Zu den vermutlich meistgelobten SF-Romanen der letzten Zeit gehören sicher “The Martian” (kommt ja jetzt sogar in die Kinos) und “The Three-Body-Problem”. Vielleicht ist der Erwartungsdruck besonders hoch, wenn man solche Romane liest – aber ich muss zugeben, dass ich von beiden eher enttäuscht war.

Achtung: Spoilers ahead

Um zu erklären, warum, muss ich allerdings ein bisschen (oder ein bisschen mehr) herumspoilern – falls ihr die Bücher also noch nicht kennt, solltet ihr vielleicht besser nicht weiterlesen.

O.k., ich habe euch gewarnt.

The Martian

Fangen wir mit “The Martian” von Andy Weir an. Eigentlich ist das Buch durchaus nett, spannend und flüssig geschrieben, und ich habe mich beim Lesen nicht gelangweilt – wirklich schlecht ist es also nicht. Aber zwei oder drei Dinge haben mir das Lesevergnügen doch arg getrübt. Letztlich lebt das Buch ja davon, dass die Hauptperson immer wieder durch findige Anwendung ihres technischen Wissens Lösungen für knifflige Probleme findet. Und dann sollten diese Lösungen zumindest auch korrekt geschildert werden – das ist aber nicht immer der Fall. Eins der ersten Probleme, die gelöst werden müssen, ist die Beschaffung von Wasser. Und da macht Mark Watney (die Hauptperson) einen eklatanten Fehler, den man selbst mit dem Chemie-Wissen der 8. Klasse erkennen kann. Um Wasser herzustellen, wird erst Wasserstoff hergestellt, der dann mit Sauerstoff zu Wasser reagieren soll. Und dabei macht Watney folgende Rechnung: 50 Liter Wasserstoff und 50 Liter Sauerstoff geben 100 Liter Wasser. Huh? Habe ich was verpasst? Gilt neuerdings in der Chemie der Satz von der Erhaltung der Volumina?

Natürlich gibt es (in der Chemie) eine Massenerhaltung – da Wasserstoff und Sauerstoff im Wasser im Massenverhältnis 1:8 vorliegen, bekomme ich aus 1kg Sauerstoff und 0.125kg Wasserstoff 1.125kg Wasser. Will man das Ganze auf Volumina umrechnen, dann muss man wissen, was die Dichte von flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff ist – das hat dankenswerterweise Eric Nabithy vom Blog “entangled continua” nachgeguckt und dann ausführlich gerechnet. (Nabithy hat sogar ein Buch zum Thema geschrieben.) Dort könnt ihr nachlesen, dass Watney deutlich mehr Wasserstoff und Sauerstoff benötigt hätte und auch, warum auch die anderen chemischen Reaktionen (die mit Kohlendioxid und mit dem Treibstoff) falsch berechnet sind.

Ehrlich gesagt, finde ich solche Fehler ärgerlich – jedenfalls wenn es um technische, “harte” Science Fiction geht. (In SF-Romanen, die sich auf andere Dinge konzentrieren, stören mich wissenschaftliche Absurditäten – wie Alan Dean Fosters berühmter KK-drive, der dem 3. Newtonschen Gesetz widerspricht – eher wenig. Großartig auch die Szene in Start Trek Deep Space 9, als das – intelligente – Hologramm Vic in einer anderen Holosuite auftaucht, um dort Ratschläge zu erteilen, und die Einwände, das sei technisch doch gar nicht möglich, einfach beiseite wischt (“Ja, wir hätten uns eine Techno-Babble-Erklärung ausdenken können, haben wir uns aber gespart.”).) Aber wenn der ganze Roman im wesentlichen solche technischen Probleme beschreibt, dann sollten die Erklärungen auch funktionieren – ich frage mich sonst immer, ob auch die anderen beschriebenen Fakten, die ich nicht beurteilen kann, genauso problematisch sind. (Zumindest die Beschreibung der Ermüdung von Faserverbunden war aber durchaus o.k.)

