Im Januar habe ich mich ja schon über die blödsinnige Erklärung der Schwerelosigkeit in der Zeitschrift TK aktuell echauffiert. Gerade habe ich die neue Ausgabe aufgeschlagen. Wieder haben die “Wissenschaftsexperten” es geschafft, absoluten Blödsinn zu verzapfen.
Unter dem Titel “Ein Bioprodukt – was ist das eigentlich” erläutert das aktuelle Heft:
Früher, als es noch keine chemischen Düngemittel
gab, haben die Bauern ihr Obst und Gemüse automatisch „bio” ange
baut.
Genau. Früher gab es nämlich noch gar keine Chemie – da bestanden die Dünger noch aus – ähh … “bio”? (Kleiner Hinweis: Es gibt eine Disziplin namens “Biochemie” – wie das wohl angehen kann, wo “Chemie” und “Bio” doch offensichtlich Gegensätze sind?)
Um jeden Zweifel daran, dass es sich hier um absolute Ahnungslosigkeit und nicht etwa nur um unglückliche Wortwahl handelt, auszuräumen, lesen wir zwei Sätze später:
Damit ist schon klar, was nicht „bio” ist: Wenn beim Anbau von Obst und Gemüse Chemie verwendet wird,
Genau. Denn Chemie ist was ganz schrecklich schlechtes, deswegen wird bei Bioprodukten “auf den Einsatz von Chemie oder Gentechnik verzichtet”.
Liebe Autoren von TK aktuell, hier ein Tipp (wie schon beim letzten Mal): Wenn man keine Ahnung hat, dann hilft das Internet. Wikipedia erläutert zum Beispiel sehr schön:
Die Chemie ist die Lehre vom Aufbau, Verhalten und der Umwandlung von Stoffen sowie den dabei geltenden Gesetzmäßigkeiten.
Auch der biologischste Bio-Bauer wendet also “Chemie” an, wenn er auch nur Wasser auf seine Pflanzen kippt, von biologischem Dünger ganz zu schweigen – die Phosphatgruppen in biologischer Jauche bestehen aus den gleichen Atomen wie die im künstlichsten Kunstdünger.
Natürlich habe ich damit nicht gesagt, dass Bio-Produkte unsinnig sind – das sind sie sicher nicht. Aber wer Kindern einredet, dass der Unterschied zwischen “Bio” und “Nicht-Bio” der ist, dass ich “Nicht-Bio” ganz viel “Chemie” drin ist, der redet Blödsinn – und wenn Kinder dann eines Tages in der Schule das Fach “Chemie” doof finden, muss man sich vielleicht nicht wundern.
Jetzt könnte ja jemand sagen “Ist doch nicht so schlimm”. Aber es kommt noch etwas hinzu: Wenn ein Artikel in TK aktuell Blödsinn enthält – wie ist es dann mit den anderen, die ich vielleicht nicht so leicht beurteilen kann? Ist der Rest der Zeitschrift genauso schlecht (besser gesagt: gar nicht) recherchiert und einfach entstanden, weil ein Journalist ohne jede Ahnung eine Seite vollbekommen wollte?
Auch heute werde ich einen Link auf diesen Blog-Eintrag an die Techniker-Krankenkasse schicken – mal gucken, ob diesmal etwas passiert (beim letzten Mal hat sich niemand bei mir gemeldet).
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