotografen abgeschlossen hat, und dass dieser Vertrag zu beiderseitigem Nutzen eine Exklusivitätsklausel beinhaltet.

  5. #5 Marco Baye
    27. Juli 2018

    “des nördlich gelegenen Brocken” – da habe ich mich kurz gewundert, schließlich geht die Sonne nie im Norden unten. “nördlich” ist zwar nicht falsch, aber “nordwestlich gelegen” wäre weniger missverständlich, denke ich.

  6. #6 noch'n Flo
    Backofen
    27. Juli 2018

    Ich habe gerade irgendwie ein Deja-vu. Ist dieser Beitrag nicht vor Kurzem schon einmal in diesem Blog erschienen?

  7. #7 Bullet
    28. Juli 2018

    Danke, daß du es sagst. Mir kam es genauso vor, konnte aber den “anderen” Artikel nicht mehr finden.

  8. #8 Paul
    28. Juli 2018

    @nnF, @Bullet: der Beitrag stand mal kurze Zeit versehentlich im Blog. Vor ein paar Wochen, war aber nicht aufrufbar und wurde bald wieder entfernt.

  9. #9 Zhar
    28. Juli 2018

    @schorsch
    jup, macht sinn, danke, war wohl etwas denklahm, und ja, “freie Verfügbarmachung” wäre ideal, ausgleichend natürlich etwas mehr Steuergelder, von allen bezahlt für alle da, aber wie immer gibts nur einen halbgaren Mittelwegkompromiss.

  10. #10 noch'n Flo
    Schoggiland
    28. Juli 2018

    @ Paul:

    Das erklärt es natürlich, ich dachte schon, ich wäre jetzt bei “It’s the Mind”.

  11. #11 Norbert
    30. Juli 2018

    @Zhar

    “muss gute Handelsbeziehungen gehabt haben” finde ich so etwas gewagt, ist sicher plausibel, aber nicht zwingend von den Materialien her… ich vermute mal, man hat da viel wiederverwendet, gerade das Gold…

    Die Herkunft des Goldes aus der ersten Bearbeitungsphase konnte man auf zwei Vorkommen in Cornwall eingrenzen (im Sinne von: es wurde Gold aus genau diesen beiden Quellen verwendet). Das spricht dafür, daß das Gold eben nicht recykelt, sondern extra für diese Arbeit importiert wurde. Ähnliches gilt für das in der Bronze verarbeitete Kupfer, das aus dem Kupferbergwerk auf dem Mitterberg im Salzburger Land stammt.

    Des Weiteren waren die zur Herstellung verwendete Techniken für die damalige Zeit sehr fortschrittlich, so daß hier wahrscheinlich ein spezialisierter Goldschmied am Werk war – den der Auftraggeber auch erstmal ‘anlocken’ musste – was an einem gut in bestehende Handelsnetze integriertem Ort sicher einfacher war. Letztlich repräsentiert die Scheibe eine gewisse wirtschaftliche Leistungsfähigkeit (Materialwert + aufgebrachte Arbeit), die man auch eher in einem florierenden Handelszentrum erwarten kann, als in Hintertupfingen.

  12. #12 Daniel Rehbein
    Dortmund
    30. Juli 2018

    Das Land Sachsen-Anhalt hat nicht nur kein aktives Interesse, Abbildungen der Himmelsscheibe öffentlich verfügbar zu machen, sondern es hat sogar explizit auf das Urheberrecht an der Himmelscheibe geklagt.

    Nach §71 des deutschen Urheberrechts hat der rechtmäßige Besitzer eines Werkes für 25 Jahre das Urheberrecht daran, wenn der tatsächliche Urheber schon länger als 70 Jahre tot ist (was bei der Himmelscheibe mit Sicherheit der Fall ist) und wenn das Werk bisher noch nicht veröffentlicht wurde (was bei der Himmelsscheibe nicht eindeutig feststellbar ist).

    Das Landgericht Magdeburg hatte deswegen darüber zu entscheiden, ob die Himmelscheibe vor etlichen tausend Jahren bereits veröffentlicht wurde oder nicht. Das Gericht entschied, daß die Himmelscheibe zwar möglicherweise als Kultobjekt genutzt worden war, dies aber keine Veröffentlichung gewesen sei (Urteil vom 16.10.2003, Az. 7 O 847/03).

    Dieses Urteil hat zur Folge, daß es vor Ablauf der 25 Jahre keine gemeinfreie Abbildung der Himmelscheibe geben kann. Es reicht nicht aus, wenn der Photograph, der die Himmelsscheibe photographiert, auf seine Urheberrechte verzichtet, sondern das Land Sachsen-Anhalt müsste auf sein Urheberrecht an der Himmelsscheibe verzichten.

    Solange dies nicht der Fall ist, bleiben uns leider nur verfremdete oder der Himmelsscheibe grob nachempfundene Abbildungen.

  13. #13 René
    31. Juli 2018

    Abgesehen von der Himmelsscheibe, die natürlich das Herzstück ist, kann ich das Museum auch snst empfehlen. Dort gibt es auch ein sehr interessantes Familiengrab zu bestaunen, sowie auch einige interessante prähistorische Werkzeuge. Zudem liegt das Landesmuseum in einem der schönsten Stadtteile von Halle in dem ein Altbau im Jugenstil am nächsten steht. Die Peißnitzinsel (eine riesige Parkanlage) lädt dann am Ende eines Spaziergangs zum verweilen ein. Alles weniger als 10 Gehminuten vom Landesmuseum entfernt.