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Quantenmechanik und Genderforschung – Unterschiede von Jungen und Mädchen im naturwissenschaftlichen Unterricht

von noch’n Stephan

Lehramtsstudent für Chemie und Geschichte mit vertretungsweiser Berufserfahrung in Chemie und Mathe. Schreibe derzeit an meiner Masterarbeit.

Quantenmechanik und Genderforschung haben eine Sache gemeinsam. Nicht jeder, der darüber redet, weiß auch, was damit gemeint ist. In diesem Artikel möchte ich kurz zeigen, dass es durchaus wissenschaftliche Probleme gibt, für die die Genderforschung wichtige Anworten sucht.

Quantenmechanik ist faszinierend, obwohl (oder gerade weil) die Vorstellungen, was sich hinter dem Begriff verbirgt, stark unterschiedlich sind. Für die einen lädt er ein zu quasi philosophischen Ausflügen über das Wesen der Welt und die Existenz, Andere nutzen die Theorien der Quantenmechanik für scheinbar profanes Handwerkszeugs, wie die Temperatur fremder Sterne zu bestimmen oder einfach die Farben der Welt erklären zu können. Und eine Gruppe von Menschen nutzt das Vokabular der Quantenmechanik, um völligen Blödsinn zu reden.

Nicht ganz so weltbewegend, aber in mancher Hinsicht ähnlich, verhält es sich mit Allem was in den Bereich „Genderforschung“ gezählt wird. Jeder scheint eine feste Vorstellung davon zu haben, was in der Wissenschaft unter dem Begriff „Genderforschung“ so alles abläuft. Die passende Bewertung wird dann häufig gleich mit geliefert und man bekommt den Eindruck, als gäbe es dabei nur „absurd“, „nutzlos“ oder „revolutionär“.

Als werdender Lehrer kommt man nicht herum, sich selber mit dem Thema zu befassen. Das Thema ist in diesem Fall, ob unterschiedliche Schulleistungen durch das Geschlecht begründet sind, und was man dagegen tun könnte. Da Diskussionen um den Bereich „Genderforschung“ häufig sehr dogmatisch oder unsachlich verlaufen, möchte ich mit diesem Artikel einen einen eher pragmatischen und sachlichen Beitrag liefern, wann Genderforschung durchaus wichtige Fragestellungen angeht. Als Zugang zu dem Themenfeld habe ich mir die PISA-Studie ausgesucht, die alle drei Jahre von der OECD durchgeführt wird, zuletzt 2015. Über die PISA-Studien ließen sich problemlos ganze Serien von Artikeln schreiben, da sie in der Öffentlichkeit selbst auch kontrovers dargestellt und diskutiert werden. Die Kontroversen beziehen sich aber meist auf die Interpretation der Ergebnisse und die Maßnahmen, die mit den PISA-Studien begründet werden. Die eigentliche Leistungsmessung soll hier aufgegriffen werden, um sich damit der Situation von Mädchen und Jungen im naturwissenschaftlichen Unterricht zu nähern.

Was ist das Problem?

Leistungsunterschiede in Naturwissenschaften in der PISA-Studie 2015 ( Pisa 2015 - Ergebnisse, S. 356. Urheber: OECD, Creative Commons CC-BY-SA 3.0 IGO)

Leistungsunterschiede in Naturwissenschaften in der PISA-Studie 2015 ( Pisa 2015 – Ergebnisse, S. 356. Urheber: OECD, Creative Commons CC-BY-SA 3.0 IGO)

Schülerinnen erreichen in Naturwissenschaften weniger gute Leistungen als Schüler – im statistischen Durchschnitt. Und selbst Schülerinnen im oberen Leistungsbereich schätzen sich selber oft schwächer ein, oder geben seltener Naturwissenschaften als Berufswunsch an. Das ist zugegeben nicht das drängendste Problem des deutschen Bildungssystems, aber es ist ein auffälliges und andauerndes Problem. Und da es ungefähr die Hälfte aller Kinder in jeder Klasse betrifft wäre es fahrlässig diesen Befund einfach zu übergehen. Diskussionen darüber, ob und wie Mädchen in Naturwissenschaften gezielt gefördert werden sollen, verlaufen jedoch häufig entlang vorgefertigter Meinungen und Klischees, so dass sich gängigen Gegenargumente oft schon vorhersehen lassen.

