Zur Zeit der Dinosaurier lebten im Meer die Mosasaurier – Lebewesen, die unserer Vorstellung von Meeresdrachen oder Seeschlangen schon ziemlich nahe kamen. Bilder zeigen Mosasaurier meist mit einem sich schlängelnden Körper und einem Schwanz mit einem langen schmalen Flossensaum.

Hier ein Beispiel von Wikipedia (leider mit teilweise verdecktem Schwanz):

Mosasaurus BW.jpg
Von Nobu Tamura (https://spinops.blogspot.com) – Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link

Wenn der Schwanz der Mosasaurier tatsächlich so aussah, dann schwammen sie vermutlich wie Aale oder heutige Seeschlangen, also mit schlängelnden Bewegungen des Körpers, wobei der Körper typischerweise eine ganze “Wellenlänge” der Bewegung oder mehr gleichzeitig macht, wie dieses Bild zeigt:

Taniwhasaurus.jpg
By Dmitry Bogdanov – Originally from ru.wikipedia; description page is/was here., Public Domain, Link

Dieses Bild einer Seeschlange (wieder von Wiki) zeigt das noch einmal sehr schön am lebenden Tier:

Laticauda colubrina (Wakatobi).jpg
Von Craig Dhttps://www.flickr.com/photos/craigd/3903394880/, CC BY-SA 2.0, Link

Dieses altvertraute Bild der Mosasaurier wurde jetzt gründlich erschüttert. Neue Fossilienfunde und eine detaillierte Analyse zeigen, dass Mosasaurier vermutlich ganz anders aussahen und schwammen.

Was sind Mosasaurier?
Mosasaurier sind eine ziemlich kurzlebige Gruppe von meeresbewohnenden Reptilien. Sie entwickelten sich gegen Ende der Kreidezeit, vermutlich aus den Aigialosauriern, die wiederum mit den Waranen verwandt waren:

Aigialosaurus bucchichi.jpg
By FunkMonk (Michael B. H.) – Own work, CC BY-SA 3.0, Link

Die genauen Abstammungsverhältnisse sind allerdings nicht geklärt – insbesondere ist es möglich, dass auch die Schlangen eng mit den Mosasauriern verwandt sind oder sich sogar aus ihnen entwickelten. Auf jeden Fall waren die Vorfahren der Mosasaurier Tiere, die den heutigen Waranen ähnelten und auch mit ihnen verwandt waren.

Mosasaurier verbreiteten sich relativ schnell am Ende der Kreidezeit, vielleicht begünstigt durch das Verschwinden der Ichthyosaurier und Pliosaurier. Sie waren Fleisch bzw. Fischfresser – die meisten von ihnen hatten spitze Zähne, wie das für Meeresräuber typisch ist, aber Globidens hatte eher rundliche Zähne, die sich zum Knacken von harten Panzern eigneten (sowas nennt man Durophagie); angesichts der großen Zahl von Ammoniten, die in der Kreidezeit im Meer schwammen sicher eine nützliche Anpassung. Die Mosasaurier starben am Ende der Kreidezeit mit den Dinosauriern und sehr vielen anderen Tiergruppen aus.

Der Schwanz der Mosasaurier
Mosasaurier hatten ziemlich lange Schwänze, die, so dachte man früher, relativ gerade verliefen (obwohl man schon 1920 Hinweise auf eine leichte Biegung des Schwanzes gefunden hatte). Man schloss daraus, dass sie keine Schwanzflosse hatten wie Haie oder Ichthyosaurier, sondern eben eher wie Aale oder Seeschlangen schwammen.

In den letzten Jahren aber änderte sich das Bild: 2007 wurde ein Mosasaurier der Gattung Plotosaurus beschrieben [1], der einen deutlich fischähnlichen Körper hatte, der an Kopf und Schwanz zulief und in der Mitte am “dicksten” war (ein “fusiformer” Bauplan). Der Schwanz war am Ende nach unten gekrümmt, was darauf hindeutete, dass er eine Schwanzflosse trug. Plotosaurus ist allerdings ein sehr später und sehr weit fortgeschrittener Mosasaurier. Bei “primitiveren”1 Mosasauriern ging man nach wie vor von einer eher aalähnlichen Körperform aus.