Das zweite und dritte Problem sind miteinander verbunden. Mark Watney ist – obwohl ich durchaus mit ihr* mitgefiebert habe – kein wirklich sympathischer Hauptcharakter. Zum einen ist Mark dafür einfach ein bisschen zu eingebildet und in ihre technische Raffinesse selbstverliebt. Zum anderen – und das ist eigentlich mein Hauptproblem mit dem Buch – interessiert sie sich ehrlich gesagt nicht die Bohne für den Mars. Bei einem Titel wie “The Martian” und der Vorstellung, dass jemand mehrere Jahre auf dem roten Planeten als Robinson Crusoe lebt, würde ich erwarten, dass Watney zumindest ein wenig über den Mars herauszufinden versucht. Das passiert aber nicht – soweit ich mich entsinne, wird ein oder zweimal erwähnt, dass sie wissenschaftliche Experimente macht, wenn sie gerade nichts besseres zu tun hat, aber man erfährt nichts darüber was sie herausfindet. Dass der Mars voller Steine und rotem Sand ist, wusste ich auch schon vorher – und viel mehr erfährt man über den Mars auch nicht. Watney hätte genauso gut auf irgendeinem anderen Planeten stranden können, das hätte an der Handlung nichts geändert. (Klar, die technischen Probleme wären andere gewesen, aber der Mars dient in diesem Roman wirklich nur als Kulisse, um technische Probleme aufzuwerfen.) Der Titel “The Martian” ist für meinen Geschmack fehl am Platz – Watney wird gerade nicht zur Marsianerin – eigentlich hatte ich beim Lesen überhaupt nicht das Gefühl, dass sie irgendeine Entwicklung durchmacht. “The Smug Engineer” hätte als Titel besser gepasst.

*Falls ihr meinen Blog sonst nicht lest und nur wegen der Rezension hier gelandet seid: Ich verwende durchweg weibliche Formen, ungeachtet vom Geschlecht der Beteiligten. Warum, erkläre ich hier, wer darüber diskutieren will, tut das bitte auch dort.

Wer einen Roman lesen will, nach dem man das Gefühl hat, wirklich auf dem Mars gewesen zu sein, wird also vermutlich (so wie ich) von diesem Buch enttäuscht sein – zur Abhilfe empfehle ich Kim Stanley Robinsons Mars-Trilogie, dort hat man wirklich das Gefühl, die Autorin hätte Jahre auf dem Mars verbracht.

The Three-Body-Problem

Das Buch “The Three-Body-Problem” hat ja Florian schon besprochen. Anders als Florian fand ich die Geschichte allerdings nicht wirklich toll – sie hatte viele gute Ideen, die aber alle für mich nicht so ganz zusammenpassten. Ja, die Handlung ist ohne Frage extrem originell, aber für mich weist sie einfach zu viele Probleme und Inkonsistenzen auf.

Anders als Florian habe ich auch keine Skrupel, hier böse Spoiler zu verbreiten – sonst kann ich nicht wirklich klarmachen, wo mein Problem steckt. Ein Haupthandlungsstrang des Buches beschäftigt sich mit einer Nanophysikerin namens Wang. Wang wird in eine mysteriöse Geschichte hineingezogen. Zum einen erfährt sie vom Tod vieler Wissenschaftlerinnen in der letzten Zeit, die alle durch Selbstmord gestorben sind, weil “die Wissenschaft zu Ende ist”. Zum anderen erlebt sie seltsame Phänomene: Auf Fotos, die sie macht, sind Zahlen zu sehen, die in einem Countdown rückwärts gezählt werden, dann sieht sie diese Zahlen ständig vor ihrem Auge und schließlich sogar (dank technischer Unterstützung) für eine ihr vorher angekündigte Zeit in der kosmischen Hintergrundstrahlung. (Vielleicht habe ich etwas überlesen – aber wann fing der Countdown eigentlich wieder an? Wang hörte ja auf, ihn zu sehen, als sie ihre Nano-Experimente stoppte, aber später taucht der Countdown dann wieder auf. Oder hatte nur Wang den Countdown nicht mehr zu sehen bekommen, er lief aber weiter? Wurde das irgendwo erklärt?)

