Allerdings gab es im Perm ziemlich viele Ammoniten und andere Tintenfischarten mit harten Schalen. Vielleicht hatte Helicoprion einen ganz speziellen Trick, um doch hartschalige Beute zu machen: Wenn es ihm gelang, den weichen Kopf zu packen, dann sorgte die Zahnspirale nämlich – zumindest im Modell – dafür, dass der Körper des tintenfisches regelrecht aus seinem Panzer herausgezogen wurde, etwa so:

heli3

Aus Ramsay et al. s.u.

Insgesamt funktioniert das Maul also so: Die vordersten Zähne ziehen die Beute ins Maul, die mittleren durchbohren sie und die hinteren Zähne durchtrennen dann die Beute und ziehen sie in den Schlund hinein.

Auch wenn die Zahnspirale auf den ersten Blick eher aussieht, als gehöre sie in ein Kuriositäten-Kabinett, handelt es sich also anscheinend doch um eine ziemlich trickreiches und effektives Werkzeug. Die Evolution ist eben immer für Überaschungen gut – ob sich irgendein Science-Fiction-Autor so eine Spirale hätte ausdenken können?

                   

Ramsay, Jason B., et al. “Eating with a saw for a jaw: Functional morphology of the jaws and tooth‐whorl in Helicoprion davisii.” Journal of morphology (2014).

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Kommentare (20)

  1. #1 BerndB
    18. Oktober 2014

    Wow. Was es nicht alles gibt, äh, gab. Bisher hab ich zwr von den Haien im zweiten Bild was gelesen, aber die Zahnspiralen waren mir neu.

    Ich habe das erste Bild zunächst für einen Ammoniten gehalten. Jetzt stellt sich heraus, dass ein solcher eher davon verspeist wurde.

    Mich wundert es, das keiner an eine Art Zunge mit Zähnen gedacht hat, die im Maul aufgerollt wird. Oder soll das Darstellung (f) im dritten Bild sein?

  2. #2 MartinB
    19. Oktober 2014

    @BerndB
    ich glaube, eine Zunge mit Zähnen ist insofern unwahrscheinlich, als das ein gigantischer evolutionärer Schritt wäre – und die Zunge müsste ja auch irgendwie verankert sein.

  3. #3 Alderamin
    19. Oktober 2014

    @MartinB

    Aber warum windet sich die Spirale oben im Bild mehrmals? In den Grafik reicht ja ein Bogen, um die Funktion zu erklären. Ob dies vielleicht dem Wachstum geschuldet war? Dass die Spirale von innen nach außen aufgebaut wurde? Seltsam.

  4. #4 Alderamin
    19. Oktober 2014

    @myself

    Ach, steht ja schon so im Text, sorry, überlesen.

  5. #5 Fliegenschubser
    19. Oktober 2014

    Was es nicht alles gibt/gab…*staun*

  6. #6 rolak
    19. Oktober 2014

    Die Spirale wächst übrigens von Innen nach Außen; die Zähne ganz innen in der Spirale sind also die ältesten, die großen Zähne am Ende sind die jüngsten.

    Wenn sie von innen nach außen wächst, sind doch die äußeren am längsten unterwegs, mithin die Ältesten – oder habe ich soeben ein schönes neues Brett für vor’n Kopf gefunden?
    Bei den Vorstellunsskizzen gefallen mir die Schnörkel-Schnäuzler am besten.

    Das Prinzip Korkenzieher Ammoniten-Lupfer gefällt mir…

    Science-Fiction-Autor

    Konkret fällt mir da nix ein, dafür zahnbesetzte Zungen, raspelnd wie bei den Schnecken oder das Ominosum “rotierende Zähne”, wobei abgesehen von weitergehenden entwicklungsbiologischen Fragen noch nicht mal klar ist, ob jeder Zahn um seine eigene Achse rotiert (wie beim Tunnelvortrieb) oder alle Zähne um den Mund herum rotieren (auch wie beim Tunnelvortrieb 😉 ). Aber jetzt wo Du fragst: Das sind doch überhaupt gar keine Zähne sondern die BioMech-Turbine, von der der Schauberger seine Ideen hatte.

  7. #7 MartinB
    19. Oktober 2014

    @rolak
    Die Zähne Innen sind als erstes entstanden, neue Zähne kommen immer am Ende hinzu. Sieht auf den ersten Blick anders aus, weil die Zähne nach innen hin ja kleiner werden, aber ich denke das liegt daran, dass die Spirale mit dem ganzen Tier wächst.

    “Konkret fällt mir da nix ein”
    Ich meinte ja auch nicht konkret so etwas, sondern generell – wenn es keine Tiere mit Rüsseln oder Schneckenhäusern oder eben Zahnspiralen gäbe, hätten wir genügend Phantasie, um uns die auszudenken?

