Mögt ihr Harry Potter? Habt ihr euch beim Lesen aber auch immer gefragt, was passieren würde, wenn mal jemand versuchen würde, die Magie in Hogwarts wissenschaftlich zu untersuchen? Oder habt ihr euch über die diversen ligischen Probleme in den Harry-POtter-Büchern geärgert?

Falls ja (und falls ihr gern Englisch lest), dann habe ich hier den ultimativen Lesetipp für euren Sommerurlaub (oder die Zeit danach):

Harry Potter and the methods of rationality

Hier ist Harry Potter nicht bei den Dursleys aufgewachsen, weil seine Tante einen Mathematikprofessor geheiratet hat. Mit 11 Jahren ist er ein ziemliches Wissenschaftsgenie und hat die Methoden wissenschaftlichen Denkens sowie zahlreiche Untersuchungen zum Thema Denkfehler, Denkfallen etc. verinnerlicht. Und dann erfährt er von Hogwarts.

Spoiler-Alarm

Innerhalb der ersten ca. 300 Seiten (weiter bin ich noch nicht) hat er sich überlegt, wie er mit Hilfe des Wirtschaftssystems der Magie-Welt unendlich reich werden könnte, hat herausgefunden, dass es magische Gegenstände gibt, die zwar alle Sprachen verstehen, aber nicht addieren können, hat dafür gesorgt, dass Professor Snape damit aufhört, alle Schülerinnen, die nicht zu Slytherin’ gehören, zu terrorisieren und ihnen unfair Hauspunkte abzuziehen, hat Ron Weasley klargemacht, dass Quidditch ein Sport mit vollkommen absurden Regeln ist (darüber habe ich mich auch schon immer geärgert – in meinen Augen wäre es ja viel cooler, wenn es für das Fangen des Snitch 0 Punkte gäbe – dann muss immer die Spielerin, deren Mannschaft gerade führt, den Snitch zu erwischen versuchen und die Gegenspielerin muss das verhindern), hat sich auf einen Lernwettbewerb mit Hermione eingelassen, hat versucht, mit Hilfe eines time turners die Natur von Zeitparadoxa zu verstehen und das P=NP-Problem zu lösen, hat dem Sorting Hat zur Bewusstwerdung verholfen und und und…

Ich habe lange nicht mehr so beim Lesen gelacht (vermutlich zuletzt vor einem Jahr) – und nebenbei ist das Ganze wirklich eine nette Einführung in viele Methoden des wissenschaftlichen Denkens.

Da es sich um Fan-Fiction handelt, ist das ganze auch noch vollkommen umsonst – ihr könnt es also problemlos mal mit dem Buch versuchen und sehen, ob es euch Spaß macht.

Kommentare (16)

  1. #1 rolak
    1. August 2015

    Eine himmelschreiende ©Verletzung – schon der erste Abschnitt “Every inch of wall space (..) heaps under the windows” ist 1:1 dem offiziellen Führer durch meine Gemächer entnommen! zapperment. nochens..

    Insbesondere bereichernd die Hinführung zu LessWrong – mit eBooks zum Lesen (statt nur zum Recherchieren und c/p-Zitieren) habe ich mich noch nicht so richtig angefreundet.

  2. #2 Chemiker
    1. August 2015

    Grundsätzlich hat mich die Atmo­sphäre in Hogwarts oft an mein Chemie­studium erinnert — wir hatten sogar ein paar Kollegen, die ähnlich wie die Weasley-Zwillinge gerne mit irgend­welchen Explosiv­stoffen (Silber­acetylid), Stink­stiefeln (Thio­phenol) oder Heul­susen (Brom­aceton) vor dem Hörsaal (oder in den Praktika) herumhantierten, oder bei den Übungen die erstaun­lichsten Spezial­effekte zustandebrachten.

    Der Zugang zur Magie ist in diesen Büchern ja nicht ganz unwissen­schaft­lich. Und so Sachen wie Golpalott’s Third Law erinnern mich an echte Regeln in der Chemie.