Gleichzeitig erfährt Wang, dass bei modernsten Beschleunigerexperimenten bei höchsten Energien widersprüchliche und sinnlose Ergebnisse herauskommen – die grundlegende Physik selbst scheint plötzlich nicht mehr stabil, sondern vollkommen erratisch zu sein. Möglicherweise sind die Gesetze der Physik doch von Ort und Zeit abhängig? Was für eine coole Idee – ein SF-Roman, der die gesamte Physik auf den Kopf stellt? Obwohl natürlich die Tatsache, dass die sonstige Technik weiter funktioniert, zeigt, dass sich auf anderer Skala die Physik ganz vernünftig benimmt. Aber vielleicht ist die Idee ja ähnlich wie bei der Quantenmechanik, wo plötzlich der inhärente Zufall in die Welt einzog, und auf höheren Energieskalen bekommt die Welt noch einmal einen völlig neuen Charakter. Das wäre schon ziemlich cool.

Dass so etwas Grundlegendes hinter dem Ganzen stand,  war meine Hoffnung, hohe Erwartungen wurden geweckt. Am Ende stellt sich dann heraus, dass all diese Phänomene von Aliens hingetrickst wurden. Das fand ich schon sehr enttäuschend – man erwartet, dass die Grundfesten des Alls erschüttert werden und man mit Phänomenen konfrontiert wird, die das ganze Universum erfassen, stattdessen handelt es sich um eine Invasion von nebenan aus Alpha Centauri. Ungefähr so, als würde sich die drohend herannahende Zwergenarmee aus den Finsterbergen als Laster voller Gartenzwerge entpuppen.

In Wahrheit wollen nämlich die Aliens von Alpha Centauri die menschliche Technik und Wissenschaft bremsen, damit sie die Erde überfallen können (ihre Flotte ist ein paar Jahrhunderte unterwegs). Um das zu erreichen, haben sie Protonen zu Supercomputern umgebaut, indem sie ihre 11-dimensionale Struktur “auseinandergefaltet” und dann mit einem “Prozessor” versehen haben. Als Idee etwas abstrus – aber wie gesagt, habe ich nicht per se ein Problem mit solchen abstrusen Ideen. (Auch wenn es mich nervt, dass mal wieder Quantenverschränkung verwendet wird, um überlichtschnell zu kommunizieren – nein, das geht wirklich nicht.)

Nur – wenn ich solche Superprotonen zur Erde geschickt habe und die dort in der Lage sind, chemische und elementarteilchenphysikalische Reaktionen zu beeinflussen und lauter andere tolle Tricks zu machen – warum sollte ich mir dann die Mühe machen, bloß den Fortschritt der Menschheit ein bisschen aufzuhalten? Warum nicht mal eben durch Umklappen einiger bits in einem Computer ein paar Kernschmelzen auslösen oder Atomraketen zünden? (Da die Chemie der Aliens offensichtlich eine vollkommen andere ist als unsere – sonst würde das mit dem minutenschnellen Hydrieren und Dehydrieren nicht klappen – dürften sie eh keine Verwendung für unsere Flora und Fauna haben.) Warum Wissenschaftlerinnen mühsam in den Selbstmord treiben, statt ihre DNA chemisch zu degenerieren, so dass Krebs entsteht, oder ein paar Endothelzellen verletzen und Blutgerinnsel im Gehirn entstehen lassen? Ich bin keine Medizinerin – wer sich da auskennt, findet bestimmt noch andere Dinge, die man mit wenig Energieaufwand im Körper tun könnte. Wobei – so klein ist die Energie auch nicht – immerhin stehen den programmierten Protonen Energien zur Verfügung, die man in Teilchenbeschleunigern erreicht; mit ein paar Tera-Elektronen-Volt, gesteuert durch eine KI, könnte man einen menschlichen Körper vermutlich ziemlich schnell schädigen. Stattdessen treibt das KI-Proton lieber Wissenschaftlerinnen mühsam in den Selbstmord.

Warum nicht statt Fotos einer mäßig bedeutender Nanowissenschaftlerin zu manipulieren, lieber Fotos von Spionagesatelliten fälschen und so Kriege auslösen?  Warum nicht die Protonen zu gigantischen Spiegeln aufblähen (das funktioniert im Buch auf dem Heimatplaneten der Aliens ja auch) und das Sonnenlicht von der Erde abschirmen oder auf einzelne Punkte fokussieren und so Städte zerstören(und nicht erst warten, bis die Erde dagegen Gegenmaßnahmen entwickelt)? Und das sind nur die Ideen, die mir innerhalb weniger Minuten kamen, nachdem das mit den Protonen aufgelöst worden war – mit längerem Überlegen findet man bestimmt noch weitere Tricks.

