Vorgestern hatte ich ein seltsames Erlebnis beim Radfahren: Mein Fahrrad ist inzwischen drei Jahre alt und ich dachte gerade, dass ich ganz schön viel Glück hatte, dass ich bisher noch nie einen Platten hatte. Keine zwei Minuten später merkte ich, wie das Hinterrad anfing, über den Boden zu schrubbern. Tatsächlich – eine kurze Kontrolle ergab, dass der Reifendruck ein bisschen niedrig war. Kurz darauf war der Reifen platt.

Habe ich (vielleicht dank meiner Beschäftigung mit Spiritualität) übersinnliche Fähigkeiten entwickelt und kann jetzt die Zukunft vorhersagen?

Oder war eine übernatürliche Kraft am Werk, um meinen Fahrrad-Hochmut in die Schranken zu weisen?

Nun ja, als eher naturwissenschaftlich denkender Mensch liegen natürlich andere Erklärungen nahe. Es könnte sich beispielsweise um einen Zufall handeln – wahrscheinlich denke ich öfters mal an einen Platten, und wenn nicht ich, dann halt jemand anders, und all die vielen Male, wo hinterher keine Panne passiert, vergesse ich einfach wieder. Rein statistisch müsste so etwas ja öfters mal passieren.

Moment mal, das ist doch ein Fermi-Problem! Wenn wir mal willkürlich annehmen, dass man beim Radfahren einmal in fünf Stunden an einen Platten denkt (das würde für mich heißen, etwa einmal die Woche, wenn ich jeden Tag zur Arbeit radle), und wenn der Abstand zwischen dran denken und dem tatsächlichen Platten maximal 2 Minuten betragen soll, dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine solche Koinzidenz 1:150.

Wieviele platte Reifen hatte ich schon in meinem Leben? Früher ziemlich viele (da gab’s die unkaputtbaren Mäntel noch nicht) – insgesamt aber bestimmt 30, vermutlich eher mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass mir das so einmal im Leben passiert, beträgt also 1:5.

Damit könnte man sich zufrieden geben – aber beim Nachdenken stellte ich fest, dass mir vor ein paar Jahren schon einmal mehr oder weniger dasselbe passiert war. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit natürlich, wenn auch immer noch nicht dramatisch. Vielleicht ist die Abschätzung ja falsch und ich denke ständig an platte Reifen und vergesse das gleich wieder (das scheint mir aber dann doch unwahrscheinlich, denn meistens kann ich mich ganz gut erinnern, was ich so gedacht habe).

Vermutlich gibt es aber noch eine andere Erklärung: Es war ja kein Nagel, der meinen Schlauch schlagartig ins Jenseits beförderte, sondern ein eher kleines Loch (Ich hab’s beim Reparieren nicht finden können, aber zum Glück einen Ersatzschlauch dabeigehabt). Der Reifen verlor also wahrscheinlich seine Luft langsam. Und von daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass ich unbewusst bereits das veränderte Fahrverhalten bemerkt habe, bevor ich es bewusst registrierte, und dass so der Gedanke an den Platten aufkam.

Fazit:
Übersinnliche Fähigkeiten – leider immer noch Fehlanzeige.
Kritisches Denken – anscheinend noch ganz in Ordnung.

Kommentare (55)

  1. #1 Katrin von der Bey-Löhmann
    27. Mai 2011

    Übersinnliches…
    Ich stelle mir das gerade so vor, wie beschrieben: Der Reifen verliert Druck. Der Körper registriert`s. Das Hirn assoziiert´s. Die Schlussfolgerung kommt ins Bewusstsein.

    Unsere Sinne sind so fein – dass man versucht ist, an Übersinnliches zu denken.
    Und das nur, weil diese Feinheit, diese Schnelligkeit der Sinneswahrnehmungen eben gründlicher, differenzierter und höher ist als unser Verstand.

    Ich kann nicht bedauern: Leider keine Übersinnlichkeit…
    “Kritisch gedacht” gefällt mir besser:
    Unser Bewusstsein ist ein träges grobes Gebilde im Vergleich zu unseren Sinnen.

    Ein Fahrradschlauch lehrt uns,
    dass wir mit dem Hintern
    schneller schalten
    als mit dem
    Hirn.

    Das gefällt mir!
    Gruß, K.

  2. #2 Katrin von der Bey-Löhmann
    27. Mai 2011

    Übersinnliches…
    Ich stelle mir das gerade so vor, wie beschrieben: Der Reifen verliert Druck. Der Körper registriert`s. Das Hirn assoziiert´s. Die Schlussfolgerung kommt ins Bewusstsein.

    Unsere Sinne sind so fein – dass man versucht ist, an Übersinnliches zu denken.
    Und das nur, weil diese Feinheit, diese Schnelligkeit der Sinneswahrnehmungen eben gründlicher, differenzierter und höher ist als unser Verstand.

    Ich kann nicht bedauern: Leider keine Übersinnlichkeit…
    “Kritisch gedacht” gefällt mir besser:
    Unser Bewusstsein ist ein träges grobes Gebilde im Vergleich zu unseren Sinnen.

    Ein Fahrradschlauch lehrt uns,
    dass wir mit dem Hintern
    schneller schalten
    als mit dem
    Hirn.

    Das gefällt mir!
    Gruß, K.

  3. #3 WolfgangK
    27. Mai 2011

    Einer der wahrscheinlichen Gründe für solche Vorkommnisse, die ich selbst auch hier und da erlebe, ist wohl eine Art statistische Durchschnittserwartung, dass jetzt eigentlich mal wieder etwas “passieren” müsste. Mir geht das beim Auto eigentlich immer so, dass ich denke: “Da war aber lange nichts mehr kaputt” und dann dauert es meist nicht mehr lange, bis dann tatsächlich irgendetwas ausfällt.

  4. #4 Dr. Webbaer
    27. Mai 2011

    Und von daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass ich unbewusst bereits das veränderte Fahrverhalten bemerkt habe, bevor ich es bewusst registrierte, und dass so der Gedanke an den Platten aufkam.

    Eine gut vorstellbare Variante. – Ansonsten ist der Ansatz eine Wahrscheinlichkeit für jeweils voneinander unabhängige Ereignisse festzulegen, eine Gesamtwahrscheinlichkeit zu errechnen und dann nach deren gemeinsamen zeitnahen Eintreten irgendetwas zu folgern unbrauchbar. – Jedenfalls aus dem Ex Post. 🙂

    Auch haben Würfel kein Gedächtnis, werter WolfgangK.

    MFG
    Dr. *10%* Webbaer

  5. #5 Theres
    27. Mai 2011

    Gegen funktionierende Instinkte (oder ist das Intuition oder gar Gefühl im Hintern 😉 ist doch nichts einzuwenden. Zugegeben, mit übersinnlichen Fähigkeiten könnte man mehr Geld verdienen …
    Unser Spamfilter hat zugeschlagen – kurze Texte mit “GEld verdienen” drin sind ja auch verdächtig.

  6. #6 michael
    27. Mai 2011

    > Keine zwei Minuten später merkte ich, wie das Hinterrad anfing, über den Boden zu schrubbern.

    Oder eine falsche Erinnerung. Nachdem das Ereignis eingetreten ist, glaubt man, man hätte kurz vorher gedacht, dass das Ereignis eintreten könnte.

  7. #7 Katrin von der Bey-Löhmann
    27. Mai 2011

    Übersinnliches…
    Ich stelle mir das gerade so vor, wie beschrieben: Der Reifen verliert Druck. Der Körper registriert`s. Das Hirn assoziiert´s. Die Schlussfolgerung kommt ins Bewusstsein.

    Unsere Sinne sind so fein – dass man versucht ist, an Übersinnliches zu denken.
    Und das nur, weil diese Feinheit, diese Schnelligkeit der Sinneswahrnehmungen eben gründlicher, differenzierter und höher ist als unser Verstand.

    Ich kann nicht bedauern: Leider keine Übersinnlichkeit…
    “Kritisch gedacht” gefällt mir besser:
    Unser Bewusstsein ist ein träges grobes Gebilde im Vergleich zu unseren Sinnen.

    Ein Fahrradschlauch lehrt uns,
    dass wir mit dem Hintern
    schneller schalten
    als mit dem
    Hirn.

    Das gefällt mir!
    Gruß, K.