1wer die Anführungsstriche verstehen will, muss hier gucken.

Irgendwann in den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts (das genaue Datum ist nicht bekannt) bekam das Naturkundemuseum von Los Angeles ein sehr gut erhaltenes Fossil eines Mosasauriers der Gattung Platecarpus, das im Jahr 2010 neu analysiert und beschrieben wurde [2]. Dabei fiel auf, dass der Schwanz eine Krümmung nach unten zu haben schien:

i-baec39f31d985dfa8b82e3a4faed4392-platecarpus-thumb-550x183.jpg

Aus [2]

Platecarpus ist ein wesentlich primitiverer Mosasaurier als Plotosaurus – hatten vielleicht alle Mosasaurier nach unten gebogene Schwänze und damit vermutlich auch eine richtige Schwanzflosse? Wie genau hat sich das entwickelt und wie kann man das herausbekommen – nicht jeder Mosasaurus ist so gut erhalten wie der Platecarpus hier, bei dem sogar Teile der Innereien versteinert wurden.

Wirbel biegen Schwänze
Die Lösung ist – wenn man erstmal drauf gekommen ist – naheliegend [3]: Ein nach unten gebogener Schwanz ist sicherlich deswegen nach unten gebogen, weil die Schwanzwirbel an der Biegung entsprechend geformt sind, nämlich oben länger als unten, so dass die Wirbel keilförmig waren und sich eine Krümmung ergab. Es wäre also eine gute Idee, Mosasaurier-Schwanzwirbel mit den Wirbeln anderer Meeresbewohner zu vergleichen.

Dafür nimmt man zum einen Aale (falls die Mosasaurier doch eher denen ähneln) und zum anderen Haie. Haie haben nämlich auch eine Schwanzflosse, bei der sich der Schwanz in einer Flossenhälfte fortsetzt, allerdings in der oberen. Hier eine Übersicht über Haischwanzformen, bei der man erkennt, dass es die obere Hälfte ist, die stärker ausgeprägt ist:

Shark Tail shapes de.svg
Von Chris huh, translated by Achim Raschka (talk) – Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link

Bei den meisten anderen Fischen mit ähnlicher Schwanzflosse wie den Thunfischen endet die Wirbelsäule in der Schwanzmitte und die eigentliche Flosse ist an dünnen “Strahlen” (fin rays) befestigt:

WLANL - Urville Djasim - Skelet tonijn - Tuna fish skeleton (1).jpg
By Urville Djasim from The Netherlands – Skelet tonijn / Tuna fish skeleton, CC BY-SA 2.0, Link

Deswegen bieten sich also Haie als Vergleich an.

Lindgren und seine Kollegen vermaßen also diverse Mosasaurier-, Hai,- Aal- und außerdem noch Waranskelette (jedenfalls die Schwanzwirbel), um zu sehen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es jeweils gibt. Ach ja, ein Krokodil und eine Seeschlange wurde auch noch vermessen – wenn man eh schon mal dabei ist…

Weil ein Waran und ein Mosasaurus doch ein bisschen unterschiedlich groß sind, bot es sich an, die Messungen zu normieren – es wurde also die Länge und Breite der Wirbel relativ zur Wirbelhöhe gemessen. Ein Wert für die Länge von 3 beispielsweise sagt, dass der Wirbel dreimal so lang wie hoch war.

Die Wirbel in den Schwänzen der Warane waren typischerweise ziemlich lang und wurden nach hinten hin länger, wie diese Grafik hier zeigt:

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Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei einer Seeschlange oder einem Kaiman. Beim Aal dagegen werde die Wirbel nach hinten hin ebenfalls länger, sind aber insgesamt etwa so lang wie hoch:

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Bei Haien dagegen ergibt sich eine U-förmige Kurve – es gibt einen Bereich des Schwanzes, wo die Wirbel besonders kurz sind, außerdem sind sie generell kürzer als hoch:

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Und hier nun ein paar Mosasaurier zum Vergleich:

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Auch hier sind die Wirbel eher kurz und nicht vergleichbar mit denen der Warane oder Seeschlangen. Die U-Form sieht man beim Mosasaurus relativ gut, bei Clidastes ist sie eher weniger ausgeprägt.