    Andererseits habe ich mich immer gefragt, wo der Tier­schutz bleibt, wenn man Kanarien­vögel aus dem Nichts herbei­­hexen oder auch ins Nichts weg­zaubern kann.

    Jedenfalls bin ich auf die Lektüre sehr gespannt.

  3. #3 BreitSide
    Beim Deich
    1. August 2015

    @Chemiker: Hehe, bin zwar nur ChemIng, aber wir hatten auch Praktika und auch “Katastrophenchemiker”, deren einer mit einer Machschen Probe seinen Erlenmeyer regelrecht zerstäubt hat. Kein Personenschaden, aber keine Glassplitter zu finden, nur den Hals des Kolbens hatte er noch in der unverletzten Hand.

    Werd das Buch mal meiner LAG empfehlen, die sowohl für Harald Töpfer als auch für Logik als auch für dicke Bücher an sich ein Fäbl hat…;-)

  4. #4 BreitSide
    1. August 2015

    Abo… – ich vergesse immer unten das Kästchen…

  5. #5 Michael
    2. August 2015

    Ich kann mich Martin da nur anschließen, absolute Leseempfehlung!

  6. #6 Turi
    2. August 2015

    Ich bin jetzt endlich dazu gekommen damit anzufangen. Bin jetzt bei Kapitel 3 und es ist wirklich gut soweit. Vor allem die Stelle mit der Mathematiklehrerin die keine Logarithmen kannte 😀

  7. #7 Sim
    3. August 2015

    Danke für den Lesetipp. Hab gar nicht erst den Spoiler gelesen sondern gleich angefangen das Werk zu lesen. Herrlich 😀

  8. #8 schlappohr
    3. August 2015

    Wunderbar. Obwohl ich kein HP-Fan bin, werde ich das sicher lesen, alleine die Disclaimer in Chapter 2 und 6 haben mich überzeugt.

    Den ersten HP-Band habe ich etwa zur Hälfte gelesen, bin aber dann mit der Erkenntnis stecken geblieben, dass es eine – zweifellos sehr gut gemachte – Kindergeschichte ist, aber nicht mehr. Die ganzen Hypes um diese Bücher habe ich nicht wirklich nachvollziehen können (was mich natürlich nicht davon abgehalten hat, die Filme anzuschauen)

  9. #9 Earonn
    4. August 2015

    @Schlappohr

    Mir ging es genau wie dir. Fing die Bücher an, dachte mir, dass ich diese Sorte Geschichten mit “Dolly” ja schon in meiner Kindheit abgearbeitet hätte, und schrieb das unter “bin halt zu alt für diese Sorte Hype” ab.
    Nachdem hier bei uns die letzten HP-Filme im Fernsehen kamen, hab ich aber die Serie nochmal angefangen. Das wird dann doch später recht erwachsen.

    Wie erwachsen, kann ich noch nicht sagen, bin auch erst bei Band 2. Aber vielleicht kann einer der Mitkommentatoren da aushelfen? Vielleicht um schlappohrs willen ohne Spoiler (für mich ist’s zu spät, ich weiß bereits, dass in Wahrheit Hogwarts von weißen Mäusen errichtet wurde…)

    Und wenn man über die hach-ist-der-böse-Stellen hinaus ist, liest es sich zumindest schön flüssig.

  10. #10 Chemiker
    5. August 2015

    @Earonn

    Die HP-Serie kann man schon lesen. Band 1 und 2 (bis zur Mitte) sind ziem­lich lahm, aber dann nimmt es Fahrt auf. 4 und 6 sind sehr gut, 5 zieht sich aber wie Strudel­teig und erinnert ein bißchen an Star Trek V. Band 7 versucht dann, alles zu ernten, aber die aufgebaute Erwartung ist bereits so groß, daß das Ende auf mich ein wenig schal gewirkt hat. Wahr­schein­lich unvermeidbar.