„Mädchen und Jungs haben nun mal Unterschiedliche Interessen/ Fähigkeiten!“
Ist das so? Sind die unterschiedlichen Leistungen allein durch Veranlagung begründet und unveränderbar? Die PISA-Studien ermöglichen es, einen Blick in andere Länder zu werfen. Dabei zeigt sich, dass Vorsprung der Schüler in naturwissenschaftlichen Leistungen tatsächlich ein weltweites Phänomen ist. Einige Länder zeigen jedoch bemerkenswerte Ausnahmen von diesem Trend. In Finnland, Slowenien, Lettland aber auch in der Türkei liegen die durchschnittlichen Leistungen der Schülerinnen teilweise deutlich über denen der Schüler. Also entweder sind Veranlagungen von Jungen und Mädchen in diesen Ländern anders, oder das Problem ist nicht so eindeutig, wie es oft behauptet wird.

Ein Fehler dieser Betrachtung liegt im Fokus auf den Mittelwert. Der Mittelwert ist kaum geeignet, pauschale Aussagen über Eigenschaften derart großer Gruppen zu machen, wie etwa alle 15 jährigen Mädchen und Jungs im naturwissenschaftlichen Unterricht. Ein etwas deutlicheres Bild ergibt sich, wenn neben dem Mittelwert auch die Streuung berücksichtigt wird. Hierbei zeigt sich ein weiterer Trend: Schülerinnen sind im obersten Leistungsbereich unterrepräsentiert, sie sind es aber auch im untersten. Die Leistungen der Mädchen konzentrieren sich stärker um den Mittelwert, als es bei den Jungs der Fall ist. Nur nicht in Deutschland, wo Mädchen auch deutlich häufiger als Jungen in der untersten Leistungsgruppe zu finden sind. Es gibt nur noch vier andere Länder, die mit Deutschland hier einen recht exklusiven Club bilden, den wohl niemand erwartet hat: Chile und Costa Rica, Kolumbien und Peru.

Anteil von Jungen und Mädchen in den schwächsten Leistungsgruppen. (Pisa 2015 - Ergebnisse, S. 88. Urheber: OECD, Creative Commons CC-BY-SA 3.0 IGO)

Anteil von Jungen und Mädchen in den schwächsten Leistungsgruppen. (Pisa 2015 – Ergebnisse, S. 88. Urheber: OECD, Creative Commons CC-BY-SA 3.0 IGO)

Dies sind nur zwei einfache Betrachtungen einer Statistik, die zeigen, dass die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen nicht von Natur aus vorgegeben sein können, sondern dass sie irgendwie im deutschen Bildungssystem begründet sein müssen.
Welche pädagogischen Schlüsse lassen sich nun daraus ziehen? Da Veranlagung die Leistungsunterschiede nicht erklären kann, müssen andere Faktoren eine Rolle spielen. Die PISA- Autoren nennen als eine mögliche Erklärung die Korrelation mit einer geringeren Selbstwirksamkeitserwartung. Mädchen trauen sich tendenziell seltener zu, naturwissenschaftliche Fragestellungen beantworten zu können, auch wenn die eigenen Leistungen anderes nahelegen. An dieser Stelle ließe sich schon ansetzen, indem bei Schülerinnen das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt werden. So könnte zumindest die Begeisterung für das Fach auch mit Blick auf eine mögliche Berufswahl gesteigert werden.

Das Problem der unterschiedlichen Leistungen anzugehen, ist jedoch komplizierter. Hier könnte ein Zusammenhang bestehen mit den Leistungen in Mathematik, wo die Befunde aus der PISA-Studien ähnlich sind. Ein möglicher Ansatz wäre es dann über die Förderung in Mathematik auch die Fähigkeiten in den Naturwissenschaften zu stärken.

