WissenschaftlerInnen können manchmal ziemlich albern sein. Ein exzellentes Beispiel dafür liefert ein kurzer Artikel im Buch “The complete Dinosaur” (von dem gerade eine Neuauflage erschienen ist – ist eigentlich irgendwann Weihnachten…?) mit dem wunderschönen Titel
“Some Irreverent Thoughts about Dinosaur Metabolic Physiology: Jurisphagous Food Consumption Rates of Tyrannosaurus Rex”
(Einige respektlose Gedanken über die metabolische Physiologie von Dinosauriern: Der jurisphage Nahrungsbedarf von Tyrannosaurus rex)
“Jurisphagous” bedeutet genau das, was ihr nach dem Titel dieses Eintrags schon vermutet (naja, “to feed a T. rex” ist schon etwas doppeldeutig…). Und tatsächlich beginnt der kleine Artikel mit dem Satz
It is agreed by all living humans that the highlight of the movie Jurassic Park (Universal Studios, 1993) was the consumption of the lawyer by the true hero of the movie, Tyrannosaurus rex.
Alle lebenden Menschen stimmen darin überein, dass der Höhepunkt des Films Jurasic Park der Verzehr des Rechtsanwalts durch den wahren Helden des Films, Tyrannosaurus rex, war.
Witze über Rechtsanwälte haben in den USA ja Tradition (und dem Satz nach zu urteilen gehören sie auch nicht zur Gruppe der Menschen). Und so machen sich die Autoren jetzt auf, um zu berechnen, mit wie vielen Rechtsanwälten man einen Tyrannosaurus füttern müsste. Die Rechnung selbst verwendet Abschätzungen über den Energieverbrauch von Tieren – der steigt mit der Körpermasse, allerdings nicht ganz so stark, wie man vielleicht erwarten würde, sondern etwa mit einem Exponenten von 0.75 – ein Tier, das 1000mal schwerer ist als ein anderes, hat nur einen etwa 180mal höheren Energieverbrauch. Diesen Zusammenhang versucht man seit Jahrzehnten zu verstehen – so ganz klar ist aber nicht, woher er kommt (bei Gelegenheit schreibe ich mal was drüber).
Wesentlicher Einflussfaktor ist natürlich, ob T. rex “kalt-” oder (was wahrscheinlicher ist) “warmblütig” war – also seine Körperwärme selbst produzierte, denn das erhöht natürlich den Energieverbrauch. Ein kaltblütiger T. rex verbraucht etwa 73 Rechtsanwälte pro Jahr, ein warmblütiger immerhin 292, also etwa einen pro Tag. Entsprechend schließt der Artikel mit dem Satz
This is perhaps a good reason for hoping that dinosaurs will turn out to have been endotherms.
Das ist vermutlich ein guter Grund um zu hoffen, dass sich herausstellen wird, dass Dinosaurier warmblütig waren.
Auch wenn das Ganze ein bisschen albern ist, ist die Rechnung selbst eigentlich ganz interessant. Falls ihr euch die Details angucken wollt, findet ihr sie hier.
Kommentare (23)