Manchmal trifft man Tiere gemeinsam an, von denen man es eher nicht erwartet hätte. Beim Joggen zum Beispiel habe ich die Tage eine Taube und ein Kaninchen gesehen, die dicht beieinander auf dem Weg saßen und erst weghüpften bzw. – flatterten, als ich dahergestapft kam (keine Ahnung, worüber sich die beiden unterhalten haben). Seltsame Tierpaare gab es aber anscheinend auch schon vor langer Zeit. Ein besonders spektakuläres Exemplar wurde jetzt in Afrika entdeckt.
Und so sieht es (in einem Computertomogramm) aus:
Aus Abdala et al., s.u.
Ihr seht hier links unten ein Thrinaxodon, ein Säugetiervorfahr aus der Triaszeit (dass es sich um ein Säugetierähnliches Viech handeln muss, erkennt man leicht an den deutlich differenzierten Zähnen). Von oben eng an die rechte Seite des Thrinaxodon gekuschelt seht ihr ein Amphibium namens Broomistega.
Thrinaxodon und Broomistega sind beides bekannte fossile Gattungen (von Broomistega hat man bisher aber keine so schönen Fossilien gefunden wie dieses hier), aber dass sie so eng beieinander gefunden werden ist schon sehr ungewöhnlich. Und es wirft natürlich die Frage auf, wie es dazu kommen konnte. Da beginnt jetzt die paläontologische Detektivarbeit.
Im Südafrika der Trias waren Erdbauten relativ häufig – bisher hat man allerdings nur sehr wenige Tierfossilien in solchen Bauten gefunden, so dass man sich nicht sicher war, welche Art von Tieren darin lebte. Die Spekulation lag zwar nahe, dass “säugetierähnliche Reptilien” (also so Tiere wie Thrinaxodon) in solchen Bauten lebten (diese Geschichte wurde auch in der berühmten Serie “Walking with Dinosaurs” – “Dinosaurier – im Reich der Giganten” – erzählt, wo ein Cynodontier-Pärchen in einem Erdbau brütet). Dass nun ein Thrinaxodon in einem solchen Bau gefunden wurde, lässt es naheliegend erscheinen, dass er diesen Bau auch selbst gegraben hat – anatomisch ist er dazu durchaus in der Lage. (Ganz sicher ist es natürlich nicht, der Thrinaxodon hätte ja auch einen vorhandenen Bau übernehmen können.)
Broomistega konnte mit ziemlicher Sicherheit nicht graben – die Art lebte meist im Wasser und war anatomisch wenig zum Buddeln in der Erde geeignet. Unser Broomistega hier ist also vermutlich in den Bau des Thrinaxodon gekrochen, um sich zu schützen. Schutz hatte er auch dringend nötig – nicht nur vor dem damals ziemlich trockenen Klima, sondern auch, weil er verwundet war – einige seiner Rippen sind gebrochen und teilweise verheilt. (Dass Broomistega zufällig in den Bau gespült wurde, beispielsweise durch die Flut, die den Bau dann mit Sand zugeschüttet hat, kann man ausschließen, dazu ist der Gang des Baus zu eng – es hätte schon eines gigantischen Zufalls bedurft, den Körper da so sauber durchzufädeln.)
Da der Broomistega verwundet war, könnte man jetzt auf die Idee kommen, er war vielleicht einfach ein Beutetier des Thrinaxodon. Das ist aber kaum möglich, denn die Wunden an den Knochen zeigen Hinweise auf Heilung. Oder könnte der Thrinaxodon den bereits heilenden, aber noch geschwächten Broomistega überwältigt und als Beute in seine Höhle geschleppt haben? Auch unwahrscheinlich – der Broomistega weist zwar zwei kleine Löcher am Schädel auf, die Bissspuren sein könnten, doch sie passen von der Größe her nicht zum Thrinaxodon. (Eventuell sind diese Löcher auch pathologisch und keine Folge einer Verwundung.) Außerdem wäre es erstaunlich, dass der Thrinaxodon seine Beute dann nicht gefressen hat, zumal die ja bei dem Klima damals auch schnell verrottet wäre.
Die naheliegendste Vermutung ist deshalb die, dass der Broomistega aus eigener Kraft in den Bau gekrochen ist, um sich zu schützen. Und warum hat der Thrinaxodon den ungebetenen Gast nicht vor die Tür gesetzt? Eine plausible Möglichkeit ist, dass Thrinaxodon den Besuch einfach nicht bemerkt hat, weil er gerade geschlafen hat. Kein langdauernder Winterschlaf (der hinterlässt Wachstumslücken an den Knochen, die man nachweisen könnte), aber eine Ruhe von einigen Tagen Dauer, vielleicht, weil es gerade besonders ungünstiges Wetter war (was dann auch dem Broomistega Motivation gab, in den Bau zu kriechen).
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