“Das ist doch Gleichmacherei!”
Das kommt auf den Blickwinkel an. Als Naturwissenschaftler und Pädagoge ist es ein grundsätzliches Anliegen, Jungen und Mädchen für Naturwissenschaften zu begeistern und ihnen zu bestmöglichen Leistungen zu verhelfen. Wer mag, kann das gerne Gleichmacherei nennen – ich nenne es eher meinen Beruf.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen negiert werden sollen. Ganz im Gegenteil: Im Unterricht sollen alle entsprechend den Möglichkeiten gefördert werden. Und da ist es doch unsinnig, wenn die Hälfte aller Kinder von den Bemühungen ausgeschlossen werden, nur weil man glaubt, die Natur ließe es nicht zu.

Und was ist mit den Jungs?
Ein weiterer Einwand ist häufig, dass bei all der Diskussion über die Förderung von Schülerinnen, die Jungs auf der Strecke blieben. Aber auch hier lässt sich an Hand der PISA-Daten ein Interessantes Phänomen erkennen, das die Lese- und Schreibkompetenzen betrifft. In der Bildungsforschung wird auf diese Kompetenzen besonders geachtet, da sie als Schlüsselkompetenz für weitere Entwicklungen gelten (nicht zuletzt war das Abschneiden bei der Lesekompetenz im Jahr 2000 Anstoß für die wohl größten Bildungsreformen in der Geschichte der Bundesrepublik).

Auch bei der Lesekompetenz gibt es deutliche Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern, jedoch umgekehrt und deutlich stärker ausgeprägt. Weltweit sind die Leseleistungen der Jungen deutlich schwächer, als die der Mädchen. Der Effekt ist dabei noch viel stärker ausgeprägt, als die Leistungsunterschiede im Bereich der Naturwissenschaften. Die öffentliche Wahrnehmung dieses Problems ist jedoch eine völlig andere. Zunächst stellt niemand in Frage, dass hier ein Problem vorliegt, bei dem dringender Handlungsbedarf besteht. Bei der Diskussion um Möglichkeiten der Förderung fallen aber zwei Unterschiede auf, die bei der Diskussion in diesem Fall radikal anders sind:

1. Es wird es überhaupt nicht biologistisch Begründet. Den Satz „Jungen sind nun mal von Natur aus nicht so gut im Lesen“ habe ich jedenfalls noch nie gehört.

2. Es wird kaum als Problem der Jungen behandelt. Programme und Initiativen zur Leseförderung zielen auf alle Kinder ab und eben nicht schwerpunktmäßig auf Schüler, obwohl sie mit deutlichem Abstand die größte Zielgruppe sind.

Die Leistungsunterschiede in Naturwissenschaften und in der Lesekompetenz sind zwei Beispiele, bei denen das Geschlecht großen Einfluss hat, und diese Beispiele zeigen, dass es auch in der öffentlichen Diskussion große Unterschiede darüber gibt, wie über Probleme von Mädchen und Jungen in der Schule geredet wird. Zu untersuchen, warum das so ist, wäre doch sicher ein interessantes Forschungsvorhaben. Wenn es doch nur einen wissenschaftlichen Bereich gäbe, der sich solcher Fragen annimmt…

P.S.: Eine übersichtliche grafische Darstellung der wichtigsten PISA-Ergebnisse einschließlich interessanter Ländervergleiche findet sich hier. Auch wenn die Grafiken dort nicht den Standards genügen, ist es ein guter Einstieg in die PISA-Welt.

Quelle: OECD (2016), PISA 2015 Ergebnisse (Band I): Exzellenz und Chancengerechtigkeit in der Bildung, PISA,
W. Bertelsmann Verlag, Deutschland.

