Mehr Megapixel auf derselben Fläche führen also zu mehr Bildrauschen – die Bildqualität wird nicht unbedingt besser, sondern gerade bei schlechtem Licht sogar schlechter. Die meisten Kameras haben Rauschunterdrückungsprogramme eingebaut, um das Problem abzumildern – aber da ein Programm nicht wissen kann, ob ein Farbfleck nun real ist oder durch Rauschen kommt, gehen diese Programme letztlich immer auf Kosten der Bildqualität.
Wieviel Megapixel braucht man wirklich?
Gute Frage. Für normale Fotogröße reichen 6 Megapixel allemal. Für Poster sagen viele Leute, dass man dort mehr Pixel braucht. Das hängt aber immer davon ab, was genau ihr mit dem Poster machen wollt: Wenn ihr es direkt neben euren Lieblingssessel hängt, dann werdet ihr es natürlich häufig stark aus der Nähe sehen und dann mag eine “Pixeligkeit” vielleicht unangenehm auffallen. Der Normalfall dürfte aber sein, dass man ein Bild ja eigentlich als Ganzes betrachtet – wenn das Poster größer wird, dann geht man auch weiter Weg, um es anzusehen. Entsprechend braucht man für ein großes Poster nicht unbedingt mehr Pixel.
Wer “echte” Pixeleffekte wie zum Beispiel Kanten, die wie Treppen aussehen, vermeiden will, der kann noch zu einem anderen Trick greifen: Das Bild mit einer Bildbearbeitungssoftware skalieren, so dass aus einem Pixel mehrere werden. Dabei entstehen natürlich (anders als bei irgendwelchen Krimiserien, wo man ja in der Reflektion der Flasche auf dem Tisch hinter der Scheibe des Cafes durch Reinzoomen noch die Zigarettenmarke des rauchenden Schurken auf der anderen Straßenseite erkennen kann) keine neuen Bildinformationen, aber pixelige Kanten werden durch die Programme “geglättet”. (Eventuell müsst ihr hinterher vorsichtig etwas nachschärfen.) Mit dieser einfachen Technik habe ich schon mal ein Bild mit etwa einem einzigen Megapixel (das als Hintergrund in einer Fotomontage diente) auf DIN A2 aufgeblasen – und noch niemand hat sich über die “Pixeligkeit” beschwert. (Und wenn ihr mal ganz dicht an Werbeplakate rangeht, werdet ihr auch da Pixel erkennen.)
Und auch hier gilt wieder: Was nützen euch 14 Megapixel, wenn die voller Rauschen und Farbfehler stecken? Eine gute Diskussion der Problematik findet ihr auch hier und ein paar Zahlenwerte hier.
Wenn nicht Megapixel, was dann?
Nachdem ich euch nun überzeugt habe, dass die Megapixel nicht das wichtigste an der Kamera sind – was dann?
Eins sollte sofort klar sein: 6 Megapixel sind nicht gleich 6 Megapixel. Meine gute alte Nikon verteilt ihre 6 Megapixel auf einen Sensor mit einer Fläche von etwa 370Quadratmilimeter, bei einer einfachen modernen Kompaktknipse ist die Sensorgröße vielleicht nur 20 oder 30 Quadratmillimeter. Jeder Bildpunkt hat also nur ein Zehntel der Fläche (noch weniger, wenn man mehr Megapixel draufpackt), und ist entsprechend rauschanfälliger. Was den Sensor angeht, ist also die Frage nach der Größe viel wichtiger als die nach der Megapixelzahl – leider findet man diese Angabe nicht so leicht, denn die Firmen halten ihre Sensorgrößen typischerweise konstant und machen damit deshalb nicht so viel Werbung (“Seit 10 Jahren mit Sensorgröße 35Quadratmillimeter” klingt halt nicht so toll…).
Und warum macht man die Sensoren nicht einfach größer? Der Sensor misst ja das Bild, das von der Optik (sprich: den Linsen) erzeugt wird. Macht man den Sensor größer, dann braucht man entsprechend eine größere Brennweite und damit größere Linsen. Größere Linsen wiederum haben Probleme mit Farbfehlern oder Verzerrungen – um die auszugleichen, besteht ein modernes Objektiv für eine Spiegelreflexkamera typischerweise aus einem ganzen Satz von Linsen. Und damit sind größere Linsen eben teuer – für ein anständiges Objektiv einer Spiegelreflexkamera kann man locker ein paar Hundert Euronen auf den Tisch legen, wenn man die übrig hat (falls jemand nach einem Weihnachtsgeschenk für mich sucht…). Die winzigen Glasscherben, die man vor eine Kompaktkamera (oder gar eine Handykamera) basteln muss, sind wesentlich preiswerter. (Wobei man auch mit ner Handykamera gute Fotos machen kann – solange genügend Licht da ist. Beispiele findet ihr in der unten zitierten Fotoschule.)
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