  8. #8 Hannes Bongard
    27. Mai 2011

    „Ob ich nun an einen Dämon des Luftreichs glaube oder an einen Faktor im Unbewussten, welcher mir einen teuflischen Streich spielt, ist völlig irrelevant. Die Tatsache, dass der Mensch von fremden Mächten in seiner eingebildeten Einheitlichkeit bedroht ist, bleibt nach wie vor dieselbe.“ – Carl Gustav Jung

  9. #9 WolfgangK
    28. Mai 2011

    Man sollte bei den so deutlichen Erklärungen der Feinfühligkeit mancher Körperteile nicht vergessen, dass es auch Ereignisse gibt, die man nicht mit dem Hintern “erspüren” kann. Der Telefonanruf desjenigen, an den man ein paar Tage vorher gedacht hat (“der hat aber schon lange nicht mehr angerufen”) beinhaltet jedoch ebenso keine hellseherischen Signale. Genauso wie oben beschriebenes Auto scheint es tatsächlich hin und wieder Wahrscheinlichkeiten zu geben, die einer gewissen Frequenz unterliegen. Nicht immer, nicht regelmäßig, aber oft genug, um sich manchmal darüber zu wundern.

  10. #10 Dr. Webbaer
    28. Mai 2011

    Genauso wie oben beschriebenes Auto scheint es tatsächlich hin und wieder Wahrscheinlichkeiten zu geben, die einer gewissen Frequenz unterliegen.

    Klar, je länger Sie Autofahren, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass eine Panne ansteht. – Werden Sie auf dem Meer in einem Bötchen ausgesetzt, sehen kein Land und sind orientierungslos, dann fahren Sie einfach in irgendeine Richtung (ein Kompass wäre hilfreich 🙂 und die Wahrscheinlichkeit steigt immer mehr an, dass Sie Land finden. – Oder leben Sie einfach, die Wahrscheinlichkeit steigt über die Jahre, dass Sie es morgen nicht mehr tun. – BTW: Was hat’s mit dem Blogpost zu tun?

    MFG
    Dr. Webbaer

  11. #11 WolfgangK
    28. Mai 2011

    @Dr. Webbaer
    Hier hatte ich schon angedeutet, was ich von Ihnen halte. Ihre auf meine Beiträge prompt folgenden Ergüsse erinnern mich tatsächlich an eine penetrante Fußhupe, dessen Schwanz mit dem Rest wedelt. 10% sind einfach zu wenig und lohnen den Aufwand nicht. Ich hoffe, dieser Beitrag hilft Ihnen ein wenig, aber ich fürchte, gegen latenten Masochismus hilft nichts wirklich.

  12. #12 Dr. Webbaer
    28. Mai 2011

    @WolfgangK
    Sorry, Dr. W weiß nun wirklich nicht, was er Ihnen getan hat. Sollte sein Niveau nicht dem Ihren entsprechen, so ignorieren Sie ihn doch am besten einfach…

    Zum Thema noch nachtragend: Wenn es wirklich so wäre, dass kein Zusammenhang zwischen der Ahnung des Inhaltemeisters und dem dann eintreffenden Ereignis (dem Platten) existiert, es sich also um eine tatsächliche Prädiktion handelte, wie wäre die Sache dann einzuordnen? [1]

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] wissenschaftlich, weniger spirituell 🙂

  13. #13 MartinB
    28. Mai 2011

    @Wolfgang
    Ja, die einfache Koinzidenz (bzw. die Möglichkeit, dass ich einfach mal wieder “dran” war) habe ich ja auch in Betracht gezogen – letztlich halte ich in diesem Fall die “Hintern”-Variante für wesentlich plausibler.

    @michael
    Ich bin mir ziemlich (sehr) sicher, dass es so nicht war; im Bewusstsein war zuerst der Gedanke, dann die Beobachtung.

  14. #14 Katrin von der Bey-Löhmann
    28. Mai 2011

    “…im Bewusstsein war zuerst der Gedanke, dann die Beobachtung.”

    Nah dran, Martin.

    Die Prädiktion eines Telefonanrufs.
    Ist am Ende nichts weiter als eine Retrodiktion.

    Man nehme das Telefon zur Hand und gehe die Telefonliste durch. Man stelle sich vor – bei jedem dieser Namen – die betreffende Person würde einen in den nächsten Sekunden anrufen. Zu jedem dieser Menschen kommt ein Gedanke, eine “Notiz” ins Bewusstsein.
    Z.B: B wie Bruder. Riefe nun der Bruder an, wäre vielleicht der erste Gedanke: “Was will der denn schon wieder…?” K wie Kollegin: “Die hatte doch vorgestern eine Frage, zu der wir nicht mehr gekommen sind…” A wie Alter Bekannter: “Mann, wir haben ja seit Jahren nix mehr voneinander gehört…”
    All diese Notizen denken wir uns nicht erst angesichts der Telefonliste vor Augen der Reihe nach aus. Sie liegen natürlich die ganze Zeit vor. Im Unbewussten. Ablage Telefonanrufer.

    Das Telefon klingelt, die Ablage wird geöffnet. Im Unbewussten. Alle Notizen liegen parallel offen da. Merken wir nicht.
    Nur ein Gedanke – Name + Notiz – bekommt eine Markierung: Der Name und die Notiz des Anrufers.
    Besonders bewusst wird uns diese Geschichte wegen der Notiz: Mann, wir haben ja …
    Es war sehr unwahrscheinlich, dass der Typ anrief. Es war bemerkenswert. Und darum haben es wir uns das auch GEmerkt – nachdem wir es BEmerkt haben. Das BEmerken war: Aus der Gedächtnisablage (Unbewusstes zu Telefonanrufern) passte ein Gedanke zum Reiz (Anruf). Diese Verknüpfung hat den Namen + Notiz in das Bewusste Gedächtnis hervorgezogen. Als einzigen Gedanken von allen. Und als einzigen Gedanken, den wir erinnern können. (Weshalb wir glauben, wir hätten sonst nichts gedacht…)

    Wenn man sich überlegt, was wir über unsere Gedächtnis gegenwärtig wissen oder zu wissen glauben, ist eine Leistung des Gedächtnisses besonders bedeutend: Die Fähigkeit zu vergessen – oder scheinbar zu vergessen.

    Da wir natürlich nur über Dinge bewusst nachdenken können, die uns auch ins Bewusstsein gelangen, fehlen uns Informationen, die uns für die Darstellung der wirklichen Abläufe fehlen.

    Der Gedanke war da. Schon – aber er war nicht allein. Es waren alle Gedanken da. Er ist aber als Einziger übrig geblieben…

    Natürlich spielt auch die Zeit eine Rolle.
    Solche Gedanken-in-Ablagen-verschieben-Aktionen geschehen ja in gewissen (also ungewissen) Zeiträumen.
    Und es muss ein Ereignis eintreten.
    Dann kommt eine Assoziation zustande, die uns wie ein Zufall der unglaublichen Art vorkommt: “Eben grad hab ich noch gedacht… und da passiert auch prompt – irre!”

    Alles Hirn.
    Manchmal Hirn und Hintern zusammen.
    (Kein Wunder, immerhin sind Hirn und Hintern ja zusammengewachsen.
    Bei Vielen sind sie auch zusammen gewachsen. Bei Manchen nur nicht so ganz gleichmäßig…)

    Schönes WE, bin weg…
    K.

  15. #15 Katrin von der Bey-Löhmann
    28. Mai 2011

    “…im Bewusstsein war zuerst der Gedanke, dann die Beobachtung.”

    Nah dran, Martin.

    Die Prädiktion eines Telefonanrufs.
    Ist am Ende nichts weiter als eine Retrodiktion.

    Man nehme das Telefon zur Hand und gehe die Telefonliste durch. Man stelle sich vor – bei jedem dieser Namen – die betreffende Person würde einen in den nächsten Sekunden anrufen. Zu jedem dieser Menschen kommt ein Gedanke, eine “Notiz” ins Bewusstsein.
    Z.B: B wie Bruder. Riefe nun der Bruder an, wäre vielleicht der erste Gedanke: “Was will der denn schon wieder…?” K wie Kollegin: “Die hatte doch vorgestern eine Frage, zu der wir nicht mehr gekommen sind…” A wie Alter Bekannter: “Mann, wir haben ja seit Jahren nix mehr voneinander gehört…”
    All diese Notizen denken wir uns nicht erst angesichts der Telefonliste vor Augen der Reihe nach aus. Sie liegen natürlich die ganze Zeit vor. Im Unbewussten. Ablage Telefonanrufer.