Kommentare (20)

  1. #1 Mars
    9. Oktober 2018

    ein anfang.
    nach dem PS hätte ich mir noch einen anderen gewünscht: wie macht man es besser.
    noch besser, wie will der autor es mal für sich und seine schüler besser machen.
    problem erkannt – noch nicht weitergedacht?
    schade mir fehlt da ein klein wenig das herauskitzeln der möglichkeiten.
    oder ein blick, was die 4 genannten länder jetzt schon daraus gelernt haben
    besser geht immer.

    und es hätte auch schuplattler und gender heissen können, der bogen über die QM ist sehr überspannt und dann doch nur wenig benutzt. über schuplattler hab ich dann auch nichts gefunden.
    aber QM dient auch hier nur als hingucker.
    muss nicht sein, das thema wäre auch so interessant genug

  2. #2 noch'n Stephan
    9. Oktober 2018

    @Mars
    Danke für ein Feedback! Mir ging es darum, erstmal die Problemlage sachlich aufzuzeigen. Auf den von dir vermissten Ausblick möchte ich aber gerne schnell eingehen.

    Geforscht und gehandelt wird in diesem Bereich schon. Es gibt einige außerschulische Projekte, wie zB den ‘Girlsday’, die an der angerissenen ‘Selbstwirksamkeitserfahrung’ ansetzen. Für einen durchschlagenden Erfolg fehlt aber – soweit ich es überblicke – der empirische Nachweis.
    Was auch nicht verwundert, weil in unserem Schulsystem seit längerer Zeit viele Veränderungen stattfinden. Zwischen Inklusion, Schulzeitverkürzung (G8), erneute Schulzeitverlängerung (zurück zu G9) und Reduzierung der Schulformen ist es wirklich schwierig, die Auswirkungen einzelner Maßnahmen zu beobachten, die an einem doch recht speziellen Problem ansetzen.

    […], wie will der autor es mal für sich und seine schüler besser machen.

    Die Frage ist leider nicht so leicht zu beantworten, und führt erstmal zu einer ganzen Reihe von Folgefragen. Zunächst einmal ist entscheidend, als welcher Schule ich später mal sein werde. Ist bspw. das Leistungsniveau der Klasse eher niedrig, sind andere Schlüsse nötig, als wenn das Leistungsniveau sehr hoch ist.

    Ein anderes Problem ist der Umfang der Naturwissenschaften. In NRW sind für die Sek I 6-8 Wochenstunden von 160 für Chemie vorgesehen; für alle Naturwissenschaften sind es 20 + 19 für Mathematik. Da ist es schwierig auf Faktoren wie ‘Selbstwirksamkeitserwartung’ einzugehen.

    In Chemie ist ein Ansatz, den Unterricht näher an den Alltagserfahrungen zu orientieren, in dem zB die Chemie von Waschmitteln behandelt wird (was ja schon eine gewisse Ironie hat, dem einen Klischee mit einem neuen entgegenzuwirken).

    Hier ist dann die didaktische Herausforderung, wie ich das im Unterricht behandel, ohne den Sachverhalt unzulässig zu verkürzen. Die Chemie der Waschmittel ist nicht ganz trivial und setzt schon einige Vorkenntnisse voraus.

  3. #3 Mars
    9. Oktober 2018

    nun, danke erst mal, dass du hier gleich darauf eingehst.
    für mich spielt das thema derzeit nicht eine so besondere rolle, wenngleich ich – durch mehrer lehrer im umfeld – schon damit konfrontiert bin.

    wenn du zur grundlage deines beitrags nur die analyse und problemlage siehst, ist das natürlich auch ok.
    für mich als leser …. blieb da dennoch was offen.
    und wenn nur ein kleiner ausblick oder die abgrenzung als solches erwähnt wird, stellt man sich darauf ein.
    dass du – allein schon bei der politischen einflussnahme durch schulministerium und lahrplan(zwang) erst mal nicht viel selbst entscheiden kannst, ist normal.

  4. #4 Joseph Kuhn
    9. Oktober 2018

    Interessant sind die recht großen Unterschiede in einigen islamischen Ländern. Leider ist die pdf nicht automatisch durchsuchbar, die Kommentierung der OECD wäre interessant.

