Wie schnell kann das gehen? Nehmen wir erst mal idealisierterweise an, dass die Luft sich sofort komplett aufheizt, wenn sie durchs Fenster kommt, und dass wir einen schönen Luftstrom durch unser Zimmer haben. Um die Luft im Raum 200 Mal auszutauschen, müsste sie die 4 Meter, die unser Zimmer lang ist, also 200 Mal zurücklegen, wir bräuchten also einen Luftstrom von 0,8 Kilometern Länge. Da wir im Zimmer nicht weggeweht werden wollen, ist die Strömungsgeschwindigkeit vielleicht 1m/s, danach müsste das Zimmer also nach 800 Sekunden oder etwa 13 Minuten abgekühlt sein.
Das ist aber offensichtlich nicht der Fall – real dauert es viel länger. Das liegt daran, dass die Wärmeübertragung auf unsere Luft natürlich nicht so effizient ist, wie oben angenommen. Ist auch eigentlich klar: wenn wir in 4 Sekunden die Luft komplett austauschen, können wir kaum erwarten, dass die Luft in der Mitte des Raumes viel von der Wärme in der Wand mitnimmt.
Realistischer ist es also, anzunehmen, dass nur ein kleiner Teil der Luft bei unserer “Schnell-Lüftung” Wärme aufnimmt – vielleicht nur die paar Zentimeter, die direkt oberhalb einer Wand liegen. Wir haben oben ja schon ausgerechnet, dass eine 7,5-Zentimeter-Schicht an der Oberfläche etwa 5m³ entspricht (als wir die Masse der Wände ausgerechnet haben). Tun wir also so, als würde diese 7,5-Zentimeter-Schicht die Wärme aufnehmen. Es dauert dann nicht 13 Minuten, sondern 8 mal solange (knapp 2 Stunden), um die Wände abzukühlen (weil wir statt 40m³ nur noch 5m³ haben). Und das immer noch unter der Annahme, dass die Luft im Raum alle 4 Sekunden ausgetauscht wird und dass die Wärmeaufnahme direkt an der Wandoberfläche quasi sofort passiert. Realistischerweise müssen wir also eher mit einer noch längeren Zeit rechnen.
Alternativ können wir auch annehmen, dass wir immer so lange warten, bis die ganze Luft im Raum die Wandtemperatur angenommen hat (oder zumindest die 25°C aus der Annahme oben), und sie dann austauschen. Das dürfte mindestens zwei Minuten dauern (wenn man nach dem Lüften das Fenster zu macht, ist es ja noch eine ganze Weile kühl), real vermutlich länger. Entsprechend können wir jetzt die Rechnung von oben nehmen, bei der die ganze Luft die Wärme aufnahm, aber der Prozess dauert jetzt 30 mal solange, weil wir nicht alle 4, sondern alle 120 Sekunden die Luft austauschen. Statt 13 Minuten also 390 Minuten – sechseinhalb Stunden.
Und hier noch eine dritte Möglichkeit, das ganze zu rechnen. Dazu betrachten wir die Wärmeströmung, die von der Wand weggeht. Auf dieser Seite hier finden wir eine Formel für den Wärmeübergangskoeffizienten zwischen einer Gebäudewand und Luft: . Das α kann man verwenden, um den Wärmestrom von der Wand in die Luft zu berechnen – der Wärmestrom ist gegeben durch . In beiden Formeln ist ΔT die Temperaturdifferenz, A ist die Querschnittsfläche und das Q mit dem Punkt drüber ist der Wärmestrom (gemessen in Watt). Unsere Wand hatte eine Oberfläche von 70 Quadratmeter, es ist mit der Formel oben , macht einen Wärmestrom von etwa 2600 Watt. Abführen müssen wir 50 Millionen Joule, also brauchen wir dafür knapp 20000 Sekunden oder etwa 5,3 Stunden. Real ist es auch hier wieder länger, weil der Wärmestrom sich ja wegen der Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz immer weiter verringert, aber es ist doch erfreulich, dass dieselbe Größenordnung rauskommt wie bei der Annahme davor (was wiederum zeigt, dass die erste Abschätzung deutlich zu optimistisch war – aber das war ja auch klar; dass sich die Luft im Zimmer nicht innerhalb von wenigen Sekunden komplett erwärmt, ist wenig überraschend.)
Zugegebenermaßen sind das alles sehr grobe Schätzungen – aber sie zeigen doch sehr deutlich, warum einmaliges Lüften in einem überheizten Raum zwar momentan angenehm ist, warum aber nach kurzer Zeit alles wieder genauso heiß ist wie vorher, und warum es ziemlich lange dauert, bis überheizte Räume durch Lüften wieder halbwegs angenehm klimatisiert sind. Deswegen wären schwitzende Häuser ja auch eine praktische Sache. Aber bis dahin heißt es: Fenster auf und abwarten.
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