Ob Wirbel eher lang oder eher kurz sind, sagt natürlich etwas über die Beweglichkeit aus. Eine Giraffe beispielsweise kann ihren langen Hals bei weitem nicht so gut krümmen wie ein Strauß, weil sie nur 7 Halswirbel hat. Wenn der Schwanz an einer Stelle relativ kurze Wirbel hat, dann ist er dort also entsprechend beweglich. Das wiederum spricht dafür, dass er an dieser Stelle stärker bewegt wurde als davor und dahinter, und das wiederum spricht gegen eine aalartige Schwimmbewegung, wo sich ja die “Sinuswelle” gleichmäßig über den Körper bewegt.

Aber das ist natürlich sehr indirekt argumentiert – ein direkter Hinweis auf eine Schwanzflosse wie beim Hai ist das nicht, dazu muss man auf die Form einzelner Wirbel gucken. Wenn ein Wirbel keilförmig ist (also beispielsweise oben länger als unten) und wir legen mehrere hintereinander, dann ergibt sich – wie oben schon gesagt – eine Abwärtskrümmung des Schwanzes. Dieses Verhältnis von Wirbelober- zu -unterseite wurde nun also wieder gemessen, und zwar für Haie und Mosasaurier. Der Schwanz wurde dazu jeweils in Bereiche eingeteilt und dann das Verhältnis gemittelt. Das hier kommt dabei heraus (Selachier sind Haie):

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Bei den Mosasauriern ist das Verhältnis immer größer-gleich eins, die Wirbel sind also oben länger als unten, so dass der Schwanz nach unten gekrümmt sein sollte. Zieht man zum Vergleich die Haie heran, dann ist das Verhältnis – ääh, auch größer als 1? Sind Haischwänze jetzt plötzlich nach unten gekrümmt?

Nein, keine Sorge, sind sie nicht. Die Autoren haben – der besseren Vergleichbarkeit wegen – den Hai umgedreht, so dass seine Schwanzkrümmung in dieselbe Richtung zeigt wie beim Mosasaurus (das aber leider nicht explizit in die Bildunterschrift geschrieben, und so arme Blogger verwirrt. Eine kurze mail-Nachfrage bei Johan Lindgren half hier weiter – immer wieder faszinierend, wie schnell man dank e-mail Antworten auf Wissenschaftsfragen von Experten bekommt…). Haischwänze sind also in Wirklichkeit nach oben gekrümmt – es sei denn, der Hai schwimmt mit dem Bauch nach oben.

Nach diesen Daten sollte man also erwarten, dass Mosasaurierschwänze tatsächlich nach unten gekrümmt waren, wenn auch unterschiedlich stark. Beim Dallasaurus war der Schwanz allenfalls ganz leicht nach unten gekrümmt, bei Mosasaurus und Plotosaurus dagegen stäker. Damit ihr das evolutionär einordnen könnt, hier ein Kladogramm:

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Ihr seht also, dass die “fortgeschritteneren” Mosasaurier immer stärker gebogene Schwänze bekamen.

Zusätzlich schauten die Autoren bei den Hai- und Mosasaurierschwänzen auch noch auf die Fortsätze oben und unten an den Wirbeln. Hier ein Bild von einem geröntgen Haischwanz (umgedreht, deswegen zeigt der “up”-Pfeil nach unten) und einem Mosasaurier im Vergleich:

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Ihr erkennt, dass die Fortsätze an den Wirbeln stellenweise geknickt verlaufen. Auch hier ergibt ein Vergleich von Hai und Mosasaurier, dass die Mosasaurierschwänze nach unten geknickt waren.

