Um diese Effekte zu trennen, hätte man eine Kontrollgruppe in großen Terrarien gebraucht, so dass den Tieren genau so viel Raum zum Erkunden zur Verfügung stand wie den Gruppen-Chamäleons. Zusätzlich hätten sie darin vielleicht mit anderen Tieren (z.B. Eidechsen einer ganz anderen Art oder großen Käfern) gemeinsam gehalten werden können. Nur dann könnte man den Einfluss der sozialen Komponente vom Einfluss durch eine reizvollere Umgebung trennen. Soweit ich sehen kann, wurde das aber nicht gemacht – warum dieser in meinen Augen doch recht offensichtliche Mangel im Review-Prozess nicht entdeckt wurde, ist mir ein bisschen rätselhaft. (Aber das Peer-Review-System ist nun mal nicht perfekt – außer natürlich, wen ich der Reviewer bin…)
Trotzdem zeigt das Experiment natürlich auf jeden Fall, dass das Verhalten von Chamäleons nicht rein genetisch determiniert ist sondern dass es durch die Umgebung, in der sie aufwachsen, entscheidend bestimmt wird – und auch das ist sicher etwas, das man vor 30 oder 40 Jahren nicht vermutet hätte. Ob der Effekt aber wirklich nur auf sozialer Interaktion beruht, halte ich zumindest für fraglich.
Cissy Ballen, Richard Shine, Mats Olsson
Effects of early social isolation on the behaviour and performance of juvenile lizards, Chamaeleo calyptratus
Animal Behaviour 88 (2014) 1-6
https://dx.doi.org/10.1016/j.anbehav.2013.11.010
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