  5. #5 tomtoo
    9. Oktober 2018

    Spannend ist ja auch das in Peru, Costa Rica, Kolumbien die Mädchen vorne sind. Was ist da anders?

  6. #6 Oliver S.
    9. Oktober 2018

    Danke für den Beitrag.
    Mich würde noch interessieren, waum denn biologische Unterschiede oder Veranlagungen von vornherein als mögliche Ursache ausgeschlossen werden? (so hab ich es zumindest verstanden).
    Wenn alle Jungs, über Länder- und Kulturgrenzen hinweg eine geringer Lesekompetenz zeigen (im Durchschnitt) und alle Mädchen (mit nur wenigen Ausnahmen) ebenso über alle Grenzen hinweg schlechtere Leistungen in den Naturwissenschaften zeigen, deutet dies dann nicht eher genau auf eine biologischen Unterschied hin?

    Bei den vier Ländern, in denen die Mädchen bessere Leistungen zeigen könnte man auch die Frage anders herum formulieren. Anstatt zu fragen, warum die Mädchen hier besser sind, wäre es vielleicht auch sinnvoll zu fragen, warum die Jungs schlechter abschneiden als die Mädchen. Vielleicht liegt hier ein gesellschaftlicher Druck vor, der Jungs eher zu Sport und anderen körperlichen Tätigkeiten ermunteret, weshalb die Förderung der Jungs auf der Strecke bleibt (nur eine spontane, unbelegte Hypothese).

    Aber natürlich hast du Recht, wenn du sagst: “das Problem ist nicht so eindeutig, wie es oft behauptet wird.”

  7. #7 noch'n Stephan
    9. Oktober 2018

    @Joseph Kuhn
    Die OECD ist sparsam mit Kommentaren zu Teilnehmerländern, besonders, wenn sie nicht Mitglied der OECD sind.

    Die islamischen Länder sind schneiden bemerkenswert ab, ein paar Sachen müssen aber beachtet werden, um keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen.

    1. Die Leistungen der Mädchen sind stärker, aber deutlich unter dem der OECD-Länder. Es ist ein Vorteil für die Mädchen in den Ländern, aber auf einem insgesamt niedrigeren Niveau.

    2. Die Länder sind untereinander kaum vergleichbar. Katar und die Emirate bilden aufgrund ihrer sozio-ökonomischen Struktur in vielerlei Hinsicht ausnahmen. Sie gehören zB zu den wenigen Ländern der Welt, in dem Kinder von Einwanderern deutlich stärker abschneiden, als Kinder ohne Einwanderungshintergrund. Die Statistik kann also stark verzerrt sein.

    Ich schau morgen nochmal nach, und wenn ich kompetentere Infos dazu finde, reiche ich die nach.

  8. #8 noch'n Stephan
    9. Oktober 2018

    @tomtoo
    Das ist vielleicht nicht ganz klar geworden. Die Grafik zeigt, dass in den lateinamerikanischen Ländern die Mädchen in den untersten Leistungsgruppen überrepräsentiert sind.

    Dass Mädchen überdurchschnittlich oft zu den schwächsten SchülerInnen gehören, findet sich nur in Lateinamerika…und eben in Deutschland.

  9. #9 noch'n Stephan
    10. Oktober 2018

    @Oliver S.
    Zu biologischen Unterschieden:
    Sie werden ausgeschlossen, um die Leistungsfähigkeit zu erklären. Das wird klarer, wenn man die absoluten Punktzahlen betrachtet. Mädchen liegen sehr oft hinter den Jungs (in NaWi), aber der Abstand liegt auf sehr unterschiedlichen Leistungsniveaus.