Und wenn wir schon in der Lage sind, Protonen zu gigantischen Spiegeln aufzublähen (die dabei, obwohl sie nur die Masse eines Protons haben sollen, trotzdem nicht vom Lichtdruck wegkatapuliert werden, warum auch immer…), warum nutzen wir das nicht einfach, um die Sonneneinstrahlung auf unserem Heimatplaneten zu regulieren (der um drei Sonnen kreist und deswegen periodisch in Kaltzeiten verfällt, wenn alle Sonnen weit weg sind)? Immerhin können die Spiegel Licht ja extrem fokussieren (und so lokal eine Stadt zerstören).  Dann können wir uns den ganzen Aufwand mit der Invasion einfach sparen.Und wenn die Sonnen uns zu nahe kommen, schirmen wir unseren Planeten mit dem perfekten Spiegel einfach ab. (Wobei ich mich auch frage, wie das mit dem Spiegel funktioniert – das ausgefaltete Proton hat ja trotzdem nur eine Protonenmasse und entsprechend auch eine Elementarladung – wenn ich die über tausende Quadratkilometer verteile, dann ist mir nicht klar, wie da jedes Photon reflektiert werden soll. Sind das alles Sea-Quarks im Proton, also die “virtuellen” Quark-Antiquark-Paare, die das regeln? Für ein Buch, bei dem in den Rezensionen immer steht, dass es dicht an der heutigen Wissenschaft ist und zumindest – trotz aller SF – prinzipiell wissenschaftlich plausibel, bleiben die Erklärungen hier schon etwas dünn.)

Das ist ja immer das Problem, vor dem man als Autorin (oder Spielleiterin in Fantasy-Rollenspielen, da habe ich viel Erfahrung…) steht: gibt man den Charakteren mächtige Werkzeuge in die Hand, dann sollten (bei Rollenspielen: werden) sie diese auch ausnutzen. Stattdessen verwenden die Aliens ihre fast allmächtigen Super-Protonen für letztlich billige Taschenspieler-Tricks – da wird schon etwas mit Interkontinentalraketen auf Spatzen geschossen… Leider trübt so etwas meine Lesefreude immer ganz ungemein, weil die geschilderte Geschichte dadurch einfach unplausibel wird. Klar, zur SF gehört immer ein wenig das Ignorieren von Dingen, die etwas unglaubwürdig sind (suspension of disbelief) – aber innerhalb der Geschichte sollte die Handlung der Beteiligten nachvollziehbar und halbwegs logisch sein – ohne innere Konsistenz geht es zumindest für mich nicht.

Auch ansonsten gab es einige Dinge, die ich entweder nicht verstanden habe oder die in meinen Augen unlogisch waren – vielleicht kann jemand, die das Buch gelesen hat, mir weiterhelfen, möglicherweise habe ich da zu schnell gelesen? Da ist zum Beispiel das 3body-Spiel im Netz. Es enthält zahlreiche Elemente aus der tatsächlichen Welt der Aliens. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, waren es nur Evans und seine Leute auf der “Judgment day”, die detaillierte Infos über die Aliens hatten oder überhaupt von den drei Sonnen dort wussten. Wie haben die es geschafft, alle anderen in der ETO davon zu überzeugen, das Spiel genau so zu bauen? Wer hat das Spiel eigentlich konstruiert? Habe ich da was überlesen?

Und überhaupt – was sollte dieses Spiel? Warum sollte es die Welt der Aliens wiedergeben? Wang spielt ein paar Runden mit, hilft, das Drei-Körper-Problem als solches zu erkennen, und wird dann in die ETO aufgenommen, weil sie damit die richtige Einstellung bewiesen hat? Wie folgt aus Wangs Spielverhalten, dass sie Interesse daran haben könnte, die Sache der Aliens zu befördern? Nur weil sie Empathie bewiesen und sich bemüht hat, die Probleme der Spielwelt zu lösen? Immerhin beschäftigt sich die ETO ja mit Dingen wie Sabotage, um Technikängste zu befördern. Hat Wang irgendwie deutlich gemacht, sie würde damit sympathisieren? Ist mir da etwas Wichtiges entgangen?

