Wenn ihr diesen Blog öfters lest, dann wisst ihr, dass ich gerade wenig blogge, weil ich ein Lehrbuch schreibe. (Nein, es ist keine Version des Blogs, sondern ein Buch zu meiner Vorlesung Funktionswerkstoffe.) Leider habe ich ein kleines Problem, das ich selbst nicht lösen kann; vielleicht ist ja jemand von euch in der Lage, mir weiterzuhelfen.
In meinem Buch möchte ich gern für die auftauchenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die biografischen Daten (Geburts- und ggf. Todesjahr) aufführen. Das ist mit Internethilfe heute ja kein Problem, dachte ich. Aber leider habe ich mich geirrt.
Hendrika-Johanna van Leeuwen hat in ihrer Doktorarbeit gezeigt, dass man mit den Mitteln der klassischen Physik magnetische Momente unmöglich erklären kann. Eigentlich ist das Argument recht einfach: Die Kraft, die ein Magnetfeld auf eine Ladung ausübt, steht immer senkrecht zur Geschwindigkeit der Ladung und kann deswegen nur die Richtung der Geschwindigkeit ändern, nicht aber den Betrag. Deshalb können sich in der klassischen Physik die Energien eines Teilchens durch ein Magnetfeld nicht ohne weiteres ändern, und damit sind magnetische Materialien nicht möglich. (Das ist jetzt sehr stark vereinfacht, etwas genauer steht es z.B. in den Feynman-Lectures.)
Van Leeuwen hat das ungefähr zeitgleich mit aber unabhängig von Niels Bohr bewiesen und deswegen nennt man das entsprechende Theorem Bohr-van Leewuwen-Theorem.
Aber leider habe ich – außer einer Kopie einer Arbeit von ihr – nichts über Hendrika-Johanna van Leewuen herausfinden können. Anfragen an Institute, die sich mit Wissenschaftsgeschichte befassen, sind leider bisher auch erfolglos geblieben.
Vielleicht hat ja jemand von euch eine Idee oder Zugriff auf irgendeine biographische Datenbank, eine Bibliothek zur Wissenschaftsgeschichte oder sonst irgendetwas und weiß, wie man an ihr Geburts- und Todesjahr herankommt?
Nachtrag: Das genaue Todesjahr kenne ich imemr noch nicht, aber ich habe eine mail von Professor Beenakker aus Leiden bekommen, die ich hier – mit Erlaubnis – wiedergebe:
She was in charge of the lab courses (practicum) for students. She had the rank of “assistant”, until 1947 when she was promoted to “lector
in de theoretische en toegepaste natuurkunde” (reader in theoretical and applied physics). In her laboratory she conducted experiments in magnetism, one of
her last publications is from 1949.Her birth record is online, I attach a scan, she was born July 3, 1887 in The Hague. Her father was Pieter Eliza van Leeuwen and her mother Maria Wilhelmina
Schepman. I was not able to locate a record of her death (privacy issues prevent online searches). My colleague recalls that she passed away in her 90’s in a
home for the elderly in Delft, so her death must have been around 1980.Hendrika van Leeuwen never married. As you probably already know, her sister Cornelia (“Nel”) married Gunnar Nordstrom, known as the “Einstein of Finland”
(https://en.wikipedia.org/wiki/Gunnar_Nordström). They met in Leiden when Nordstrom was working with professor Paul Ehrenfest, the successor of Lorentz.Cornelia and Hendrika were both physics students. It is quite remarkable that these two women studied physics in the early 20th century. Perhaps the biography
of Nordstrom gives some insight into the family background that motivated this career choice.
Ein bisschen mehr wissen wir jetzt also über sie, aber es wäre sicher interessant, ihre Biografie genauer zu kennen und zu wissen, wie es als Frau Anfang des letzten jahrhunderts in der Physik war – Emmy Noether in Deutschland hatte ja mit einigen Problemen zu kämpfen.
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