Tatsächlich: die Auflösung meines kleinen Physikrätsels war mein 500. Blogartikel.
Ganz ehrlich – als ich mit dem Bloggen anfing, hätte ich das nicht gedacht. Ich erinnere mich, wie ich im Urlaub drüber nachdachte, ob ich nicht auch mal einen Blog anfangen sollte, und mich fragte, ob ich dazu überhaupt genügend Material finden würde. Also kramte ich meinen Notizblock raus und machte eine Liste von Themen. Es kamen so etwa 20 oder so zusammen – “das reicht ja erst mal für den Anfang” dachte ich. Kurze Zeit später schickte ich eine mail an den damaligen Redakteur Marc Scheloske und kurz danach war ich offiziell Scienceblogger. Mein erster Artikel war übrigens der hier, den hatte ich schon während des Urlaubs geschrieben, aber als Einstiegsartikel fand ich ihn nicht so passend. (Einige der Themen auf der ursprünglichen Liste sind übrigens noch offen…)
Relativ schnell kristallisierte sich die Mischung heraus, die immer noch blogtypisch ist – aktuelle Veröffentlichungen (auch und gerade über Dinos und andere Urviecher), Artikel, in denen ich Grundlagen (besonders in der Physik) auseinandernehme, und die irgendwie immer zu endlos langen Serien ausarten, und dann noch ein bisschen was von allem, das mir gerade auffällt oder mich beschäftigt (auch das mit der geschlechtergerechten Sprache und meiner momentanen Marotte, alles im Femininum zu schreiben, geht ja auf die Anfänge der Blogzeit zurück).
Über Wissenschaftskommunikation wird ja gern und viel diskutiert. Ich habe schon öfter gesagt, dass ich solche Diskussionen eigentlich meist langweilig finde – trotzdem bin ich natürlich hier auf dem Blog auch “Wissenschaftskommunikatorin” und kann natürlich auch einmal darüber nachdenken, was mir dabei eigentlich wichtig ist.
Zum einen muss man sich meiner Ansicht nach ganz klar darüber sein, dass man auch bei der populärwissenschaftlichen Darstellung von Wissenschaft auf ganz unterschiedlichem Niveau agieren kann. Bei meinen Beträgen beispielsweise zur Quantenmechanik gibt es sehr einfache Darstellungen, aber auch solche, die schon dicht an dem dran sind, was man an der Uni lehrt. Bei Diskussionen über Wissenschaftskommunikation wird oft alles in einen Topf geworfen und so getan, als gäbe es das eine Patentrezept für alles. Ich denke aber, jeder Blog muss gewissermaßen seine ökologische Nische finden – nicht alles kann und muss allen gefallen.
Aber egal auf welchem Niveau ich gerade schreibe, eins ist mir wichtig: Das, was ich schreibe, muss stimmen. Viele Veranschaulichungen (wie das berühmte “Gummituch” der Allgemeinen Relativitätstheorie) mag ich nicht besonders, weil sie, wenn man sie zu Ende denkt, nicht funktionieren. (Warum sollte auf einem gekrümmten Tuch ein Objekt anfangen, sich zu bewegen, wenn es anfangs in Ruhe ist?) Erklärungen dürfen (und müssen manchmal) vereinfachen, aber möglichst nicht so weit, dass sie falsch werden, auch wenn das entstehende Bild noch so anschaulich ist. Und wenn man eine sehr simple Veranschaulichung verwendet, dann sollte man es in meinen Augen unbedingt dazu sagen und davor warnen, das Bild zu ernst zu nehmen.
Und gerade hier sehe ich in der Wissenschaftskommunikation oft eine Lücke. Einfache, populärwissenschaftliche Erklärungen mit Gummitüchern oder virtuellen Teilchen, die sich Energie aus dem Vakuum ausleihen, findet man viele. Wenn man mehr wissen will, dann landet man aber oft gleich bei Fachbüchern oder -artikeln. Vor langer Zeit (noch vor meinem Studium) fand ich die anschaulichen Erklärungen oft unbefriedigend, aber (insbesondere ohne Internet) es gab außer absoluten Fachbüchern nicht viel anderes. Und selbst während meines Studiums und danach hatte ich oft Schwierigkeiten, aus den Formeln eine Anschauung abzuleiten oder zu sehen, wie die Formeln und anschauliche, populärwissenschaftliche Erklärungen zusammenpassen. In vielen meiner Artikel (besonders in den Artikelserien) versuche ich, genau diese Lücke zu schließen.
Das führt mich zu einem zweiten Aspekt, der mir wichtig ist. Wenn ihr Blogtexte von mir lest, dann findet ihr häufig “disclaimer” – kurze Sätze, in denen ich klar mache, dass ich gerade über ein Thema schreibe, für das ich keine Expertin bin. Selbst bei Physikthemen bastle ich gern solche Warnungen ein, wenn ich etwas auf eine Weise erkläre, die ich mir komplett selbst überlegt habe und die ich so in keinem Buch gefunden habe. Mir ist das aus zwei Gründen wichtig: zum einen, weil es wirklich fies wäre, wenn jemand Dinge von meinem Blog beispielsweise in einer Prüfung erzählt und dann deswegen durchfällt, zum anderen auch, weil ich eine Angabe “So sicher sind wir uns, dass diese Meldung stimmt” eigentlich generell für wünschenswert halte.
In die gleiche Kategorie gehört für mich das Korrigieren von Fehlern – es kommt ja öfters vor, dass ich hier Dinge schreibe, die einfach mal falsch sind, weil ich eben irgendein paper nicht richtig verstanden habe oder mir irgendeine Hintergrundinfo fehlte. Dankenswerterweise gibt es ja oft freundliche Kommentatorinnen, die mich darauf aufmerksam machen.
Denn ganz klar: Ohne euch Leserinnen (ihr wisst schon, Männer mitgemeint…) und Kommentatorinnen würde ich die Artikel hier nicht schreiben. Irgendwie schreibe ich natürlich für mich – weil mir das Schreiben einfach Spaß macht und weil ich mir auf diese Weise Dinge viel sorgfältiger überlege, als ich es sonst tun würde. Der alte Satz “wenn man etwas verstehen will, muss man drüber schreiben oder ne Vorlesung drüber halten” hat ja durchaus seine Berechtigung, erst beim Erklären merkt man, wo es beim Verständnis noch hakt.
Aber trotzdem würde ich mir die Mühe vermutlich nicht machen, wenn ich nur für die Schublade (oder heißt das jetzt “für die Festplatte”?) schreiben würde. Schön also, dass es euch gibt und dass ihr hier seid. Und wenn mir jemand schreibt, dass sie dank eines Artikels endlich etwas verstanden hat, freut mich das immer besonders, gerade, wenn es Schülerinnen oder Studentinnen sind.
Und deshalb – wie inzwischen traditionell am Ende jedes Jubiläumsartikels – auch diesmal wieder ein ganz herzliches Danke an Euch von mir und der Drachenbande:
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