Insgesamt enthält das Buch ohne Zweifel ein Feuerwerk an Ideen (ein Computer aus 30 Millionen Menschen ist zumindest eine witzige Idee, auch wenn er auf dieser Skala niemals funktionieren würde (muss er ja auch nicht, ist ja nur innerhalb eines Computerspiels passiert) – in kleinerem Maßstab hat es sowas ja durchaus gegeben; menschliche “Computer” würden früher oft eingesetzt), es ist gut geschrieben (dass manche Charaktere etwas hölzern rüberkommen, finde ich nicht so störend) und insbesondere die Szenen in der Computerwelt sind sehr plastisch und visuell eindringlich geschildert. Aber irgendwie passen die Ideen im Buch für mich einfach nicht zusammen, und die Handlung weckt am Anfang Erwartungen, die dann nicht eingehalten werden. Von einem so hoch gelobten Buch hatte ich mir mehr versprochen.

Kommentare (26)

  1. #1 Böx
    https://boexbooks.wordpress.com/
    4. Oktober 2015

    Hallo Martin, ich fand beide Bücher toll, bin bei Fiction aber auch nicht besonders anspruchsvoll…reimt sich sogar! Die Sache mit dem Wasser beim Marsianer ist mir zwar auch aufgefallen, war mir aber wurscht. Was mich als einziger Faktor gestört hat, war (Du erwähnst es auch), dass Whatney mental immer taufrisch bleibt. Nicht so richtig wahrscheinlich. Abgesehen davon fand ich ihn aber recht sympathisch, aber vielleicht stehen auf unterschiedliche Arten von Menschen 😉

    Bei den Inkonsistenzen beim Three-Body Problem hast Du wahrscheinlich recht (so richtig durchdacht habe ich das zugegebenermaßen nicht), aber ich habe gerade beschlossen, dass es mich nicht stört und dass ich mich immer noch genauso auf die Fortsetzung freue 🙂 Gruß!

  2. #2 dgbrt
    5. Oktober 2015

    Der Film zu “The Martian” ist in den USA gerade gestartet und das mit massiver PR durch die NASA. Die wollen da ja auch hin; die Pläne sind aber genau so realistisch wie die hier beschriebene Produktion von Wasser.

    Science Fiction sollte man als Phantasie begreifen, realistisch geht es da nie zu. Das gilt auch für den Klassiker “2001 – A Space Odyssey”. Man sollte da einfach alle Hühneraugen zudrücken und nur die Unterhaltung genießen.

  3. #3 BreitSide
    Beim Deich
    5. Oktober 2015

    Hab´s weder gelesen noch werde ich es sehen, aber solche Verrisse finde ich immer schön.

    Ist halt doch nicht sooo einfach, einigermaßen konsistente SF zu schreiben. Nicht jeder ist Asimov oder Lem…

  4. #4 MartinB
    5. Oktober 2015

    @dgbrt
    Für mich ist das eine Frage des jeweiligen Anspruchs – ein Roman, der technischen Realismus beansprucht, muss den Anspruch auch erfüllen.
    Und innere Konsistenz und Logik ist für mich immer notwendig.

  5. #5 schlappohr
    5. Oktober 2015

    Leider ist es gerade in der SF unglaublich schwierig, gute Literatur zu finden. Ich habe in den letzten Monaten zwei SF-Romane nicht zu Ende gelesen, weil sie einfach zu schlecht waren. Besonders ärgerlich finde ich, wenn der SF-Background herhalten muss, um irgendein politisches System ins rechte Licht zu rücken, was bei den genannten Büchern der Fall war (das eine war eine Lobhudelei auf den Sowjet-Kommunismus der 50er Jahre, das andere eine unsägliche US-Airforce-Flugzeugträger-Patriotenstory übertragen in den Weltraum.)
    Wenn ich die SF-Bücher bewerten sollte, die ich in den letzten 20 Jahren gelesen habe, dann sind nur 3 oder 4 richtig gute und fesselnde Stories dabei (erstaunlicherweise alle von recht unbekannten Autoren).
    Aber vielleicht liegt es an meinem Geschmack. Ganz sicher ist es ein Fehler, nach Bestsellerlisten zu gehen oder sich von Klappentexten verführen zu lassen.