    Das Telefon klingelt, die Ablage wird geöffnet. Im Unbewussten. Alle Notizen liegen parallel offen da. Merken wir nicht.
    Nur ein Gedanke – Name + Notiz – bekommt eine Markierung: Der Name und die Notiz des Anrufers.
    Besonders bewusst wird uns diese Geschichte wegen der Notiz: Mann, wir haben ja …
    Es war sehr unwahrscheinlich, dass der Typ anrief. Es war bemerkenswert. Und darum haben es wir uns das auch GEmerkt – nachdem wir es BEmerkt haben. Das BEmerken war: Aus der Gedächtnisablage (Unbewusstes zu Telefonanrufern) passte ein Gedanke zum Reiz (Anruf). Diese Verknüpfung hat den Namen + Notiz in das Bewusste Gedächtnis hervorgezogen. Als einzigen Gedanken von allen. Und als einzigen Gedanken, den wir erinnern können. (Weshalb wir glauben, wir hätten sonst nichts gedacht…)

    Wenn man sich überlegt, was wir über unsere Gedächtnis gegenwärtig wissen oder zu wissen glauben, ist eine Leistung des Gedächtnisses besonders bedeutend: Die Fähigkeit zu vergessen – oder scheinbar zu vergessen.

    Da wir natürlich nur über Dinge bewusst nachdenken können, die uns auch ins Bewusstsein gelangen, fehlen uns Informationen, die uns für die Darstellung der wirklichen Abläufe fehlen.

    Der Gedanke war da. Schon – aber er war nicht allein. Es waren alle Gedanken da. Er ist aber als Einziger übrig geblieben…

    Natürlich spielt auch die Zeit eine Rolle.
    Solche Gedanken-in-Ablagen-verschieben-Aktionen geschehen ja in gewissen (also ungewissen) Zeiträumen.
    Und es muss ein Ereignis eintreten.
    Dann kommt eine Assoziation zustande, die uns wie ein Zufall der unglaublichen Art vorkommt: “Eben grad hab ich noch gedacht… und da passiert auch prompt – irre!”

    Alles Hirn.
    Manchmal Hirn und Hintern zusammen.
    (Kein Wunder, immerhin sind Hirn und Hintern ja zusammengewachsen.
    Bei Vielen sind sie auch zusammen gewachsen. Bei Manchen nur nicht so ganz gleichmäßig…)

    Schönes WE, bin weg…
    K.

  16. #16 WolfgangK
    28. Mai 2011

    @MartinB
    heute morgen beim Frühstück fiel mir eine alte Geschichte ein, deren Vorkommnisse ich tatsächlich mal (ergebnislos) zu ergründen versuchte.

    In meinem damaligen Geschäft mit Kundenverkehr war es Usus, dass man zum Rauchen in den Hinterhof ging (ich rauchte damals auch noch). In den Vorsommermonaten mit traditionell geringer Kundenfrequenz versah ich an manchen Tagens den Dienst alleine. Die Kundenfrequenz war so schwach, dass ich oft gelangweilt am Computer saß und Karten spielte (in den Anfängen war das Internet leider noch nicht so ergiebig wie heute). Sobald ich jedoch aufstand und im Hinterhof eine Zigarette anzündete, erschien prompt ein Kunde und die Zigarette rauchte sich alleine. Dieser Vorgang wiederholte sich so oft an diesen Tagen, dass es mich richtig ärgerte.

    Da ich weder an Hellsehen noch an Vorsehung glaube, überprüfte ich die Möglichkeiten. Bauartbedingt war es nicht möglich, auf die Strasse zu schauen (das Schaufenster war sehr schmal und zudem mit einer Rückwand versehen). Die Sicht durch die zur Strasse hin um 90° gedrehte Tür war von meinem Platz aus ebenso verdeckt. Der Kunde erschien immer dann, wenn ich aufgestanden und etwa 12m zum Hinterhof gegangen war, dort eine Zigarette aus der Schachtel nahm und anzündete. Der Weg des Kunden beim Betreten des Hauses (wg. Erschütterungen durch zwei Treppenstufen) bis zum Öffnen der Ladentür waren etwa 2,5m. Mein Laden befand sich am Marktplatz, an dem so viel Verkehr ist, dass einzelne Personen und deren Wegabsichten unmöglich – auch nicht unbewusst – wahrgenommen werden können. Ich erzählte das im Bekanntenkreis, doch außer „Du spürst die Leute“ war keine ergiebige Antwort dabei. Also vermutete ich selektive Wahrnehmung und startete einen Versuch mit zwei alten farbigen Blechdosen mit Deckel.

    Fertiggerauchte Zigaretten entsorgte ich in der blauen Dose, die angezündeten „kundengestörten“ Zigaretten in der grünen Dose (die Zigaretten gehen bei zugeklappten Deckel aus und rauchen sich nicht weiter). Als Entscheidungskriterium blau oder grün nahm ich die Hälfte der rauchbaren Zigarette.
    Am Abend hatte ich dann tatsächlich zehn angezündete, fast noch komplette Zigaretten (größer als 3/4 der gesamten Zigarettenlänge) und zwei fertiggerauchte (kleiner als 2/3 der gesamten Länge). Zwischenlängen gab es beim ersten Versuch keine! Natürlich wiederholte ich den Versuch mehrmals, bei dem die Längen variierten, aber ich hatte stets mehr als ca. 2/3 „gestörte“ Zigaretten zu verzeichnen.

    Übrigens: seit ich nicht mehr rauche, hat sich diese „Störungswahrscheinlichkeit“ auf das Telefon verlegt. Jedesmal, wenn ich an für Telefone unerreichbare Orte bin (Dusche, Toilette) oder vergesse, das Telefon mit auf die Terrasse zu nehmen, ruft garantiert jemand an… :-).

    @alle
    Und wer das jetzt versucht zu erklären: bitte kein Eso-Geschwurbel! Danke!

  17. #17 Katrin von der Bey-Löhmann
    28. Mai 2011

    “…im Bewusstsein war zuerst der Gedanke, dann die Beobachtung.”

    Nah dran, Martin.

    Die Prädiktion eines Telefonanrufs.
    Ist am Ende nichts weiter als eine Retrodiktion.

    Man nehme das Telefon zur Hand und gehe die Telefonliste durch. Man stelle sich vor – bei jedem dieser Namen – die betreffende Person würde einen in den nächsten Sekunden anrufen. Zu jedem dieser Menschen kommt ein Gedanke, eine “Notiz” ins Bewusstsein.
    Z.B: B wie Bruder. Riefe nun der Bruder an, wäre vielleicht der erste Gedanke: “Was will der denn schon wieder…?” K wie Kollegin: “Die hatte doch vorgestern eine Frage, zu der wir nicht mehr gekommen sind…” A wie Alter Bekannter: “Mann, wir haben ja seit Jahren nix mehr voneinander gehört…”
    All diese Notizen denken wir uns nicht erst angesichts der Telefonliste vor Augen der Reihe nach aus. Sie liegen natürlich die ganze Zeit vor. Im Unbewussten. Ablage Telefonanrufer.

    Das Telefon klingelt, die Ablage wird geöffnet. Im Unbewussten. Alle Notizen liegen parallel offen da. Merken wir nicht.
    Nur ein Gedanke – Name + Notiz – bekommt eine Markierung: Der Name und die Notiz des Anrufers.
    Besonders bewusst wird uns diese Geschichte wegen der Notiz: Mann, wir haben ja …
    Es war sehr unwahrscheinlich, dass der Typ anrief. Es war bemerkenswert. Und darum haben es wir uns das auch GEmerkt – nachdem wir es BEmerkt haben. Das BEmerken war: Aus der Gedächtnisablage (Unbewusstes zu Telefonanrufern) passte ein Gedanke zum Reiz (Anruf). Diese Verknüpfung hat den Namen + Notiz in das Bewusste Gedächtnis hervorgezogen. Als einzigen Gedanken von allen. Und als einzigen Gedanken, den wir erinnern können. (Weshalb wir glauben, wir hätten sonst nichts gedacht…)

    Wenn man sich überlegt, was wir über unsere Gedächtnis gegenwärtig wissen oder zu wissen glauben, ist eine Leistung des Gedächtnisses besonders bedeutend: Die Fähigkeit zu vergessen – oder scheinbar zu vergessen.