Das Ergebnis: Ein neuer Schwanz für Meeresdrachen

Und hier schließlich die Schwanzformen, die aus diesen Untersuchungen und den Fossilien abgeleitet wurden, wobei die Flossenform selbst natürlich hypothetisch bleibt, denn anders als bei Ichthyosauriern hat man bei Mosasauriern keine so schönen Abdrücke gefunden:

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Insgesamt ergibt sich, dass die fortgeschritteneren Mosasaurier stärker gekrümmte Schwänze und dementsprechend vermutlich auch größere Schwanzflossen hatten. Die Wirbel wurden dabei tendenziell kürzer und der Bereich, der vermutlich am stärksten bewegt wurde und für das Schlagen der Schwanzflosse zuständig war, wurde schmaler. Ganz ähnliche Verhältnisse beobachtet man übrigens auch bei Walen – bei denen sitzt die Wirbelsäule allerdings mittig in der Schwanzflosse.

So etwa könnte so ein “neuer” Mosasaurier (hier Platecarpus aus [2]) ausgesehen haben:

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Die Mosasaurier waren also keine “Seeschlangen”, sondern eher “Waranhaie”.


[1] JOHAN LINDGREN, JOHN W.M. JAGT, MICHAEL W. CALDWELL
A fishy mosasaur: the axial skeleton of Plotosaurus (Reptilia, Squamata) reassessed
Lethaia, Volume 40, Issue 2, pages 153-160, June 2007
(ich geb’s zu – davon habe ich (weil kein Zugriff) nur den Abstract und die Besprechung in der Quelle [3] gelesen.)

[2] Johan Lindgren, Michael W. Caldwell, Takuya Konishi, Luis M. Chiappe
Convergent Evolution in Aquatic Tetrapods: Insights from an Exceptional Fossil Mosasaur
PLoS ONE 5(8): e11998. doi:10.1371/journal.pone.0011998

[3] Lindgren, J., Polcyn, M., & Young, B. (2011). Landlubbers to leviathans: evolution of swimming in mosasaurine mosasaurs Paleobiology, 37 (3), 445-469 DOI: 10.1666/09023.1

Kommentare (28)

  1. #1 Dietmar
    3. Juli 2011

    Das ist ja interessant! Danke!

    (Wo kommt die Lebendrekonstruktion her? Ah, ja klar 😉 )

  2. #2 Timo Reitz
    4. Juli 2011

    Das nenne ich doch mal einen Schwanzvergleich!

  3. #3 MartinB
    4. Juli 2011

    @Timo
    *der* Spruch musste ja kommen…

  4. #4 Dietmar
    5. Juli 2011

    @Timo: Okay, das war lustig!

    *gnihihi*

  5. #5 Dietmar
    5. Juli 2011

    Aber ganz ernsthaft gefragt: Durch diese Flosse werden die Mosasaurier vermutlich erheblich schnellere Jäger gewesen sein, oder? Ich vermute mal in´s Blaue hinein, dass sie dadurch wohl den damaligen Haien (gab es doch?) nicht unterlegen gewesen sein dürften. Wenn man jetzt die unterschielichen Zahnformen betrachtet, ist diese vermutlich nicht nur ein Hinweis auf unterschiedliche Jagd- beziehungsweise Angriffs-Methoden sondern eben auch unterschiedliche Beute, wie ich aus dem Artikel schließe? Das dem Verschwinden der Ammoniten als Beutetiere das der Mosasaurier folgt, leuchtet ein. Ich finde erstaunlich, dass diese Kopffüßer als (aber vermutlich wohl nicht einzige) Beutetiere eine solche Schwanzflosse erforderlich machten. Könnte man aus der vermuteten Form der Flosse auf Geschwindigkeit oder gar Ausdauer der Mosasaurier schließen? Denn wären sie direkte Nahrungs- und Jagdkonkurrenten der Haie gewesen, fände ich es interessant zu betrachten, wo der evolutive “Vorsprung” dieser liegt.

  6. #6 Bettwäsche Weiß
    5. Juli 2011

    Der Mosasaurier war also ein Waranhai 😀 Das hört sich für mich auch witzig an…Hört sich an, wie HuhnSkorpion oder Löwensalamander…
    Aber sehr interessanter Beitrag und sehr ausführlich, schade dass nicht viele Blogbeiträge so sind.