  6. #6 Jan
    5. Oktober 2015

    Für mich sind solche Rezensionen sehr aufschlussreich, denn ich interessiere mich für sowohl Science Fiction als auch Naturwissenschaften, speziell Physik. Auch von dieser nehme ich neue Erkenntnisse mit und habe das schöne Gefühl, wieder etwas gelernt zu haben.
    Mir kam beim Lesen dieser Rezension allerdings der Gedanke, dass man einem Schriftsteller – und somit vermutlich eher Hobbyphysiker – auch Schwächen verzeihen darf und sogar sollte, wenn man sein Lesevergnügen nicht mit Absicht ruinieren möchte.
    Ich habe beide Bücher mit viel Freude gelesen, obwohl mir viele der aufgezeigten Schwächen und die etwas grobe Charakterzeichnung aufgefallen (und aufgestoßen) sind. Mir war bewusst, dass ich kein Fachbuch vor mir habe.
    Ich erfreue mich dagegen lieber an der blühenden Phantasie der Autoren, die sie in das enge Korsett der Realität zwängen und dabei meist sehr einfallsreich und clever, also interessant, vorgehen. Und selbst wenn sie damit noch weit von leuchtenden Vorbildern entfernt sein mögen, haben sie meiner Meinung nach schöne Farbtupfer zu der leider inzwischen etwas tristen Science(!)-Fiction-Landschaft .beigetragen.

  7. #7 schlappohr
    5. Oktober 2015

    BTW, das ist jetzt etwas offtopic (wenn es zu schlimm ist, bitte Kommentar löschen).
    Vor einigen Jahren lief eine SF-Fantasy-Serie im deutschen Fernsehen, deren Namen ich vergessen habe. Die einzelnen Folgen standen in keinem Zusammenhang (andere Zeiten/Orte/Personen, aber teilweise die gleichen Schauspieler), hatten aber gemeinsam, dass es niemals ein Happyend gab. Jede Geschichte endete im völligen Desaster (zumindest die, die ich gesehen habe). Ich kann mich bruchstückhaft an einen Satz aus dem Trailer erinnern, nach dem es hinter der augenscheinlichen eine weitere, verborgene Realität gibt. Weiß jemand, wie diese Serie hieß?

  8. #8 MartinB
    5. Oktober 2015

    @Jan
    Ich finde halt, wenn man die Physik nicht kann, dann sollte man sie auch nicht in den Vordergrund stellen (siehe Alan Dean Foster, lese ich gern, auch wenn die Wissenschaft da haarsträubend ist). Ist ja o.k., wenn andere das Problem nicht haben und die Bücher genießen – ich will sie ja niemandem madig machen. Mich wundert es halt nur, wenn solche Bücher in Rezensionen hoch gelobt werden ohne dass jemand auch mal die Mängel deutlich macht.

    Gibt es denn ne Erklärung für die Fragen, die ich oben aufgeworfen habe (z.B. wie und warum wurde die 3body-Simulationswelt gebaut?)?

    @schlappohr
    Gute SF, die ich empfehlen kann, z.B. (aus’m Kopf überlegt):
    – Neverness von David Zindell (hab ich auch mal rezensiert)
    – Die meisten Romane von Alistair Reynolds
    – Der Homerzyklus von Dan Simmons (Illium/Olympos)
    Alt und immer noch gut
    – Rendezvous with Rama von Clarke (die Nachfolgebände losen aber deutlich ab)
    – Die gesamte Foundation-Story von Asimov (einschließlich der Robot-Geschichten)
    – Wie oben schon gesagt Kim Stanley Robinson
    – Schwere welten von Hal Clement (das ist mal wirklich reine Physik, aber soweit ich sehe ohne eklatante Mängel)

  9. #9 Toby
    5. Oktober 2015

    @schlappohr

    Meinst du Outer Limits – Die unbekannte Dimension?
    https://de.wikipedia.org/wiki/Outer_Limits_%E2%80%93_Die_unbekannte_Dimension

  10. #10 schlappohr
    5. Oktober 2015

    Danke für die Tips, die werde ich mir mal anschauen. Ich habe bisher eine Geschichte von Asimov gelesen (ein Sandkorn am Himmel), davon war ich etwas enttäuscht.

    Mein absoluter Favorit ist “Die Farben der Zeit” von Connie Willis. Eigentlich eine Komödie, aber die Handlung ist recht komplex. Es geht um Zeitreisen und die Verwicklungen, die sich daraus ergeben. Interessant ist die Annahme, dass das Raumzeitkontinuum sich selbst gegen Paradoxien schützt, indem es Zeitreisen verhindert, die eben diese auslösen würden. Das Buch ist so köstlich geschrieben, dass ich manche Passagen zweimal lesen musste. Ist aber, wie immer, Geschmackssache.