    Da wir natürlich nur über Dinge bewusst nachdenken können, die uns auch ins Bewusstsein gelangen, fehlen uns Informationen, die uns für die Darstellung der wirklichen Abläufe fehlen.

    Der Gedanke war da. Schon – aber er war nicht allein. Es waren alle Gedanken da. Er ist aber als Einziger übrig geblieben…

    Natürlich spielt auch die Zeit eine Rolle.
    Solche Gedanken-in-Ablagen-verschieben-Aktionen geschehen ja in gewissen (also ungewissen) Zeiträumen.
    Und es muss ein Ereignis eintreten.
    Dann kommt eine Assoziation zustande, die uns wie ein Zufall der unglaublichen Art vorkommt: “Eben grad hab ich noch gedacht… und da passiert auch prompt – irre!”

    Alles Hirn.
    Manchmal Hirn und Hintern zusammen.
    (Kein Wunder, immerhin sind Hirn und Hintern ja zusammengewachsen.
    Bei Vielen sind sie auch zusammen gewachsen. Bei Manchen nur nicht so ganz gleichmäßig…)

    Schönes WE, bin weg…
    K.

  18. #18 WolfgangK
    28. Mai 2011

    @Dr.Webbaer
    Ich lese Sie auch weiterhin, denn ich habe nichts gegen Sie, aber Sie verbreiten mit ihren von MartinB erwähnten 90% einen gewissen Nerv-Faktor. Da Sie ja nicht müde werden, auf Webbaer-Beschimpfungen hinzuweisen (deshalb Masochismus), scheine ich das nicht alleine so zu sehen. Wie wäre es, wenn Sie ihre 10% ausbauen und ihre unnötig verkomplizierte Ausdrucksform bereinigen? Sie dient ja doch nur der Selbstbefriedigung.

  19. #19 Jules
    28. Mai 2011

    Standardsatz meiner Mutter, wenn sie jemandem am Telefon begrüßt, ist: “Grade hab ich an dich gedacht!”.
    Wobei sie das meistens zu ihren engeren Freunden sagt, zu uns Kindern, zu ihren Schwestern… also wahrscheinlich alles Menschen, an die sie grundsätzlich häufiger denkt. Ich sollte ihr das auf diese Weise mal erklären. 🙂

  20. #20 Roland
    28. Mai 2011

    @WolfgangK.: Es fehlt die Gegenprobe. Wie oft kamen denn Kunden, wenn Sie damals nicht rauchten? Wenn außerhalb der Rauchpausen niemand gekommen sein sollte, dann würde ich mir Gedanken machen. Wenn die Frequenz nur schwach war, na ja… je länger die Wartezeit, umso höher die Wahrscheinlichkeit, daß der nächste Kunde gleich kommt (vielleicht nicht mathematisch korrekt ausgedrückt). Man müsste also auch die Länger der rauchfreien Zeit berücksichtigen.

  21. #21 WolfgangK
    28. Mai 2011

    @Jules
    Ja, daran habe ich auch zuerst gedacht, aber in meinem Falle geht es öfter um Personen, die ich wirklich lange (Monate bis Jahre) nicht mehr gesprochen habe und an die ich ansonsten nicht denke. Deshalb vermute ich eine “Wahrscheinlichkeitsfrequenz”, aber auch die Ausführungen von Katrin von der Bey-Löhmann sind interessant. Obwohl sie nicht erklären, warum ein Bekannter nach ca. 5 Jahren mal wieder anruft und ich gerade ein paar Tage vorher konkret daran gedacht habe, dass wir lange nichts mehr voneinander gehört haben. Seit dem Blog von MartinB allerdings wird mir bewusst, dass ich solche Vorkommnisse nie festgehalten habe und deshalb auch nicht letztendlich überprüfen kann, ob das nicht auch nur eine Mischung aus selektiver Wahrnehmung und Zufall ist.

  22. #22 Logiker
    28. Mai 2011

    Ich empfehle den Webbären erstmal einen Kusr in Wahrscheinlichkeitsrechnug, dann merk wohl eher unwahrscheinlich, welchen Schwachsinn er hier ablässt.

    Naja, Troll eben, kann man nichts machen…..

  23. #23 WolfgangK
    28. Mai 2011

    @Roland
    Ich schrieb ja, dass die Kundenfrequenz in den Vorsommermonaten schwach war. Natürlich kamen auch Kunden zwischendurch, hineinander, durcheinander….
    Aber mir fällt dazu noch ein, dass ich manchmal das konkret versucht habe “So, ich zünde mir jetzt eine Zigarette an und dann kommt ein Kunde”, aber das funktionierte dann irgendwie nicht. (ich wäre auch zum Arzt gegangen, wenn das funktioniert hätte wg. fehlerhafter Selbsteinschätzung….)

  24. #24 Dr. Webbaer
    28. Mai 2011

    @WolfgangK
    Wurde einmal überlegt zu festgesetzten Zeiten rauchen zu gehen oder zu losen, wann zu rauchen ist? Für den Fall der Einsehbarkeit der Lokation: Wurde geprüft, oft das Geschäft einen positiven Ruf hat und Sie persönlich einen schlechten?

    MFG
    Dr. Webbaer

  25. #25 WolfgangK
    28. Mai 2011

    @webbaer
    Nein, der Versuch beschränkte sich auf zwei farbige Dosen (die jeweils abends geleert wurden) über mehrere Tage

    Für den Fall der Einsehbarkeit der Lokation: Wurde geprüft, oft das Geschäft einen positiven Ruf hat und Sie persönlich einen schlechten?

    Definitiv 90%. Wenn Sie genau gelesen hätten, dann wäre Ihnen das hier

    Bauartbedingt war es nicht möglich, auf die Strasse zu schauen (das Schaufenster war sehr schmal und zudem mit einer Rückwand versehen). Die Sicht durch die zur Strasse hin um 90° gedrehte Tür war von meinem Platz aus ebenso verdeckt.

    nicht entgangen. Und logisch ist: kann man nicht rausgucken, kann man auch nicht reingucken. Da steht auch nichts von einseitig durchlässigen Scheiben oder dergleichen. Seufz….

  26. #26 Dr. Webbaer
    28. Mai 2011

    @WolfgangK
    Es sind die Fragen gestellt worden, die erforderlich waren.

    Tja, “Warum haben Sie nicht zu festgesetzten Zeiten geraucht oder die Rauchtermine ausgelost?” ist jetzt Ex Post wohl eine doofe Frage, gell.

    Ihre “Frequenztheorie” ist bisher weitgehend unbelegt. 🙂

    Nicht ärgern, lustige Geschichte,
    MFG
    Dr. Webbaer (der allgemein noch ein schönes WE wünscht)

  27. #27 MartinB
    28. Mai 2011

    @WolfgangK
    Ja, lustige Geschichte. Zu klären wäre natürlich wirklich zum einen, wie hoch die Kundenfrequenz denn nun war, damit man eine Rechnung ähnlich wie meine Abschätzung oben machen könnte. Zum anderen müsstest du dein Rauchverhalten prüfen – nachdem du beschlossen hattest, die Theorie zu testen, war es ja kein klassischer verblindeter Versuch mehr – hast du also vielleicht z.B. unbewusst die zweite Hälfte der Zigarette schneller geraucht als die erste?

  28. #28 WolfgangK
    28. Mai 2011

    @MartinB
    Zur Kundenfrequenz kann ich nur soviel sagen (ist ja schon was her), dass normalerweise ständig Kunden da waren, jedoch in den schwachen Zeiten manchmal eine Stunde lang nicht. In dieser Zeit war das so, dass ich spontan nach einer gewissen Zeit vom Computerplatz aufstand und rauchen ging – im Übrigen am Anfang ohne darüber nachzudenken, ob jemand kommen könnte. Deshalb belustigte mich ja das prompte Erscheinen der Kunden zuerst, später hat es nur noch genervt. Allerdings bedarf es natürlich weit größerer Anstrengungen als zwei farbige Dosen, um selektive Wahrnehmung auszuschliessen. Im Übrigen war ich ein Rauchgeniesser. Schnellrauchen kam nicht infrage, aber auf das Tempo habe ich zum Einen nicht wirklich geachtet und zum Anderen sagt das auch nichts über das Verhalten während des Versuches aus. Und wiederholbar ist das alles leider nicht mehr.
    Vielleicht sollte ich jetzt mal Buch führen über die Anrufgewohnheiten meiner Mitmenschen, wenn ich mich an ungewöhnlichen Orten aufhalte (aber wie führe ich Buch darüber, dass ich jetzt auf die Terrasse gehe und dabei das Telefon vergesse?)…

  29. #29 Dr. Webbaer
    28. Mai 2011

    @Meister
    Repititiv doch noch einmal die Zusatzfrage –

    Wenn es wirklich so wäre, dass kein Zusammenhang zwischen der Ahnung des Inhaltemeisters und dem dann eintreffenden Ereignis (dem Platten) existiert, es sich also um eine tatsächliche Prädiktion handelte, wie wäre die Sache dann einzuordnen? [1]

    [1] wissenschaftlich, weniger spirituell 🙂

    – an Sie, fällt Ihnen dazu etwas ein? [1b]

    MFG
    Dr. *10%* Webbaer (10% sind gar nicht schlecht, die meisten sind One-percenter [2])

    [1b] stochastistisch, die Ratelehre betreffend
    [2] nicht hiermit zu verwechseln, 10% Relevanz sind doch gut, oder?