  7. #7 Bettwäsche Weiß
    5. Juli 2011

    Der Mosasaurier war also ein Waranhai 😀 Das hört sich für mich auch witzig an…Hört sich an, wie HuhnSkorpion oder Löwensalamander…
    Aber sehr interessanter Beitrag und sehr ausführlich, schade dass nicht viele Blogbeiträge so sind.

  8. #8 Bettwäsche Weiß
    5. Juli 2011

    Der Mosasaurier war also ein Waranhai 😀 Das hört sich für mich auch witzig an…Hört sich an, wie HuhnSkorpion oder Löwensalamander…
    Aber sehr interessanter Beitrag und sehr ausführlich, schade dass nicht viele Blogbeiträge so sind.

  9. #9 MartinB
    5. Juli 2011

    @Dietmar
    Mosasaurier haben nicht nur Ammoniten gefressen, sondern auch Fische und andere kleinere Meeresreptilien (einschließlich kleinerer Mosasaurier). Wie die Aufteilung mit den Haien funktionierte, weiß ich im Moment nicht.

  10. #10 MartinB
    5. Juli 2011

    @Bettwäsche (?)
    “Waranhai” ist auf meinen Mist gewachsen – ich fand, es klang lustig.

  11. #11 nihil jie
    5. Juli 2011

    nach dem ich den Artikel gelesen habe fiel mir auf, dass ich mir nie die Frage gestellt habe wie schlangen schwimmen 🙂 Z.B. wie schaffen sie es, dass sie sich nicht um ihre Längsachse drehen… auch in ihrer wellen Form die ihrer Fortbewegung charakteristisch ist ? Anders gesagt… warum kippen sie nicht beim schwimmen irgendwie zur Seite ? Auf dem Land bietet ihnen der Boden keine Möglichkeit da zu. Und im Wasser… wie schaffen sie das denn ? 🙂

  12. #12 nihil jie
    5. Juli 2011

    Naja… eine Antwort auf meine gestellte Frage kann ich es mir gleich selbst beantworten… Sie können das weil sie das schon lange so machen *gg Ja… damit wäre ja schon mal ein Aspekt beantwortet… dennoch interessiert mich der technische Aspekt.

  13. #13 MartinB
    5. Juli 2011

    @nihilje
    Wikipedia weiß dazu immerhin:
    “Dabei ist das auffälligste sichtbare Merkmal der seitlich abgeflachte Schwanz, der allen Seeschlangen gemein ist.”
    Der macht also den Vortrieb und sorgt dabei für Stabilität.
    Die englische Wiki sagt noch
    “To a varying degree, the bodies of many species are laterally compressed, especially in the pelagic species.”

    Ein Verdrillen des Körpers dürfte durch Muskeln und Wirbel verhindert werden, insofern denke ich, dass das System stabil ist.

    “Sie können das weil sie das schon lange so machen”
    🙂 Das erinnert an das alte Rätsel: Wie paaren sich Igel?

    ANtwort: Gaaaanz vorsichtig

  14. #14 nihil jie
    5. Juli 2011

    @MartinB

    🙂 Das erinnert an das alte Rätsel: Wie paaren sich Igel?

    ANtwort: Gaaaanz vorsichtig

    Hmm… jaaa… also ich denke sie ziehen sich zuerst aus… oder nicht ? 😉

    Ja… und mit den schwimmenden Schlangen ist schon echt faszinierend. Ich habe vorhin auch mal kurz nach Bildern von schwimmenden schlangen gesucht. Musste feststellen das auch schlangen gut schwimmen können die normalerweise nicht im Wasser leben… z.B. Pythons. Und dabei wurden Schlangen schon immer als abwertend “kriechend” bezeichnet. Dabei haben sie eine ziemlich effektive Forstbewegungsform entwickelt dafür, dass sie so simpel gebaut sind.. also ohne Extremitäten. Sie können sich auf dem Boden fortbewegen… schwimmen, auf Bäume klettern und sogar von da zu anderen Bäumen springen… eine Art kurzer Flug. Irgendwelche Arten können das wohl… kann mich gerade aber nicht an deren Namen erinnern 🙂