    Kleines Beispiel aus der ersten Tabelle:
    Würden Mädchen in Österreich die gleichen Leistungen zeigen wie in Deutschland, dann gäbe es in Österreich keine Unterschiede bei den Geschlechtern. In beiden Ländern ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen ungefähr gleich, in Deutschland findet das aber auf einem höheren Leistungsniveau statt.
    Und so lässt sich das weiter denken. Mädchen in Finnland sind deutlich stärker als Jungen in Deutschland, nicht nur im Durchschnitt, sondern auch in der Leistungsspitze (Spalte “90. Perzentil”). Das lässt sich nicht mit biologischen Unterschieden erklären.

    […]wäre es vielleicht auch sinnvoll zu fragen, warum die Jungs schlechter abschneiden als die Mädchen

    Das ist sehr sinnvoll. Das faszinierende ist, dass es in diesem Fall häufig eben nicht als geschlechtsbedingter Unterschied wahrgenommen wird. Die Forschung scheint die Frage erst in jüngerer Zeit aufgenommen zu haben.

    Eine Erklärung ist dann, dass Mädchen auch häufig die besseren Schüler sind. Sie sind sorgfältiger, fleißiger, strukturierter, stören seltener usw.

    Aber hier scheint die Forschung noch recht am Anfang zu sein. Muss aber sagen, dass ich nicht den Anspruch erhebe, sie komplett zu überblicken.

  10. #10 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2016/05/18/empowerment/
    10. Oktober 2018

    … geringeren Selbstwirksamkeitserwartung. Mädchen trauen sich tendenziell seltener zu, naturwissenschaftliche Fragestellungen beantworten zu können, …

    Aha, und auch bei der Selbstwirksamkeit können biologische Veranlagungen ausgeschlossen werden? Wieso ist das eine nationale Größe?

    Das Thema ist in diesem Fall, ob unterschiedliche Schulleistungen durch das Geschlecht begründet sind, und was man dagegen tun könnte.

    Es gibt ja auch Unterschiede zwischen den einzelnen Schülern, also etwa zwischen 2 Jungs oder 2 Mädchen. Gegen diese Unterschiede muss man nichts tun? Wieso muss man etwas gegen die Unterschiede tun?

    Es gibt ja konkurrierende Fächer und Interessen. Sicher, wir könnten alle Menschen zu besseren Chemiker zu machen versuchen, aber das ginge doch zum Teil auf Kosten anderer Fächer.

    Lettland und Türkei liegen ja in jeder Kategorie unter Deutschland – da will man sich sicher nicht unkritisch bedienen.

    Zu den leistungsschwachen Schülern könnte man auch sagen, dass die dicht beieinander liegen, wenn ich die Grafik richtig deute.

    Im Unterricht sollen alle entsprechend den Möglichkeiten gefördert werden. Und da ist es doch unsinnig, wenn die Hälfte aller Kinder von den Bemühungen ausgeschlossen werden, nur weil man glaubt, die Natur ließe es nicht zu.

    Fordert ernsthaft jemand, Mädchen vom naturwissenschaftlichen Unterricht auszuschließen? Das ist doch ein Strohmann!

    An dem Absatz ist aber noch mehr schief. Es ist ja nicht so, dass auch das beste Mädchen schlechter wäre als der schlechteste Junge. Dass das erhobene Merkmal “Geschlecht” die Hälfte der Mädchen umfasst und deren Mittelwert unter dem der Jungs liegt heißt ja nicht, wie Du selbst sagst, dass das Geschlecht die Ursache der schlechteren Leistungen ist.

    Wenn jetzt gezielt alle Mädchen gefördert würden, dann würden auch die, die 1 und 2 stehen gefördert und Jungs, die 4 oder 5 stehen, nicht. Wie kann man das begründen? Man könnte auch alle fördern oder alle unter einem bestimmten Notenschnitt.

    Wenn man alle unterhalb des Mittelwertes zusätzlich fördert schließt man auch die Hälfte von der Förderung aus.

    Das alles aufgrund einer vagen These über Selbstwirksamkeit – sind denn dann die Jungs, die unterdurchschnittlich sind, auch alle Opfer zu geringer Selbstwirksamkeitserwartungen?