  30. #30 Dr. Webbaer
    28. Mai 2011

    *stochastisch – wir wollen’s nicht übertreiben, das Keyboard ist neben der Sprache und dem Gutgemeinten der schlimmste Feind des Sacharbeiters…

  31. #31 BreitSide
    28. Mai 2011

    Interessante Berichte zwischen Bärenkacke.

    Ein so ähnliches Erlebnis hatte ich auch mit dem Fahrrad: das vordere Schutzblech klapperte an der Befestigung an der Gabel. Ich denk mir noch “solltste mal reparieren”, und schon wickelt der Reifen das Schutzblech ab und blockiert – Abflug. Ich muss zu meiner Schande allerdings gestehen, dass das nicht erst in dem Moment geklappert hatte. Ich hatte es nur kommen sehen…

    Zweites Beispiel: EM-Sieg der Griechen. Sonst schau ich keinen Fußball (mehr), aber das fand ich so toll mit diesen Außenseitern des Rehakles (wie damals die Dänen). Und da geschah es: ein paar Mal hatte ich – wenn ich mich sehr konzentriert hatte – eine ganz deutliche Päkognition griechischer Tore.

    Das hab ich allerdings nicht weiterverfolgt, da es immer eine hohe Konzentrationsleistung erforderte. Eine Erklärung wäre natürlich, dass sogar für einen Nichtfußballexperten Situationen im Fußball einigermaßen intuitiv überschaubar sind.

    Wir mit unserer unglaublichen Fähigkeit zur Mustererkennung sind eben ziemlich leicht abergläubisch zu machen. Aber das passierte ja auch schon den Tauben Skinners.

  32. #32 Stefan W.
    30. Mai 2011

    @BreitSide: Sicher, solche Nichtfußballexperten hat man selten. Nicht nur kennen sie den Namen des griechischen Trainers noch nach 7 Jahren, sondern auch den Europameister von 1992. 😉 Toi, toi, toi!

    @Martin B.:

    Wenn wir mal willkürlich annehmen, dass man beim Radfahren einmal in fünf Stunden an einen Platten denkt (…), und wenn der Abstand zwischen dran denken und dem tatsächlichen Platten maximal 2 Minuten betragen soll, dann ist die Wahrscheinlichkeit für eine solche Koinzidenz 1:150

    Die Rechnung verstehe ich nicht. 1:150 pro dran Denken? Pro Woche? Pro tatsächlichem Platten?

    Fehlt nicht die Angabe, wie viele Platten im Mittel auftreten? Achso – in 3 Jahren einen Platten also in 3×52 Wochen – Moment, ich rieche, wo die 150 herkommt… – aber welche Rolle spielt das 2-Minuten-Intervall dann?

    Wenn man 1x die Woche an einen Platten denkt, und 3 Jahre lang passiert nichts, und dann doch was, und dann legt man post hoc fest, dass 2 Minuten das richtige Prognoseintervall ist, dann liegt man sehr daneben, nämlich in 149 von 150 Fällen, etwa.

    Legt man das Prognoseintervall auf 3 Jahre fest, dann wird die Vorhersageverläßlichkeit langsam eindrucksvoll. 🙂

    @Webbaer: Der Würfel hat kein Gedächtnis, aber Maschinen haben Verschleiß, so dass Defekte mit der Zeit wahrscheinlicher werden.

    Zurück zum Rad, möchte ich aber einen 4-Felder-Test sehen: Wie oft denkt man nicht an Platten, und es passiert kein Platten, wie oft denkt man nicht an Platten, es passiert aber was, und wie oft passiert nichts, obwohl man an einen Platten gedacht hat – das fehlt alles in der Betrachtung.

    Und natürlich Rahmenbruch, Reflektorabfall, Schaltzugriß, Kettenabrutsch, Schutzblechdiebstahl, Sattellösung. Und all das transferiert auf Automobil, Aufzug, Kaffeemaschine, Schuhwerk, Hose, Reißverschlüsse, Schirme, Computerviren (Gruß an die Windowsuser! 🙂 ), Rausrutschen der Kniescheibe, solche und ähnliche Defekte bei den Liebsten, den Verwandten, Kollegen, Freunden, Chefs und Nachbarn – oder wieso sollte man das nur bei sich selbst vorhersehen? Welche Post bekomme ich morgen, welche Anrufe, welche Email, und übermorgen, und was wird in der Zeitung stehen, die Tagesschau senden, und die Scienceblogs? Nicht so sparsam!

    Übrigens versuchen es wöchentlich 2x Zig Millionen mit den Lottozahlen – freilich oft ohne gesteigerte Erfolgserwartung – mit den Lottozahlen, und einige Tausend gewinnen auch mittlere bis größere Summen – zu schweigen von den kl. Summen. 🙂

    Ein 2-Minutenfenster ist da aber zu klein, also: üben!

  33. #33 MartinB
    30. Mai 2011

    @StefanW
    Der Platte muss ja in irgendeiner Woche auftreten, also in irgendeinem 300-Minuten-Intervall. In diesem Intervall habe ich im Mittel einmal an einen Platten gedacht, bei Zeitfenster 2Minuten macht das eine Chance von 1:150.

    Die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einen Platten zu haben, geht gar nicht ein, weil ich mich nicht für die falsch-negativ-Rate (wie oft denke ich an einen Platten und habe keinen) interessiert habe. Die wird natürlich immer größer, je seltener mein Reifen platt ist.

    Ich habe auch erst so gerechnet wie du, bis ich gemerkt habe, dass es für die relevante Fragestellung: “Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich zwei Minuten vor meinem Platten an einen Platten denke?” egal ist, wie oft ich einen Platten habe, weil der hier schon vorausgesetzt wird.

    Anders wäre es bei der Fragestellung:
    “Wie oft denke ich an einen Platten und habe dann einen”?

  34. #34 Katrin von der Bey-Löhmann
    30. Mai 2011

    @Dr.Webbaer,

    Sie wünschen sich mehr Wissenschaftlichkeit.
    Dann fragen Sie sich doch einmal, weshalb Ihre Frage zur Prädiktion bisher keine richtige Antwort erhalten hat.

    (Mein Gedanke dazu:
    Auch eine Frage muss gut gestellt sein, wenn eine gescheite Antwort folgen soll.)

    Konkreter:
    Was ist für Sie denn eine “tatsächliche Prädiktion”?

    Ich denke: Eine “tatsächliche” Prädiktion gibt es nicht ohne eine “Ahnung”. (Was ist für Sie eine “Ahnung”?)
    “Ahnung” könnte zum Beispiel die von BreitSide genannte Mustererkennung sein. Oder die selektive Wahrnehmung. Oder die sog. Szenarien-Methodik. Oder anderes. Und auch Mehreres in Kombination.
    Aber immer besteht natürlich eine Verbindung zwischen dieser “Ahnung” und dem Ereignis.
    Bestünde diese Verbindung nicht, läge keine Prädiktion vor – sondern reiner Zufall.
    Der Witz an der Prädiktion – wollen Sie und andere hier – sie wissenschaftlich betrachten – ist doch eben, DASS ein Zusammenhang besteht, der anders geartet sein kann als der reine Zufall.
    Alle hier stellen sich also die Frage nach der Art dieses Zusammenhangs.
    (Sie fragen sich immernoch, was Prädiktion ist…)

    Wenn Sie die “Ahnung” OHNE Zusammenhang mit dem Ereignis diskutieren möchten, dann geht das nicht “wissenschaftlich”.
    Ohne Zusammenhang hätten wir es ja eben mit “echter” Hellseherei im spirituellen Sinn zu tun.
    (Oder fällt noch jemandem was anderes ein?)