  11. #11 schlappohr
    5. Oktober 2015

    @Toby

    “Meinst du Outer Limits – Die unbekannte Dimension?”

    Exakt die! Wunderbar, vielen Dank.

  12. #12 MartinB
    5. Oktober 2015

    @schlappohr
    Asimov ist schon ziemlich gut – die Foundation-Trilogie ist für jeden SF-Fan ein Muss, ebenso die beiden Robot-Krimis (Mann von Drüben(Caves of Steel und Die Nackte Sonne/Naked Sun).

    Später hat Asimov die dann ja zu einem Gesamt-Zyklus zusammengeführt – da sind gute und weniger gute Romane dabei. (Und “pebble in the sky” ist eher mäßig).

  13. #13 Hirk
    6. Oktober 2015

    Nichts gegen abgedrehte Science Fiction. Aber wenn es in der Kritik dazu heißt: “dicht an der aktuellen Wissenschaft”, dann bedeutet das immer nur, dass da ein paar Begrifflichkeiten durch den Wolf gedreht werden, die man eben der aktuellen Wissenschaft zuordnen kann. Das ist – jedenfalls für mich – das eigentliche Ärgernis an solchen Geschichten.

  14. #14 Jan
    6. Oktober 2015

    @MartinB
    Möglicherweise wird das noch in den weiteren Bänden der Trilogie ausführlich erklärt. Aber wirklich zufriedengestellt hat mich der fehlende logische Schluss im Buch natürlich auch nicht…

  15. #15 Wooki
    Rastatt
    7. Oktober 2015

    Hat sich schon jemand Gedanken darüber gemacht ob bei den Harry Potter Büchern alles in Ordnung ist ?
    Ich fand den Marsianer top, ob da alles passt ist doch Lyoner.
    Es war eine sehr gute Unterhaltung und so sollte man dies auch sehen.

  16. #16 MartinB
    7. Oktober 2015

    @Wooki
    Größere innere Inkonsistenzen habe ich bei HP jedenfalls beim Lesen nicht gesehen.
    Natürlich nutzen die Magier ihre Fähigkeiten nicht immer wirklich aus – wie es wäre, wenn sie das täten, kann man bei HP and the methods of rationality nachlesen (habe ich ja neulich kurz rezensiert).
    Ist aber auch eine Frage des Anspruchs – wer beansprucht, technisch korrekte SF zu schreiben, muss sich eben auch an genau dem Maß messen lassen.

  17. […] Buch “The Three-Body-Problem” gibt es eine Szene, in der (kleiner Spoiler, aber wirklich nur klein, weil der Spannungsbogen im […]

  18. #18 Krakonos
    21. Oktober 2015

    Also ich fand es irgendwie trotzdem gut. Auch wenn mich die Lösung mit den Supercomputerprotonen auch enttäuscht hat. Die naive Sicht der Trisolarier auf uns fand ich z.B. ganz erhellend. Das Problem mit den Nanodrähten haben wir ja schon ausführlich erläutert. Aber ich hab da noch ein anderes. Ein Planet und drei Sonnen, das ist doch gar kein klassisches Drei-Körper-Problem. Wäre das nicht eher ein Vier-Körper-Probelm?

  19. #19 Krakonos
    21. Oktober 2015

    Tut mir leid, dass ich den schon etwas älteren Artikel noch mal rausgekramt hab. Irgendwie hat mir Feedly den jetzt erst angezeigt, oder ich hatte ihn übersehen.

  20. #20 MartinB
    21. Oktober 2015

    @Krakonos
    Ja, das ist 4-Körper.

    Und alte threads rauskramen schadet nix, das passiert hier dauernd.

  21. #21 Bullet
    21. Oktober 2015

    Alt? Der war doch nicht alt. Mehr als 2Jahre … DAS ist alt. 🙂
    Zum Thema “gute SF”:
    Larry Niven & Jerry Pournelle
    Greg Bear
    Greg Evan

  22. #22 Engywuck
    22. Oktober 2015

    Alt und immer noch gut
    – Die gesamte Foundation-Story von Asimov (einschließlich der Robot-Geschichten)

    Gerade die fand ich doch etwas sehr … seltsam. Schon die Voraussetzung: dass man menschliches Verhalten (großer Gruppen) über Jahrtausende komplett vorhersagen kann… Außerdem waren die Bücher auch sprachlich nicht überzeugend, gerade die späteren “Lückenfüller” – mag aber daran gelegen haben, dass ich die übersetzte Fassung gelesen habe.