  8. #8 rolak
    19. Oktober 2014

    auf den ersten Blick

    Das Brett ist gefunden, MartinB, bin glatt davon ausgegangen, daß die Zähne nicht nur wachsen wie unsere, sondern dabei auch noch auf der Spirale nach außen wandern…

    genügend Phantasie

    Auch wenn viele Absunderlichkeiten bei genauem Hinsehen sehr irdischen Ursprungs sind, so gibt es doch diverse Beschreibungen von vorbildfreien Lebensformen, wobei die nicht weiter spezifizierten GeistEnergieWesen als Projektion des Konzeptes Seele nicht zählen.

  9. #9 Peter Bernstein
    20. Oktober 2014

    “Die Spirale wächst übrigens von Innen nach Außen; die Zähne ganz innen in der Spirale sind also die ältesten, die großen Zähne am Ende sind die jüngsten.”
    Das kann nicht sein, denn dann würden die Zähne mit fortschreitendem Wachstum immer kleiner, dafür gibt es in der Zoologie kein Beispiel.
    Übrigens tatsächlich Kieferknorpel statt Kieferknochen. Und das Oberkieferelement heißt Palatoquadratum. Alles, was mit “-bein” endet, wäre aus Knochen.
    Sorry für den Klugscheissermodus….

  10. #10 MartinB
    20. Oktober 2014

    @Peter
    Nein, das hast du falsch verstanden, glaube ich. Die Zähne ganz innen in der Spirale sind die ersten (und kleinsten). Neue Zähne werden immer am Ende angebaut (soe wie es auchd ie lustige Rekonstruktion a zeigt)

    Tatsächlich “kieferknorpel” und auch im deutschen “palatoquadratum”? Danke.

  11. #11 Peter Bernstein
    20. Oktober 2014

    Ah, verstehe, so wie in dieser Grafik soll das sein:
    https://phenomena.nationalgeographic.com/files/2013/02/HelicoProfileWithWhorl_color.jpg
    Das heißt, ein kleiner junger Hai macht kleine Zähne und hat eine kleine Spirale, ein großer alter Hai macht größere Zähne und hat eine große Spirale.

  12. #12 MartinB
    20. Oktober 2014

    Schönes Bild, ja, genau so.

  13. #13 Alderamin
    20. Oktober 2014

    @Peter Bernstein

    Wenn man das so sieht… das arme Tier…. kein Wunder, dass das ausgestorben ist. 😉

  14. #14 nihil jie
    22. Oktober 2014

    Das sind Schaufelräder die auf beiden Seiten der Fische angebracht waren damit sie sich vorwärts bewegen konnten 😉

  15. #15 MartinB
    22. Oktober 2014

    @nihilje
    Dafür sind die aber strömungstechnisch ungünstig – wahrscheinlich waren es eher Bohr-Fische, die sich mit rotierenden Spiralen durch die Schalen von Riesenammoniten (mit Durchmessern von mehr als 100Meter und entsprechend dicker Schale) gebohrt haben.

  16. #16 nihil jie
    22. Oktober 2014

    @Martin

    Aber knifflig ist das schon. Ist man sich wirklich sicher dass diese “Spirale” wirklich zu einem prähistorischen Fisch gehört und nicht zu etwas was er versuchte zu fressen ?

    Dennoch… die Natur hatte schon so einiges seltsames hervorgebracht, worauf man so nicht gekommen wäre. Nacktmule z.B. 🙂

  17. #17 MartinB
    23. Oktober 2014

    @nihil je
    Ja, das sind eindeutig Zähne von Knorpelfischen, und dank der neuen Funde ist auch klar, wo genau die hingehören.

  18. #18 rolak
    28. Oktober 2014

    mit rotierenden Spiralen durch die Schalen von Riesenammoniten gebohrt

    ..gefiel mir bisher am Besten, doch real gibts auch Merkwürdiges: Eben in einer Doku wurde ein Pacu-Gebiß gezeigt, mit einer Kuhle um eine Nuß festzuhalten oder so…

  19. #19 MartinB
    28. Oktober 2014

    @rolak
    Die Seite mag mein browser nicht (als attackierend gemeldete Website)…

  20. #20 rolak
    28. Oktober 2014

    mag mein browser nicht

    Ja, vermeldete meiner beim Hochladen heute morgen auch, doch nach Durchlesen der unglaublich bedrohlich klingenden Benachrichtigung (~’wir haben 678mal¹ die Seite untersucht und 0mal² wurde versucht, uns Malware unterzuschieben’) hab ichs ignoriert und wie sonst auch weitergearbeitet.
    Aber ok – ich kann auch noch ganz anders 😉

    _____
    ¹ das war zumindest in der Größenordnung
    ² das ist exakt