    Programme und Initiativen zur Leseförderung zielen auf alle Kinder ab und eben nicht schwerpunktmäßig auf Schüler, obwohl sie mit deutlichem Abstand die größte Zielgruppe sind.

    Der Satz ist unverständlich. Gemeint sind wohl männliche Schüler. Schüler ist generisch und umfasst auch Schülerinnen.

    Die Leistungsunterschiede in Naturwissenschaften und in der Lesekompetenz sind zwei Beispiele, bei denen das Geschlecht großen Einfluss hat,

    Wie, jetzt ist es doch das Geschlecht, das großen Einfluss hat? SCNR. 😉

    und diese Beispiele zeigen, dass es auch in der öffentlichen Diskussion große Unterschiede darüber gibt, wie über Probleme von Mädchen und Jungen in der Schule geredet wird.

    Nein, das ist gar nicht mit Beispielen gezeigt worden sondern es wurde nur behauptet.

    Wenn es doch nur einen wissenschaftlichen Bereich gäbe, der sich solcher Fragen annimmt…

    Eben. Einen wissenschaftlichen Bereich.

    Die Wortwahl (“biologistisch”) belegt aber schon, dass hier eine politische Prämissen nicht angefasst werden dürfen. Die Evolution muss leider draußen bleiben. Das kommt alles aus der Gesellschaft, die mit Natur nichts zu tun hat – schließlich sind wir keine Affen, sondern getaufte Christenmenschen.

  11. #11 mitch
    10. Oktober 2018

    Fehlt da ein Link bei “Quatsch, den andere über QM schreiben”?
    Mein RSS-Reader zeigt da (noch) einen Link an, allerdings ohne Ziel.

  12. #12 Noch'n Stephan
    10. Oktober 2018

    @mitch
    Stimmt, das ist mir gar nicht aufgefallen. Das sollte ein Link sein. Und zwar der hier:
    https://scienceblogs.de/bloodnacid/2016/11/18/zur-rezeption-und-entlarvung-pseudo-tiefsinnigen-bullshits/

    @userunknown
    Zu dir kommt auch noch eine Antwort, die brauch aber noch was

  13. #13 Muddi
    10. Oktober 2018

    Was lernen wir daraus.
    Zurück mit den Hühnern an die Feuerstelle.

    Dann klappt’s auch wieder mit der Arterhaltung

  14. #14 Dietmar
    10. Oktober 2018

    Gemeint sind wohl männliche Schüler. Schüler ist generisch und umfasst auch Schülerinnen.

    Oder wie Heiz Erhardt mal sagte: “Man betritt den Wald: Rechts ein Baum, links eine Bäumin.”

  15. #15 Joseph Kuhn
    10. Oktober 2018

    @ noch‘n Stephan:

    Danke fürs Nachschauen.

  16. #16 Mathematiker
    10. Oktober 2018

    @ Oliver S:

    “Mich würde noch interessieren, waum denn biologische Unterschiede oder Veranlagungen von vornherein als mögliche Ursache ausgeschlossen werden?”

    Das wird nicht gemacht, sndern nur bezweifelt.

    @ user unknown:

    “Es gibt ja auch Unterschiede zwischen den einzelnen Schülern, also etwa zwischen 2 Jungs oder 2 Mädchen. Gegen diese Unterschiede muss man nichts tun? Wieso muss man etwas gegen die Unterschiede tun? ”

    Abgesehen davon, dass sie von Statistik keine Ahnung haben, macht das niemand. Den Strohmann setzten SIE!

    Ihre Unwissenheit machen sie ja deutlich. Ich zitiere: “Es ist ja nicht so, dass auch das beste Mädchen schlechter wäre als der schlechteste Junge. Dass das erhobene Merkmal “Geschlecht” die Hälfte der Mädchen umfasst und deren Mittelwert unter dem der Jungs liegt heißt ja nicht, wie Du selbst sagst, dass das Geschlecht die Ursache der schlechteren Leistungen ist.”