  15. #15 nihil jie
    5. Juli 2011
  16. #16 nihil jie
    5. Juli 2011

    Aber was mir noch so zur Fortbewegung noch so einfällt ist dass dieser Prozess keineswegs rein “mechanistisch” ist. Also der Fortbewegungsablauf fest einprogrammiert ist ohne jegliche Spielräume. Das ist auch wohl einer der Gründe warum sich Schlangen im Wasser nicht drehen… denke ich mir das zumindest gerade so. Die Bewegungen die gegen das drehen von der Schlange genutzt werden laufen in so einer Art Feedbackschleife mit ihrer Umwelt und können wohl dosiert werden. Das macht es auch so schwierig solche komplexen Bewegungsmuster in der Bionik nach zu ahmen und dann Technisch um zu setzen. Unsere Menschlichen nachbauten sind einfach zu Mechanisch und können sich nicht so gut auf die Feinheiten selbst einstellen und auch nicht die Datenflut aufnehmen um sie dann in korrekte und für eine Aktion nötige Bewegung um zu setzen. Deswegen können z.B. bionische Fisch-Nachbauten nicht so flüssig schwimmen. Das sieht dann recht unbeholfen aus… so schlecht schwimmen nicht mal kleine Baby Fische *gg

  17. #17 MartinB
    6. Juli 2011

    @nihilje
    Aber der Robovogel neulich (hab ich glaube ich im März gezeigt) war schon ziemlich gut – von daher denke ich, dass auch nichts gegen Robofische spricht.
    Klar, die Steuerung ist schwierig – zum Teil vielleicht ein gedankliches Problem – wir planen eher top-down, die Natur eher bottom-up.
    Zum Schlängeln von Schlangen givbt es einiges in McNeill Alexanders “Animal Locomotion” und in meinem Lieblingsbuch zur Anatomie, M. Hildebrandt “Analysis of Vertebrate Structure”.

  18. #18 nihil jie
    6. Juli 2011

    Morgen Martin 🙂

    Ja… an den Robovogel kann ich ich natürlich schon auch erinnern 😉 Ich fand ihn schon auch sehr interessant. Aber auch alle anderen Robo-Tiere die so in den letzten Jahren gebaut wurden. Es wird aber noch einen langen Weg geben bis sie wirklich Einsatzfähig sind. Und die Einsatzgebiete sehe ich als sehr vielfältig. Z.B. als Sonden die andere Planeten total autonom erkunden können. Da gibt es auch schon schöne Kreationen die gebaut wurden aber auch getestet und weiterentwickelt werden.

    Aber wie schon gesagt… zur Zeit sind sie schon noch ein wenig sehr roboterhaft. Auf dem Gebiet gibt es noch eine Unmenge zu tun. Aber um auf das Blog-Thema zurück zu kommen. Wer weiß, vielleicht helfen uns sogar die Erkenntnisse die dadurch gewonnen werden, wenn wir die Fortbewegungsapparate und Arten aus der Vergangenheit untersuchen. Die würde ich auf keinen Fall verschmähen und beiseite schieben.

  19. #19 MartinB
    6. Juli 2011

    @nihilje
    Ja, das sagen wir auch immer, wenn einer fragt, warum man untrsucht, wie Dinos laufen – Robotik, Laufen verstehen, usw.

  20. #20 georg
    6. Juli 2011

    @Martin
    Ich hoffe es stört nicht, wenn ich mich an dieser Stelle noch mal kurz melde. Ich wollte mir von dir noch ein feedback abholen zu Dawkins Wahrscheinlichkeit.

    M. E. soll eine Zahl nahe 100 einfach nur ein prägnanter Ausdruck für “starke Evidenz für die Richtigkeit der betreffenden These” sein und eine Zahl nahe 0 für “schwache Evidenz”.
    Die Zahlen 0 und 100 sind nicht zulässig, da es einen Beweis, im strengen Sinn, ja in der empirischen Wissenschaft nicht gibt.
    (Im Buch spricht er auch in Prosa und nicht in Zahlen.)

    Gehst du da konform?