    Ihre Frage – schwer genug, sie zu verstehen – lautet daher für mich:
    Erkläre mir mal bitte wissenschaftlich, weshalb und wie “echte” (nämlich spirituelle) Hellseherei funktioniert…!

    (Geht´s irgendwem ähnlich mit dieser Frage – oder bin ich da zu beschränkt für…?)

    Ich nehme an, dass Sie Ihre Frage noch mehrfach wiederholen können, ohne eine Antwort zu bekommen.
    Versuchen Sie es doch einfach mal selbst…
    Und beginnen Sie noch einmal vorn.
    Mit der Frage nämlich.
    Oder vergessen Sie sie einfach…

    Nicht ärgern, lustige Frage…

    K.

  35. #35 Katrin von der Bey-Löhmann
    30. Mai 2011

    @Dr.Webbaer,

    Sie wünschen sich mehr Wissenschaftlichkeit.
    Dann fragen Sie sich doch einmal, weshalb Ihre Frage zur Prädiktion bisher keine richtige Antwort erhalten hat.

    (Mein Gedanke dazu:
    Auch eine Frage muss gut gestellt sein, wenn eine gescheite Antwort folgen soll.)

    Konkreter:
    Was ist für Sie denn eine “tatsächliche Prädiktion”?

    Ich denke: Eine “tatsächliche” Prädiktion gibt es nicht ohne eine “Ahnung”. (Was ist für Sie eine “Ahnung”?)
    “Ahnung” könnte zum Beispiel die von BreitSide genannte Mustererkennung sein. Oder die selektive Wahrnehmung. Oder die sog. Szenarien-Methodik. Oder anderes. Und auch Mehreres in Kombination.
    Aber immer besteht natürlich eine Verbindung zwischen dieser “Ahnung” und dem Ereignis.
    Bestünde diese Verbindung nicht, läge keine Prädiktion vor – sondern reiner Zufall.
    Der Witz an der Prädiktion – wollen Sie und andere hier – sie wissenschaftlich betrachten – ist doch eben, DASS ein Zusammenhang besteht, der anders geartet sein kann als der reine Zufall.
    Alle hier stellen sich also die Frage nach der Art dieses Zusammenhangs.
    (Sie fragen sich immernoch, was Prädiktion ist…)

    Wenn Sie die “Ahnung” OHNE Zusammenhang mit dem Ereignis diskutieren möchten, dann geht das nicht “wissenschaftlich”.
    Ohne Zusammenhang hätten wir es ja eben mit “echter” Hellseherei im spirituellen Sinn zu tun.
    (Oder fällt noch jemandem was anderes ein?)

    Ihre Frage – schwer genug, sie zu verstehen – lautet daher für mich:
    Erkläre mir mal bitte wissenschaftlich, weshalb und wie “echte” (nämlich spirituelle) Hellseherei funktioniert…!

    (Geht´s irgendwem ähnlich mit dieser Frage – oder bin ich da zu beschränkt für…?)

    Ich nehme an, dass Sie Ihre Frage noch mehrfach wiederholen können, ohne eine Antwort zu bekommen.
    Versuchen Sie es doch einfach mal selbst…
    Und beginnen Sie noch einmal vorn.
    Mit der Frage nämlich.
    Oder vergessen Sie sie einfach…

    Nicht ärgern, lustige Frage…

    K.

  36. #36 Anhaltiner
    30. Mai 2011

    @WolfgangK Dein Problem heißt in der Statistik “Warteschlangen-Theorie” (oder -Problem): “Ein neuer Kunde kommt nach Mittelwert +/- Standartabweichung und wird innerhalb einer Bedienzeit (+/-) bedient. Was passiert in wieviel Prozent der Fälle” Die Glockenkurve (als erste Näherung) sagt: Wenn der letzte Kunde gegangen ist SOFORT Pause machen und nicht erst noch ne Weile warten. Je länger du wartest desto wahrscheinlicher ist es das ein Kunde im Pausenintervall kommt und nicht erst noch später.

  37. #37 Katrin von der Bey-Löhmann
    30. Mai 2011

    @Dr.Webbaer,

    Sie wünschen sich mehr Wissenschaftlichkeit.
    Dann fragen Sie sich doch einmal, weshalb Ihre Frage zur Prädiktion bisher keine richtige Antwort erhalten hat.

    (Mein Gedanke dazu:
    Auch eine Frage muss gut gestellt sein, wenn eine gescheite Antwort folgen soll.)

    Konkreter:
    Was ist für Sie denn eine “tatsächliche Prädiktion”?

    Ich denke: Eine “tatsächliche” Prädiktion gibt es nicht ohne eine “Ahnung”. (Was ist für Sie eine “Ahnung”?)
    “Ahnung” könnte zum Beispiel die von BreitSide genannte Mustererkennung sein. Oder die selektive Wahrnehmung. Oder die sog. Szenarien-Methodik. Oder anderes. Und auch Mehreres in Kombination.
    Aber immer besteht natürlich eine Verbindung zwischen dieser “Ahnung” und dem Ereignis.
    Bestünde diese Verbindung nicht, läge keine Prädiktion vor – sondern reiner Zufall.
    Der Witz an der Prädiktion – wollen Sie und andere hier – sie wissenschaftlich betrachten – ist doch eben, DASS ein Zusammenhang besteht, der anders geartet sein kann als der reine Zufall.
    Alle hier stellen sich also die Frage nach der Art dieses Zusammenhangs.
    (Sie fragen sich immernoch, was Prädiktion ist…)

    Wenn Sie die “Ahnung” OHNE Zusammenhang mit dem Ereignis diskutieren möchten, dann geht das nicht “wissenschaftlich”.
    Ohne Zusammenhang hätten wir es ja eben mit “echter” Hellseherei im spirituellen Sinn zu tun.
    (Oder fällt noch jemandem was anderes ein?)

    Ihre Frage – schwer genug, sie zu verstehen – lautet daher für mich:
    Erkläre mir mal bitte wissenschaftlich, weshalb und wie “echte” (nämlich spirituelle) Hellseherei funktioniert…!

    (Geht´s irgendwem ähnlich mit dieser Frage – oder bin ich da zu beschränkt für…?)

    Ich nehme an, dass Sie Ihre Frage noch mehrfach wiederholen können, ohne eine Antwort zu bekommen.
    Versuchen Sie es doch einfach mal selbst…
    Und beginnen Sie noch einmal vorn.
    Mit der Frage nämlich.
    Oder vergessen Sie sie einfach…

    Nicht ärgern, lustige Frage…

    K.

  38. #38 Anhaltiner
    30. Mai 2011

    Ich bin schon mal über eine Wurzel gebrettert und dachte mir “Na hoffentlich gibts keinen Platten” und ein par hundert Meter stand ich im Waldesrand…
    Vielleicht biste ja über etwas drüber gefahren und hast es gar nicht richtig mitbekommen aber irgendwie musstest du doch an einen Platten denken, tja das war wohl dann doch der richtige Gedanke…

  39. #39 WolfgangK
    30. Mai 2011

    @Anhaltiner
    In den “Dosenversuchstagen” habe ich auch das probiert und mit ungläubigen Kopfschütteln registrieren müssen, dass die Kunden ebenso zumeist prompt erschienen. Jedoch immer nur dann, wenn ich nicht daran gedacht habe. Sobald ich das bewusst als “Kundenerscheinungslockmittel” einsetzen wollte, funktionierte es (natürlich) nicht. Also war es reine selektive Wahrnehmung. Das Ganze könnte zwar auch statistischer Natur sein, aber für deren Berechnung hätte man die Kriterien strikt einhalten müssen.

  40. #40 Dr. Webbaer
    30. Mai 2011

    @Katrin von der Bey-Löhmann
    Dr. W hat keine Frage zur “tatsächlichen Projektion” gestellt, sondern der Ahnungstheorie des Inhaltemeisters (der den “Platten” irgendwie zuvor erfasst haben könnte, ein ungünstiger Bodenhuckel, das Wissen um das Alter der Bereifung etc.) die Prädiktion entgegengestellt. – Wiederholend:

    Wenn es wirklich so wäre, dass kein Zusammenhang zwischen der Ahnung des Inhaltemeisters und dem dann eintreffenden Ereignis (dem Platten) existiert, es sich also um eine tatsächliche Prädiktion handelte, wie wäre die Sache dann einzuordnen?