    Larry Nivens Ringworld als “gute SF” zu bringen, wenn der Marsianer wegen Unwissenschaftlichkeit im Artikel angemahnt wurde ist auch nicht ganz passend, oder? Die Ringwelten an sich sind physikalisch so nicht haltbar und spielen (wie der Mars im Marsianer) eigentlich nur eine “oh toll, neuer Schauplatz”-Rolle.

    Einen Tipp kann ich noch einbringen: Murray Leinster, beispielsweise seine Med Ship-Geschichten (bei Baen als eBook zu haben), aber eigentlich sind mehr seiner Geschichten gut als bei Asimov (jedenfalls nach meinem Geschmack :-)). Leinster war es auch, der schon 1946 in “A Logic Named Joe” so was ähnliches wie das Internet erfunden hat: https://www.baen.com/chapters/W200506/0743499107___2.htm

  23. #23 MartinB
    22. Oktober 2015

    @Engywuck
    Ich fand gerade die Idee lustig, besonders wegen der Analogie zur Thermodynamik.

    Ja, gerade die späteren leiden sehr unter der mäßigen Übersetzung.

    “Larry Nivens Ringworld als “gute SF” zu bringen, wenn der Marsianer wegen Unwissenschaftlichkeit im Artikel angemahnt wurde”
    Ich habe aber “Ringworld” nie in dem sinne als “technische SF” gesehen – für mich lag der Schwerpunkt im gigantischen Schauplatz und der Fremdartigkeit. Dass die Ringwelt in Teil 1 nicht stabil ist, hat Niven ja nicht gewusst, im zweiten Teil hat er es dann ja korrigiert. (Viel schlimmer ist der Blödsinn mit den Supraleitern, die unendlich gute Wärmeleiter sind…)

    “Murray Leinster”
    Nie gehört, glaube ich, schau ich mir bald an, kann eh mal neues Lesefutter gebrauchen.

  24. #24 Engywuck
    22. Oktober 2015

    die Ringwelt selber ist nicht das einzige Problem: das Material aus dem sie hergestellt ist, Glück haben als züchtbare (damit genetische) Eigenschaft, Teleportation, Überlichtgeschwindigkeit – alles Dinge, die in SF “erlaubt”, aber nicht wirklich wissenschaftlich sind – schon weil sie (IIRC) gar nicht erklärt werden sondern einfach “sind”. Und das, obwohl Niven oft zur Klasse der “hard SF”-Autoren gezählt wird. Wobei die Known World Bücher (in denen Ringworld eingebettet ist) natürlich nicht schlecht sind 🙂

    Aber klar, die einfache Summation im Marsianer ist natürlich auf andere Weise übel und eigentlich inakzeptabel für einen Autor, der angeblich sogar ein Programm geschrieben hat, um die berichteten interplanetaren Flugzeiten und -Bahnen zu berechnen.

  25. #25 MartinB
    23. Oktober 2015

    @Engywuck
    “alles Dinge, die in SF “erlaubt”, aber nicht wirklich wissenschaftlich sind ”
    Schon richtig – aber ich hatte es ja oben schon geschrieben: Ich habe kein Problem damit, Dinge in der SF zu akzeptieren, die eigentlich wissenschaftlich unhaltbar sind. Die Story darf dann eben nur nicht darauf begründet sein, dass sie unsere heutige Technik und Wissenschaft in den Vordergrund stellt. Das problem ist für mich vermutlich weniger die Wissenschaftlichkeit als solche, sondern eher die innere Inkonsistenz der beschriebenen Welt (so wie ja auch beim 3-body-Problem).

  26. […] mit Erklärungen eingefügt.) Ich fand die Geschichte wirklich spannend, es gibt aber auch durchaus Leute, die sich an einigen Ungereimtheiten im Roman stören, die wohl tatsächlich vorhanden sind. Ich habe nichtsdestotrotz bereits den Nachfolger The Dark […]