Dicht an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, nur einen Katzensprung von der A24 entfernt, versteckt sich ein spannender Wissenschaftspark: Das Zukunftszentrum Mensch – Natur – Technik – Wissenschaft, kurz ZMTW. Auf einer ziemlich großen Anlage kann man viel über die Natur und vor allem auch über das Thema “Bionik” erfahren, also darüber, wie man sich technische Ideen aus der Natur abgucken kann.
Gleich am Eingang begrüßen einen ein 7 Meter hoher Riesenweberknecht (der die elastische Gelenktechnik symbolisiert) und ein gigantischer Insektenflügel. Das Zentrum selbst ist eine weitläufige Park- und Waldlandschaft, in der auch aktiv geforscht wird.
Man kann die Bauprinzipien von Blättern studieren (wie schützen sich Blätter bei starkem Wind vor dem Zerreißen), man kann die Klimatisierung von Termitenhügeln ansehen oder unterschiedliche Entwurfsprinzipien für Blüten kennenlernen. Im Haus der Düfte kann man an diversen Pflanzen schnuppern (aktuell waren allerdings ziemlich viele verblüht), im Haus der Gesundheit gibt es verschiedene Exponate zum menschlichen Körper – beispielsweise über den Blutkreislauf oder Körperzellen.
Die Anlage selbst ist voller verschiedener Pflanzenarten (deswegen dürfen übrigens hunde nicht auf die Anlage), von denen zumindest ich (kein Pflanzenkenner) noch nie gehört hatte. Man kann auch durch ein Arboretum spazieren, in dem sämtliche Baum- und Straucharten Deutschlands wachsen.
Im Ausstellungshaus gibt es weitere interessante Exponate (einziges kleines Manko: es ist wenig zum Mitmachen da – für kleinere Kinder ist das ZMTW also vermutlich nicht ganz so spannend), beispielsweise über die Mechanik von Insektengelenken, zum Thema Natur und Design, und vieles mehr.
Sehr gut hat mir auch der Waldweg gefallen – dort sind interessante Wachstumsstrukturen von Bäumen mit roten Stahlrahmen hervorgehoben – beispielsweise ein “Henkel”, bei dem sich ein Ast abzweigt und dann wieder an den Stamm anwächst. Wie Bäume auf äußere Lasten reagieren, wird ebenfalls erklärt, und in einem Tunnel kann man sich über Wurzeln und ihr Wachstum schlau machen.
In diesem Bereich wird auch aktiv geforscht – beispielsweise wird untersucht, ob Holzstapel in der Sonne und im Schatten unterschiedlich von Insekten besucht und bewohnt werden oder wie Pflanzenteile verrotten. Ein ziemlich großer toter Baum ist auch von einem Gerüst umgeben (Betreten leider verboten), von dem aus untersucht wird, wie so ein Baumstamm verrottet.
Dass in der letzten Eiszeit in Deutschland wenig Bäume wuchsen, ist ja irgendwie klar – aber wie sich schließlich unsere Waldlandschaft hier entwickelte, ist auch eine ziemlich komplizierte Geschichte. Entlang eines entsprechenden Weges kann man von der letzten Eiszeit angefangen immer um jeweils 1000 Jahre weitergehen und sich ansehen, wie sich unterschiedliche Baumarten ablösten.
Es gab noch eine ganze Menge mehr spannende Exponate – für jeden, der sich für die Natur und für Pflanzen interessiert, ist das ZMTW auf jeden Fall einen Besuch wert. Plant genügend Zeit ein – ich war etwa 4 Stunden dort, was deutlich nicht ausreichend war, um alles zu sehen. Und das Wort “Geheimtipp” im Titel ist durchaus wörtlich zu verstehen – am Pfingstsamstag Nachmittag, wo andere Wissenschaftszentren vermutlich aus allen Nähten platzen, standen auf dem Parkplatz gerade acht Autos. Also: Wenn ihr in der Nähe seid, fahrt hin – es wäre doch schade, wenn so ein schöner Park mangels Besucher eines Tages geschlossen werden müsste.
PS: Bilder habe ich leider keine – Fotografieren war auf dem Gelände nicht erlaubt. Wer ein paar Fotos sehen will, kann dem Link zum ZMTW folgen.
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