    MFG
    Dr. Webbaer

    PS: Dass eine Prädiktion einer gemeinsamen sozialen Grundlage bedarf, bspw. der Sprache und ähnlicher folgender Mathematisierungen ist unstreitig. Auch wegen dem “dicere”. 🙂
    PPS: Wie ist denn Ihres Erachtens ex post das Auftreten zweier sehr unwahrscheinlicher (und vom Erkenntnissubjekt als sachlich zusammenhängend eingeordnet) Ereignisse, die zeitnah zusammen auftreten, einzuordnen? Das war die (über den Artikel hinausgehende und interessante) Frage.

  41. #41 Katrin von der Bey-Löhmann
    30. Mai 2011

    Oooch neee…

    Zum Thema “Projektion”:
    Der Herr Doktor Webbaer erfreut sich am Lateinischen.
    Dicere. Sprechen, sich äußern. Auch daran erfreut er sich.

    LEGERE – lesen
    LECTIO – das Lesen
    (Man lese, was S. Freud zur “Projektion” sagte…
    Ich habe jedenfalls nichts dazu geschrieben.)

    Zu der Frage:
    Eine widersinnige Frage wird nicht durch ihre Wiederholung besser.

    Zum PS:
    Der Vorgang einer Prädiktion kommt gänzlich ohne Sprache aus.
    Über diesen Vorgang zu sprechen freilich nicht. Es wäre darum gut, wenn Sie sich besser ausdrücken würden, Dr. Wb.
    Vielleicht versuchen Sie´s zum Einstieg mal mit dem einfachen Wörtchen ICH, wenn sie von sich reden. Und lassen stattdessen die verschiedenen “Meister” weg.
    Das ist ja furchtbar!

    Zum PPS:
    Ich hab doch schon zwei Antworten gegeben, während Sie sich noch immer in ihrer Frage strangulieren. Das muss doch weh tun!

    Eine Fülle von Ideen, von möglichen Antworten werden hier diskutiert: Sic legeto!

    K.

  42. #42 Katrin von der Bey-Löhmann
    30. Mai 2011

    Oooch neee…

    Zum Thema “Projektion”:
    Der Herr Doktor Webbaer erfreut sich am Lateinischen.
    Dicere. Sprechen, sich äußern. Auch daran erfreut er sich.

    LEGERE – lesen
    LECTIO – das Lesen
    (Man lese, was S. Freud zur “Projektion” sagte…
    Ich habe jedenfalls nichts dazu geschrieben.)

    Zu der Frage:
    Eine widersinnige Frage wird nicht durch ihre Wiederholung besser.

    Zum PS:
    Der Vorgang einer Prädiktion kommt gänzlich ohne Sprache aus.
    Über diesen Vorgang zu sprechen freilich nicht. Es wäre darum gut, wenn Sie sich besser ausdrücken würden, Dr. Wb.
    Vielleicht versuchen Sie´s zum Einstieg mal mit dem einfachen Wörtchen ICH, wenn sie von sich reden. Und lassen stattdessen die verschiedenen “Meister” weg.
    Das ist ja furchtbar!

    Zum PPS:
    Ich hab doch schon zwei Antworten gegeben, während Sie sich noch immer in ihrer Frage strangulieren. Das muss doch weh tun!

    Eine Fülle von Ideen, von möglichen Antworten werden hier diskutiert: Sic legeto!

    K.

  43. #43 Katrin von der Bey-Löhmann
    30. Mai 2011

    Oooch neee…

    Zum Thema “Projektion”:
    Der Herr Doktor Webbaer erfreut sich am Lateinischen.
    Dicere. Sprechen, sich äußern. Auch daran erfreut er sich.

    LEGERE – lesen
    LECTIO – das Lesen
    (Man lese, was S. Freud zur “Projektion” sagte…
    Ich habe jedenfalls nichts dazu geschrieben.)

    Zu der Frage:
    Eine widersinnige Frage wird nicht durch ihre Wiederholung besser.

    Zum PS:
    Der Vorgang einer Prädiktion kommt gänzlich ohne Sprache aus.
    Über diesen Vorgang zu sprechen freilich nicht. Es wäre darum gut, wenn Sie sich besser ausdrücken würden, Dr. Wb.
    Vielleicht versuchen Sie´s zum Einstieg mal mit dem einfachen Wörtchen ICH, wenn sie von sich reden. Und lassen stattdessen die verschiedenen “Meister” weg.
    Das ist ja furchtbar!

    Zum PPS:
    Ich hab doch schon zwei Antworten gegeben, während Sie sich noch immer in ihrer Frage strangulieren. Das muss doch weh tun!

    Eine Fülle von Ideen, von möglichen Antworten werden hier diskutiert: Sic legeto!

    K.

  44. #44 Bullet
    31. Mai 2011

    Nanu? “Löhmann”. Das ist neu. 🙂

  45. #45 Bey
    31. Mai 2011

    Hups, Bullet,

    neu hier, ja – ist da so reingerutscht – soll gar nicht.
    (Ansonsten isser nicht neu – sondern schon lang an meiner Seite…)
    Dieser Name führt durch den bargeldlosen Zahlungsverkehr regelmäßig zum Öffnen einer neuen Kasse im Supermarkt. Es gibt ja so viele Wege, sie beliebt zu machen…

    Ich hoffe, ich kann das hier mal abkürzen…

  46. #46 Bey
    31. Mai 2011

    …SICH beliebt machen, Himmel.
    Immerhin: Bin jetzt erfolgreich auf drei Buchstaben zusammengeschrumpft.

  47. #47 Stefan W.
    2. Juni 2011

    @MartinB:

    Der Platte muss ja in irgendeiner Woche auftreten, also in irgendeinem 300-Minuten-Intervall. In diesem Intervall habe ich im Mittel einmal an einen Platten gedacht, bei Zeitfenster 2Minuten macht das eine Chance von 1:150. Die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einen Platten zu haben, geht gar nicht ein, weil ich mich nicht für die falsch-negativ-Rate (wie oft denke ich an einen Platten und habe keinen) interessiert habe. Die wird natürlich immer größer, je seltener mein Reifen platt ist.

    Ich verstehe wohl die Rechnung, aber nicht das Erkenntnisinteresse – worauf es abziehlt.

    Die Kausalität wird umgekehrt, und nicht etwa gefragt, ob, wenn Du an einen Platten denkst, dann auch wahrscheinlich ein Platten folgt (in Kürze) – und auch nicht, ob die Abwesenheit solcher Gedanken eine Garantie zu sein scheint, dass kein Platten passieren wird, sondern es wird nur gefragt, wie oft, vorrausgesetzt der unwahrscheinliche Fall ‘Platten’ trat ein, vorher an Platten gedacht wurde.

    Mit einem Knopf im Ohr, der alle zwei Minuten auffordert an einen Platten zu denken, könnte man so auf eine Quote von 100% kommen, sofern man es nach einigen Wochen Erfolglosigkeit schaffte, wirklich noch an Platten zu denken.

    Von praktischer Bedeutung ist die Fragestellung also von Anfang an Lichtjahre entfernt. Interessanter wäre es, wenn man einen Tag vorher wüßte, dass man morgen einen Platten haben wird, so dass man früher losfahren könnte, und Flickzeug mitnimmt. Ein 2 Minutenintervall ist völlig nutzlos – außer bei einem Wettrennen, wo man den Versorgungswagen heranwinken kann, und Fahrt bei der Abfahrt herausnähme.

    Ich bezweifle dass man wissen kann, wie oft man in der Woche an x denkt. Ich weiß zwar nicht wie andere Menschen denken, und kann nur über Bande schließen, dass andere Leute auch so ticken wie ich (oft aber ticken sie auch genau anders rum, oder ganz unverständlich) – jedenfalls sind Gedanken etwas ziemlich flüssig/gasförmiges, nicht recht zu greifen, so lange man sie nicht absichtlich auf Greifbarkeit hin formt. Im Moment liegen immer so viele potentielle Denkansätze vor, aber schon Sekunden später ist man ganz woanders.

    Sobald man aber eine Strichliste führte, ob man heute schon an den Platten gedacht hat, würde wohl die Zahl der Gedanken daran sprunghaft ansteigen.