    Na, da merkt man mal, welche Leistungen sie selbst in Mathe gebracht haben….. Viel Spaß ohne Schulabschluss……

  17. #17 tomtoo
    10. Oktober 2018

    @noch’n Stephan
    Sry, da habe ich die Unterüberschrift nicht gelesen. Darum falsch verstanden. Mein Fehler.

  18. #18 user unknown
    10. Oktober 2018

    @Mathematiker:

    Da Veranlagung die Leistungsunterschiede nicht erklären kann, müssen andere Faktoren eine Rolle spielen.

    steht so im Text.

    Abgesehen davon, dass sie von Statistik keine Ahnung haben, macht das niemand. Den Strohmann setzten SIE!

    Welchen Strohmann setze ich? Wie kommen Sie darauf, ich hätte keine Ahnung von Statistik?

    Ich habe mich in der Tat falsch ausgedrückt, sehe ich gerade.
    Ich schrieb:

    Dass das erhobene Merkmal “Geschlecht” die Hälfte der Mädchen umfasst und deren Mittelwert unter dem der Jungs liegt heißt ja nicht, wie Du selbst sagst, dass das Geschlecht die Ursache der schlechteren Leistungen ist.

    Das ist natürlich Quatsch.
    Es hätte heißen sollen:

    Dass das erhobene Merkmal “Geschlecht: weiblich” die Hälfte der Schüler umfasst und deren Mittelwert unter dem der Jungs liegt heißt ja nicht, wie Du selbst sagst, dass das Geschlecht die Ursache der schlechteren Leistungen ist.

    Na, da merkt man mal, welche Leistungen sie selbst in Mathe gebracht haben.

    Leistungskurs Mathe, Abi 2+.

    Was sich anfühlt wie etwas zu merken ist manchmal nur ein Confirmation Bias.

  19. #19 Oliver S.
    10. Oktober 2018

    @noch’n Stephan #9
    Danke für deine Antwort, aber so ganz überzeugt bin ich noch nicht.
    Das sich die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen in Finnland und in Deutschland nicht biologisch erklären lassen ist mir schon klar, hier sieht man den Einfluss der Bildungssysteme.
    Aber das (fast) konsequent über alle Bildungssysteme und kulturellen Unterschiede hinaus Mädchen und Jungen in manchen Bereichen signifikant unterschiedliche Leistungen bringen erklärt sich damit nicht.
    Warum sollten alle Bildungssysteme und Kulturen dazu führen, dass Jungs schlechter lesen können als Mädchen (oder andersherum bei den NaWi)?
    Gibt es denn wenigstens Ansätze einer biologischen Erklärung?
    Gerade weil das ein sehr komplexes Thema ist, fände ich es schade, wenn einzelne Ansätze einer Erklärung von vorn herein ausgeschlossen werden. Es kann ja auch ein Zusammenspiel vieler Aspekte sein.

    Außerdem schreibtst du:
    “Eine Erklärung ist dann, dass Mädchen auch häufig die besseren Schüler sind. Sie sind sorgfältiger, fleißiger, strukturierter, stören seltener usw. ”

    Ist das denn auch in allen Ländern so? Gibt es hierfür Quellen oder Erklärugnsversuche? Ist hier eine biologische Veranlagung auch ausgeschlossen?
    Rein aus meiner Erinnerung an die Schulzeit kann ich der Aussage zwar durchaus zustimmen, aber das ist auch keine repräsentative Stichprobe ;).

  20. #20 demolog
    12. Oktober 2018

    Was hat nun Quantenmechanik mit Genderforschung zu tun?

    Der Autor lockt mit großen Lettern und Zusammenhängen, liefert aber dann … nichts.

    Zu sehen daran, das, wer nach dem Wort “Quanten” sucht, dies nur in den Einleitungsabsätzen des Beitrages findet, der damit abschliesst, das einige Menschen die Begriffe der Quantenphysik für völligen Blödsinn verwenden.

    Der Autor weis offenbar, warum er dann nicht mehr weiter auf die Quantenphysik eingeht!?