Am europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf sollen ja morgen große Dinge verkündet werden. Die Chancen, endlich das langgesuchte Higgs-Teilchen entdeckt zu haben, stehen gut. Den aktuellsten Gerüchten zu folge hat man tatsächlich ein neues Teilchen entdeckt, auch wenn noch nicht wirklich klar ist, ob es das Higgs ist oder nicht. Es ist also eine spannende Zeit für einen Besuch bei CERN. Ich allerdings bin bei der Nobelpreisträgertagung in Lindau. Aber die Agenten von Astrodicticum Simplex sind überall; auch am CERN 😉
Bettina Ogbuagu-Poledna hat gemeinsam mit mir Astronomie studiert, ist aber mittlerweile Lehrerin für Mathematik und Physik geworden. In dieser Eigenschaft nimmt sie am CERN Programme for Physics High School Teachers teil. Drei Wochen lang lernen Lehrerinnen und Lehrer aus der ganzen Welt alles über Teilchenphysik und die neuesten Forschungsergebnisse. Eine tolle Sache – Schulen und Universitäten sollten viel häufiger zusammenarbeiten. Was genau Bettina während der drei Wochen am CERN erlebt, wird sie hier in einer Serie von Gastartikeln erzählen. Ich bin schon gespannt. Hier sind ihre Eindrücke vom ersten Tag.
Ich sitze gerade in meinem Hotelzimmer am Gelände von CERN und habe heute
einen Vortrag von John Ellis über Teilchenphysik gehört. Hätte jemand gesagt,
dass mir das passieren wird, hätte ich es nicht geglaubt. Ich, eine Mathe- und
Physiklehrerin aus Oberösterreich. Wie es dazu kam und was ich beim CERN erlebe,
werde ich gerne in Florians Blog berichten.
Ich unterrichte seit vier Jahren Mathematik und Physik und habe seit diesem
Jahr das Glück an einer HTL (höheren technischen Lehranstalt) zu arbeiten. Die
SchülerInnen bekommen eine technische Zusatzausbildung und sind daher ziemlich
physikinteressiert. Als ich Informationen über CERN zusammenstellen wollte, um
mit meinen SchülerInnen über Teilchenphysik zu reden, entdeckte ich ein Programm
für PhysiklehrerInnen an höheren Schulen, genannt „HST – High School Teacher
Program”.
Jeder Lehrer, jede Lehrerin, die SchülerInnen zwischen 14 und 18 unterrichtet,
kann an diesem Programm teilnehmen. Wenn das Herkunftsland auch noch ein
Mitglied von CERN ist (also u.a. Deutschland, Österreich und die Schweiz), dann
bezahlt CERN auch noch die Anreise (bis 500CHF) und die Unterkunft/Verpflegung
(2000CHF). Näheres kann man auf der HST Homepage nachlesen. Eine Voraussetzung ist allerdings, dass man die englische Sprache gut beherrscht, da alle Vorträge in Englisch sind.
Als ich mit der Straßenbahn zum CERN kam, musste ich zuerst am „Guard” vorbei
und mich anmelden. Dieser schickte mich mit einer Karte zum Hostel. Der erste
Eindruck war sehr ernüchternd, da die Gebäude, an denen ich vorbei kam, sehr alt
und heruntergekommen aussehen. Da aber die ersten Gebäude am Gelände von
CERN bereits in den 1950er Jahren gebaut wurden und manche davon teilweise
kaum verwendet werden, ist es nicht so verwunderlich. In den nächsten Tagen
kam ich dort ohnehin nicht mehr vorbei. Mein erster Eindruck, dass es sich um eine
eigene Stadt handelt, täuschte nicht. Es gibt sogar eigene CERN-Fahrräder und –
Autos!
Am Ankunftstag hatten wir abends die „Welcome Reception”. Da lernten wir gleich
unsere Kollegen kennen: 42 LehrerInnen aus den verschiedensten Ländern der
Welt (Deutschland, England, Irland, Niederlande, Polen, Bulgarien, Rumänien,
Griechenland, Serbien, Italien, Spanien, USA, Kanada, Ecuador, Japan, Thailand,
Israel, Burundi, Uganda, Kamerun, Madagaskar und Ghana). Anschließend bekamen
wir noch eine kleine Tour von Mick Storr und Sasha Schmeling.
Das Programm unseres 3-wöchigen Programms kann man im Internet
nachlesen. Die Programme der letzten Jahre übrigens auch und jetzt kommt das tolle: alle Vorträge sind auch online!! Einfach mal reinschauen!
Warum macht CERN sich die Mühe, diese Programme zu organisieren und
finanzieren? Ganz einfach, es geht darum, die Leute für Physik zu interessieren und
sensibilisieren. Und dabei beginnt man am einfachsten bei den SchülerInnen. Sie
sollen ermuntert werden, Physik zu studieren bzw. sich einfach nur etwas mehr für
Physik zu interessieren. Natürlich ist das nicht ohne Eigennutzen: CERN braucht
gute Wissenschaftler und (zukünftige) Entscheidungsträger, die der Wissenschaft zu
getan sind.
Am ersten Tag durften wir bereits John Ellis kennenlernen. Er erzählte uns einiges
über CERN und hielt eine kurze Einführung über Teilchenphysik. In den nächsten
Tagen sollen wir auch noch Peter Higgs und Jack Steinberger kennen lernen. Wir sind hier alles sehr gespannt…
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