Wenn ihr euch eine Digitalkamera kauft, dann steht in allen Prospekten eine Zahl immer besonders groß: Wieviele Megapixel die Kamera hat. Heutzutage haben ja schon einfache Knipskameras 12 oder 14 Megapixel, während es vor ein paar Jahren vielleicht 5 oder 6 waren. Also sind die Kameras heute doppelt so gut, und machen doppelt so tolle Bilder, oder? Mehr Megapixel sind ja sicher besser, je mehr Megapixel, desto schönere Bilder.
Einfach gesagt: Nein. Ob mehr Megapixel besser sind, hängt davon ab, was ihr mit euren Bildern anfangen wollt, und in vielen Fällen sind mehr Megapixel eher ein Nachteil.
Was sind Megapixel?
“Mega-” ist ja die Vorsilbe für “Million” (ein Megawatt sind eine Million Watt), also ist ein Megapixel ein anderes Wort für eine Million Pixel. Das war einfach, oder?
Ach so, vielleicht sollte ich auch noch erklären, was ein Pixel ist? Vermutlich lest ihr diese Seite an eurem Computermonitor. Geht mal gaaaanz dicht an den Monitor ran – wenn ihr kurzsichtig seid, nehmt die Brille ab, dann könnt ihr auf ganz kurze Entfernungen noch scharf sehen, andernfalls nehmt vielleicht eine Lupe zur Hand. So etwa sieht das Ergebnis aus:
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Wie ihr seht, besteht das Bild aus einzelnen Bildpunkten – und die heißen Pixel. Normalerweise merkt ihr davon nichts, weil die Bildpunkte ziemlich klein sind und ihr einigermaßen weit weg vom Bildschirm sitzt. Ein typischer Computer-Monitor im Breitformat hat 1920 mal 1080 solche Pixel, also etwa 2 Megapixel 1. Wenn ihr euch auf dem Bildschirm Fotos oder Videos anguckt, dann sehen die trotzdem scharf und klar aus und von den Pixel ist nicht viel zu bemerken.
1Beim Vergleich zwischen der Megapixelzahl eines Monitors und einer Digitalkamera muss man etwas aufpassen: beim Monitor besteht jeder Pixel aus drei Subpixeln für die drei Grundfarben, so dass man die Pixelzahl eigentlich mit 3 multiplizieren müsste. Bei der Kamera gibt es auch unterschiedliche Pixel für die unterschiedlichen Farben – die volle Farbinformation eines solchen Pixels wird dann aus der der benachbarten Pixel interpoliert. Normale Kameras verwenden einen Bayer-Sensor, aber auf diese Feinheiten gehe ich hier nicht ein.
Wenn ein Bild (beispielsweise auf dem Monitor) hinreichend viele Pixel hat, dann bemerkt man diese nicht mehr – es sei denn, man geht sehr nahe heran. Je mehr Pixel sich auf demselben Raum zusammenquetschen, desto dichter kann ich natürlich herangehen, bevor ich die Pixel bemerke. Einige kennen vielleicht dieses Bild:
Wenn ihr genau hinseht (oder besser: Wenn ihr ein Stück weggeht oder die Augen etwas zusammenkneift), dann könnt ihr Abraham Lincoln erkennen – aber ein so grobes Pixelraster wäre dann für einen Monitor doch etwas arg.(Künstlerisch wurde der Pixel im Pointillismus entdeckt, hübsche Beispiele auch aus neuerer Zeit gibt es hier.)
Fazit: Viele Pixel sind günstig, weil sie es erlauben, auch noch Details gut zu erkennen. Ab einer bestimmten Pixelzahl hilft eine weitere Erhöhung aber nicht mehr viel, denn sooo dicht geht man ja an ein Bild normalerweise nicht heran. Nach dieser Logik scheint es also tatsächlich so, dass mehr Pixel immer besser sind; allerdings nimmt der Vorteil weiterer Pixel irgendwann immer mehr ab.
Kamera-Pixel
Auch eine Digitalkamera hat Pixel – allerdings soll die ja Bilder aufnehmen, nicht anzeigen (außer auf dem Display zur Bildkontrolle, aber das spielt jetzt keine Rolle). Die Pixel sitzen auf einem Sensor, der das Bild, das von der Kameraoptik erzeugt wird, aufnimmt. Dieser Sensor ist eine spezielle Art von Chip, ein sogenannter CCD-Chip (CCD steht für “charged coupled device” – ladungsgekoppeltes Gerät).
Um das Problem beim Megapixel-Wahn zu verstehen, müssen wir uns ganz grob ansehen, wie so ein Chip funktioniert. (Ich bleibe hier sehr oberflächlich, denn die Problematik kann man auch ohne viel Halbleiterphysik verstehen.) Der Sensor-Chip besteht aus einem Halbleitermaterial. Fällt Licht auf ein solches Material, so kann es im Material Elektronen aus ihren Atombindungen losschlagen. Legt man an den Halbleiter eine elektrische Spannung an, so werden die Elektronen angezogen und sammeln sich an der Oberfläche des Halbleiters, da, wo der Pluspol der Spannung liegt.
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