Die Forscherinnen schließen daraus, dass in einer mondlosen Nacht vor allem die Milchstraße zur Orientierung dient. Das passt auch zu dem, was man über die Augen der Mistkäfer weiß, die sich zum scharfen Sehen einzelner Sterne nicht so gut eignen. Man könnte einwenden, dass es unter realen Bedingungen aber nicht die Milchstraße sein mag, die entscheidend ist, sondern einfach die gesamte Helligkeitsverteilung des Himmels.
Hier kam den Forscherinnen jetzt ein glücklicher Zufall zur Hilfe – der allerdings frühere Forschungsergebnisse über den Haufen warf. Als nämlich die ersten Experimente zur Orientierung im Mondlicht gemacht wurden (die wurden vor einiger Zeit in nature veröffentlicht), gelang es den Mistkäfern nicht, sich ohne Mondlicht zu orientieren – von der Milchstraße oder den Sternen ist in der Arbeit gar nicht die Rede.
Dieser Widerspruch ließ sich wie folgt aufklären (Dank an Marie Dacke, dass sie mir freundlich per mail hierzu Auskunft gegeben hat – wäre sie nicht letzte Woche in Südafrika gewesen, hättet ihr diesen Artikel schon letztes Wochenende lesen können): Die Lage der Milchstraße am Himmel ändert sich mit der Jahreszeit. Es gibt eine Zeit (im Oktober), wo sie direkt nach Sonnenuntergang sehr flach am Himmel steht und nicht zu sehen ist. Und genau unter diesen Bedingungen wurden die ersten Experimente gemacht, so dass die Mistkäfer deutlich größere Schwierigkeiten hatten, sich zu orientieren. Glück gehabt – denn zwar entging ihnen damals der Zusammenhang mit der Milchstraße, dafür hätten sie möglicherweise viel größere Probleme gehabt, überhaupt herauszufinden, dass die Tiere sich am Mond orientieren, wenn er denn scheint.
Natürlich darf man nicht annehmen, dass die Mistkäfer Objekte wie die Milchstraße oder den Mond bewusst anpeilen – auch wenn es in der Arbeit nicht explizit gesagt wird, ist die plausibelste Annahme sicher die, dass sie sich am größten für sie wahrnehmbaren Helligkeitsunterschied am Himmel orientieren. Ist Mondlicht da, wird es genutzt, ist keins da, genügt – falls vorhanden – auch die Milchstraße, wenn auch die nicht da ist, dann haben die Käfer noch größere Probleme.
Astronomie betreiben die Käfer also nicht, trotzdem ist es das erste Mal, das nachgewiesen werden konnte, dass Tiere sich mit Hilfe der Milchstraße orientieren.
Marie Dacke, Emily Baird, Marcus Byrne, Clarke H. Scholtz, and Eric J. Warran
Dung Beetles Use the Milky Way for Orientation
Current Biology (2013), https://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2012.12.034
Das paper zur Orientierung im Mondlicht ist
Marie Dacke, Dan-Eric Nilsson, Marcus Byrne, Clarke H. Scholtz, and Eric J. Warrant
Insect orientation to polarized moonlight
Nature 424, Juli 2003, S. 33
Die sehr schöne Internetseite, von der ich auch die Pressefotos geholt habe, findet ihr hier.
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