Dass die Ringe anfangs sehr massereich waren, erklärt zwanglos gleich noch etwas anderes: Im Laufe der Zeit sollten die Ringe eigentlich zunehmend felsiges Material ansammeln, weil Asteroiden von außen hinzukamen. Deswegen nahm man lange Zeit an, dass die Ringe wesentlich jünger sind als der Saturn selbst. Wenn die Ringe aber gleichzeitig viel Masse verlieren, dann können sie sehr alt sein und heutzutage immer noch vor allem aus Wassereis bestehen.

Insgesamt passt Canups Modell sehr gut zu den Beobachtungsdaten und hat den Vorteil, konzeptionell ziemlich einfach zu sein: Alles, was man braucht, ist ein großer Mond mit felsigem Kern und einer dicken äußeren Eisschicht dicht an der Roche-Grenze. Wenn das Modell sich bewährt, dann erscheint es nicht unplausibel, dass auch Planeten in anderen Sonnensystemen Ringe haben könnten.


Canup, R. (2010). Origin of Saturn’s rings and inner moons by mass removal from a lost Titan-sized satellite Nature DOI: 10.1038/nature09661

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Kommentare (10)

  1. #1 KommentarAbo
    19. Dezember 2010

  2. #2 SCHWAR_A
    19. Dezember 2010

    Aber wie konnte denn das Eis den Anziehungsbereich des Rest-Gestein-Mondes derart verlassen, daß es sich um den Saturn verteilte? Gezeitenkräfte sind doch nicht derart stark, daß sie bis auf Fluchtgeschwindigleit beschleunigen!

  3. #3 MartinB
    20. Dezember 2010

    @SCHWAR_A
    soweit ich das verstehe, ist genau das der Fall: Die Gezeitenkräfte werden größer als die Gravitation und reißen den Planeten auseinander:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Roche-Grenze
    Hinzu kommen die “Kohäsivkräfte” – also die Bindungskräfte innerhalb des gesteins. Soweit ich das paper verstehe (habe aber nicht alles genau gelesen) wurden die mit berücksichtigt um zu sehen, dass eben das außen liegende Eis abgestreift werden kann, während der Gesteinskern zusammenbleibt, bis der Mond auf den Saturn stürzt.

  4. #4 Bullet
    20. Dezember 2010

    Wenns denn schnell genug geht. Gezeitenkräfte reißen auch Steine auseinander, wenn die zu groß sind und zu lange in der Gravitationspresse verweilen.

  5. #5 Benny
    20. Dezember 2010

    Wobei sich mir nun aber die Frage aufdrängt, warum gibt es dieses Phänomen nicht auch bei anderen Planeten in unserem Sonnensystem, sondern nur beim Saturn? Genügend Monde, denen das gleiche Schicksal bei anderen Planeten ereilen könnte, gibt’s ja 😉

  6. #6 klauszwingenberger
    20. Dezember 2010

    @ Benny:

    Saturn ist nicht der einzige Planet mit Ringsystemen. Nur der auffälligste.

  7. #7 SCHWAR_A
    20. Dezember 2010

    Würde durch derart große Kräfte die Temperatur des Mondes nicht soweit erhöht, daß das Eis sogar verdampft? Dann würde sich natürlich durch späteres Auskondensieren wiederum Eis bilden können, ohne Gestein dabei. Ist denn bekannt, wie ‘rein’ das Eis ist?

    Soweit ich weiß, sind die Ringe stark durch Resonanzen mit den anderen Trabanten verkoppelt. Könnte nicht notwendigerweise mindestens ein anderer, größerer Mond notwendig sein, um die Eisbrocken zwischen diesem und dem Saturn zu halten (Lagrange-Punkte etc.)?

  8. #8 MartinB
    20. Dezember 2010

    @Benny
    Aber der Mond muss groß genug sein und dicht an der Roche-Grenze entstehen und ind er Frühzeit (als noch tonnenweise Staub um den Planeten flog) soweit abgebremst werden, dass er in den Roche-Bereich reinkommt.
    Vielleicht hatten die anderen Planeten früher auch deutlichere Ringe (kleine Ringe haben ja Jupiter und Uranus, wenn ich mich recht entsinne), aber nur beim Saturn war halt ein großer Mond mit Eispanzer betroffen.
    Vielleicht haben ja unsere “Hausastronomen” noch was kluges zu sagen…

  9. #9 Name auf Verlangen entfernt
    20. Dezember 2010
  10. #10 MartinB
    21. Dezember 2010

    @MT
    Interessanter Link, danke.