    Der Schreibstil paßt sich sehr gut dem Alter Harrys an, vom Zehn­jährigen bis zum Erwachsenen.

    Es lohnt sich, beim Lesen wirklich genau auf­zupassen. Häufig werden Neben­bemer­kun­gen oder einfach nur eigen­artige, un­erklärte Situationen zwei oder drei Bände später zu wesent­lichen Plot­elementen. Wie in einem Krimi.

  11. #11 Peer
    5. August 2015

    Als Lehrer hat mich immer gestört, dass die Hogwartsleute (insbesondere Umbridge) sich offensichtlich niemals den Eltern gegenüber rechtfertigen mussten… 🙂

    Welches Format ist das richtige für einen Kindle?

  12. #12 ClausED
    Stutensee
    14. August 2015

    @Peer
    Lese es auf dem Kindle im Mobipocket-Format (.mobi). Inhaltsverzeichnis ist sauber verlinkt.

    Lese seit 5 Tagen das Buch und bin total begeistert. Ein wirklich spritziges Lesevergnügen, man sollte sich jeden Satz gemütlich auf der Zunge zergehen lassen. Habe aus jedem Kapitel mindestens eine, wertvolle Anregung entnehmen können, wofür ich sehr dankbar bin. Mich haben die Quidditch Regeln auch immer genervt, vor allem aber die dämlichen Weasleys. Endlich wird Ron als das geoutet was er ist, ein Schwachkopf 😉 Ferner bereichernd finde ich, dass sich Harry auch mit Draco abgibt. Dinge mal aus anderer Perspektive zu betrachten kann im Leben sicher nicht schaden.

    An dieser Stelle ein riesiges ‘Dankeschön’ an Martin für seine herrlichen Blogs. Er hat genau das richtige Maß für Tiefgang und Verständlichkeit, und dass er sich nicht scheut, auch Formeln zu verwenden, ist sehr löblich. Von wem war doch mal die Aussage, dass sich die Auflage eines Buches mit jeder darin verwendeten Formel halbiert?

  13. #13 peer
    22. August 2015

    @ClausED danke! Werde ich probieren!

  14. #14 Herbert Wehner
    24. August 2015

    Nur der ziemlich ahnungslose Leser glaubt, Magie sei dazu da Reichtum herbeizuzaubern.

    Tatsächlich ist Magie die vorsätzliche Beeinflussung der Verbindungen eines Bewußtseins-Feldes und der Welt der Materie (d.i. Physik)

    Der Mensch steht zwischen diesem Feld und der Materie. Er ist sozusagen das Bindeglied zwischen Himmel und Erde.

    Und so kommt es, daß gewöhnlich Magie auf den Menschen gerichtet ist, um seine Wahrnehmung der Welt zu manipulieren.

    Das ist es, worum es in den Harry-Potter-Geschichten geht. Naturwissenschaft kann dabei leider nicht mitreden, da Texte der Magie stets verschlüsselt übermittelt werden.

    Vermutlich gehen die chiffrierten Aussagen der Joanne K. Rowling auf einem mittelalterlichen Groß-Gelehrten namens Henoch Kohn zurück.

    Diesem weisen Manne war es durch allerlei magische Tricks gelungen, der Inquisition zu entkommen und ein Leben in Saus und Braus zu führen.

    Man sagt, daß er Unsterblichkeit erlangte.

    Manchmal taucht er in der Weltgeschichte wieder auf, um bedeutende Taten zu vollbringen.

  15. #15 BreitSide
    Beim Deich
    24. August 2015

    Zum Beispiel, um hier zu kommentieren? 🙂

  16. #16 MartinB
    25. August 2015

    @Herbert
    “Diesem weisen Manne war es durch allerlei magische Tricks gelungen, der Inquisition zu entkommen und ein Leben in Saus und Braus zu führen.”
    So weise kann er dann ja nicht gewesen sein, denn “Nur der ziemlich ahnungslose Leser glaubt, Magie sei dazu da Reichtum herbeizuzaubern.”