  21. #21 MartinB
    6. Juli 2011

    @georg
    Ja, so ist das vermutlich gemeint – ich finde es als Formulierung trotzdem falsch; insbesondere, da er sich über jemand anderen lustig macht, der eine solche Wahrscheinlichkeit berechnet hatte.

    Und natürlich müsste er – wenn er schon eine endliche Wahrscheinlichkeit angibt – gemäß Pascals wager sofort konvertieren, das macht die Formulierung noch unglücklicher.

  22. #22 georg
    6. Juli 2011

    @Martin
    Über den anderen, Swinburne heisst der glaube ich, macht er sich aber primär deshalb lustig, weil der sich seine Plausibiläten nach persönlichem Wunschdenken zurecht konstruiert hat, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.

    Das ist ein bisschen was anderes, als zu versuchen wissenschaftliche Evidenz in einer Zahl auszudrücken. Auch wenn das nicht ganz sauber ist. Und wie gesagt, im Buch selber belässt er es dabei bei Prosa, wenn ich mich recht erinnere.

    Und müsste, wenn man Pascals Wette ernst nimmt (und wenn man mal kurz davon absieht, dass es beliebig viele Gottesvorstellungen gibt), da es den (Nichtexistenz)Beweis ja nicht gibt, dann gibt es doch logischerweise eine endliche Wahrscheinlichkeit für die Existenz, wie groß auch immer. Müsste dann nicht jeder Wissenschaftler konvertieren, da er sich seines Wissens (der universellen Geltung der Naturgesetze) ja nicht sicher sein kann? Was sagst du dazu?

  23. #23 MartinB
    6. Juli 2011

    @georg
    Ich sage dazu einfach, dass der Begriff “Wahrscheinlichkeit” hier keinen Sinn ergibt. Ob ein bestimmtes Fakt korrekt ist oder nicht, kann man nicht mit Wahrscheinlichkeiten ausdrücken. Kein Wissenschaftler würde meiner Ansicht nach sagen “Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stringtheorie korrekt ist, ist 20%” – das tut dem Begriff der Wahrscheinlichkeit Gewalt an.

    Den Inhalt der Aussage (das was gemeint ist) finde ich akzeptabel, aber die Formulierung sorgt eher für Missverständnisse, als dass sie weiterhilft.

  24. #24 georg
    6. Juli 2011

    @Martin
    Ich sehe das auch so, dass der Begriff “Wahrscheinlichkeit” noch dazu mit der Angabe einer konkreten Zahl in diesem Zusammenhang nicht besonders glücklich ist. Im Buch liest sich das, wie gesagt, auch ein bisschen anders.

  25. #25 nihil jie
    6. Juli 2011

    Hier noch mal eine Pressemeldung was so ein bisschen zum Thema passt 😉 gerade erst gelesen.

    RoboCup-WM: 1500 Roboter in Istanbul

  26. #26 MartinB
    6. Juli 2011

    @georg
    Soweit ich mich erinnere, habe ich im Buch gedanklich “autsch” gesagt und dann weitergelesen. Wirklich sauber verteidigen lässt sich so ein Satz sicher nicht.
    Anscheinend sehen wir die Sache also ähnlich.

  27. #27 georg
    6. Juli 2011

    @Martin
    Man sollte dabei aber auch berücksichtigen, dass es nicht ganz einfach ist, dem Laienpublikum, an die sich Dawkins’ Buch richtet, die sich aus mittlerweile mehreren Jahrhunderten andauernder Forschung zur Entwicklung des Lebens und zur Kosmologie ergebende Evidenz in prägnanten Formulierungen nahezubringen, während die Konkurrenz, speziell in den USA, mit dem Slogan ‘die Evolutionstheorie ist doch nur eine Theorie’ hausieren geht. Zumal er den umgangssprachlich gängigen Begriff “Beweis” nicht verwenden darf, weil der ihm sofort um die Ohren gehauen wird.

  28. #28 MartinB
    6. Juli 2011

    @georg
    Richtig. Ich finde das Buch ja auch größtenteils gelungen – aber den Wahrscheinlichkeitssatz hätte ich lieber nicht gelesen.