    Es gibt ja diese Aussage – stammt die eigentlich von Woody Allen? – wie oft man am Tag an Geschlechtsverkehr denkt. Gut – dazu gibt es deutlich mehr Anlaß und bessere Erklärungen, als an einen Platten zu denken, außer man hätte traumatische oder doch frische Reifenflickerlebnisse.

    Aber das mal alles beiseite – was bedeutet denn jetzt 1:150 esoterikkritisch? Wenn man 1x die Woche an einen Platten denkt, und man hat in einer speziellen Woche einen Platten, und hatte den Gedanken just 2 Minuten zuvor – tja? Soll das jetzt viel oder wenig sein? Was zeichnet die 2 Minuten aus? Wieso nicht 2 Sekunden? 2 Tage? Wieso nicht am Tag zuvor, und zwar 24 h zuvor +/- 1 Minute? Das würde eben wie gesagt eine Vorbereitung erlauben (inkl. des Versuchs dann gar nicht auf dem Rad zu sitzen, sondern im Kino, um das Schicksal zu betrügen – was in der gr. Tragödie ja nie gelingt).

    Man muß ja auch berücksichtigen, dass so ein Plattengedanke, wenn er wirklich 1x die Woche nachweislich aufträte, und nun nicht 2 Minuten zuvor, sondern 2 Tage, 7 Stunden und 33 Minuten zuvor, so dass man ihn als ‘unrelated’ empfinden würde, gar nicht zu einem Nachdenken führen würde.

    Nehmen wir einfach 150 geklonte Physiker, die alle so radfahren und an Platten denken, so hätte statistisch etwa einer eine solche Plattenahnung und dächte darüber nach – 149 andere jedoch nicht.

    Deswegen ist man ja schlecht beraten auf einen Einzelfall eine Statistik zu bauen (wie wahrscheinlich ist es, dass sich ausgerechnet auf unserem Planeten, der Erde, Leben entwickelt hat?), wie es auch fehlerträchtig ist, im Nachhinein die Spielregeln festzulegen, was nun als Besonderheit (2 Minuten) gelten soll. Letzteres nenne ich auch gerne die Fußballstatistik: Pronnes hat immer (jetzt schon zum 2. Mal) in den ersten 30 Minuten auswärts mit dem Kopf getroffen, wenn in der gegnerischen Mannschaft ein Torwart mit einem Vornamen mit mehr Vokalen als Konsonanten eine gelbe Karte wg. Reklamierens sah.

    Also wenn in der Woche des Plattens die Idee, auf einen solchen zu achten vorab entstanden wäre, und dann doch bis 2 Minuten vorher vergessen worden wäre, dann wäre das immerhin genug Vorfall, um sich vorzustellen, man hebe die Augenbraue.

    Aber man möchte doch letztlich alle Vorfälle solcher Tragweite (6 Euro 99) betrachten – alleine, um genug zu haben, was sich beobachten läßt.

  48. #48 MartinB
    2. Juni 2011

    @StefanW
    Es ging mir hier nur um zwei Dinge:
    1. zu sehen, wie wahrscheinlich ist es rein statistisch, dass ich ein solches Erlebnis wie das beschriebene habe. Dabei stellte ich fest, dass die Wahrscheinlichkeit selbst schon viel größer war, als ich vorher intuitiv vermutet hatte (weil eben das relativ unwahrscheinliche Ereignis, überhaupt einen Platten zu haben, in diese Zahl gar nicht eingeht). Dass ich tatsächlich beim Radeln nur einmal pro Woche an einen Platten denke, ist vermutlich ja noch eher niedrig gegriffen.

    2. zu sehen, dass es möglicherweise sogar einen subtilen Mechanismus gibt, der dafür sorgte, dass ich an den Platten dachte, bevor er auftrat.

    Beides sehe ich als Beispiel/Analogie für die Anwendung kritischen Denkens.

    So ganz klar ist mir jetzt nicht, was genau dein Kritikpunkt ist.

  49. #49 Pia
    1. August 2011

    ich denke, dass in jedme von uns etwas “übernatürliches” oder sagen wir “übersinniges” steckt. jeder hat doch schon mal eine bestimmte vorahnung gehabt, die dann kurze zeit später eingetreten ist. manche menschen können dies besser, andere weniger. aber ob man wirklich hellsehen kann, ich komme da leider in zweifel.

  50. #50 Bullet
    2. August 2011

    Typischer Qualitätspost. Wenns “in jedem steckt”, wieso ist es dann “über”natürlich?

  51. #51 MartinB
    2. August 2011

    @Pia
    “jeder hat doch schon mal eine bestimmte vorahnung gehabt, die dann kurze zeit später eingetreten ist”
    Ja, aber mein Text soll ja gerade illustrieren, dass das allein kein Kriterium ist. Wichtig ist ja auch, die falsch-positiv-Rate (wie oft habe ich eine Vorahnung, die nicht eingetreten ist?) zu kennen, sonst kann man nicht beurteilen, ob es einfach nur Zufall war.

  52. #52 WolfgangK
    4. Oktober 2011

    In Erinnerung an diesen Artikel wollte ich ein neues Phänomen logisch erforschen. Bei meiner täglichen Fahrt über die Autobahn bis zum mit Paderborn und Eichstätt konkurrierendem schwarzen Loch muss ich mich täglich in eine Ansammlung der dort vielfahrenden LKWs einreihen, bevor ich in die Ausfahrt einfahren kann. Seit einiger Zeit jedoch konnte ich mein Mittagessen darauf verwetten, dass der direkt vor mir herfahrende LKW (und selten ein anderer aus der Schlange) ebenso in diese Ausfahrt fuhr. Nun ist das grundsätzlich ja nichts Außergewöhnliches, denn auf meinem Weg von der Ausfahrt bis zum Arbeitsort durchquere ich ein Industriegebiet, in dem naturgemäß sehr viele LKWs ein- und ausfahren. Mich hat eben nur gewundert, dass es stets den vor mir herfahrenden LKW betraf.

    Also überlegte ich, wie ich denn möglichst logisch diesem Phänomen auf die Spur kommen kann. Zuerst suchte ich mir einen Punkt (etwa ein km vor der Abfahrt; dort steht öfters eine Radarfalle). Bis zu diesem Punkt musste ich in die Reihe der LKWs eingeschert sein. Dann vermied ich es strikt hinter LKWs mit örtlichen Kennzeichen einzuscheren, denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese hier abfahren ist logischerweise entsprechend groß (sozusagen letzte Abfahrt vor der nächsten helleren Region) Ich stellte fest, dass wiederum jeder LKW direkt vor mir in die Ausfahrt abbog.
    Vor etwa zwei Wochen entschied ich mich dann, das Ganze objektiv festzuhalten und legte vor Antritt der Fahrt meine Digi-Kamera schussfertig auf den Beifahrersitz. Ich wollte so mit Datum und Uhrzeit die Regelmäßigkeit beweisen.

    Gesagt, getan, und jetzt das Ergebnis:
    Ich habe keine Fotos schießen können. Warum? Seitdem die Kamera auf dem Beifahrersitz liegt ist kein einziger LKW mehr direkt vor mir in die Ausfahrt eingefahren.

    Fazit: Gebt mir die Kugel! 😉

  53. #53 MartinB
    4. Oktober 2011

    “mit Paderborn und Eichstätt konkurrierendem schwarzen Loch”
    Bamberg?

    Ansonsten ist das natürlich ein Fall von Messverschränkung – kann dir bestimmt jeder Esoteriker erklären 🙂

  54. #54 WolfgangK
    4. Oktober 2011

    “Bamberg?”
    Ja, das sieht man doch schon am automatisch erteilten Heiligenschein um meine Kommentare…
    “kann dir bestimmt jeder Esoteriker erklären :-)”
    muss er aber nicht 🙂

  55. #55 Wilhelm Leonhard Schuster
    19. Dezember 2013

    Es ist leider Tatsache:
    Der Wissenschaftler
    (hier Physiker,Mediziner) wird mir erklären können,
    warum ich auf meinem Kopfe einen “Platten” habe.
    Warum aber ein Pferd vor einem Sumpfe scheut,
    kann er ( noch ? ) nicht erklären.
    Ich übrigens (leider) auch nicht!
    Ich scheue vor jeglichem Sumpf!
    Dazu gehört auch das sprichwörtliche: “Glück”!
    (Unbewußter Selbsterhaltungstrieb)!

    Pia wird, auffälliger Weise, allzu oft, niedergebügelt.