Obwohl die Buran ihrem US-Pendant Spaceshuttle täuschend ähnlich sieht, sind die Unterschiede frappierend — in Sachen Technik, und in Sachen Bekanntheit.
Denn anders als die Spaceshuttles, die ständig im Einsatz sind – etwa als Taxi-Service zur ISS -, war der russischen Raumfähren-Prototyp von Anfang an zum Museumsstück-Dasein verdammt.
Keinen einzigen bemannten Flug hat die Buran gemacht, und nur ein einziges Mal gelangte die leere Fähre überhaupt ins Orbit. Immerhin kamen 25 unbemannte Flüge innerhalb der Erdatmosphäre und 5 “Taxi”-Tests mit dem Buran-Modell OK-GLI zustande, bevor sie der Vergessenheit Monetarisierung anheim gegeben wurde.
BURAN Konstruktionszeichnung, Technikmuseum Speyer
Eine kurze Geschichte des Verdrängens auf Russisch: Vor den Olympischen Spielen in Sydney 2000 verkauften die Russen die OK-GLI als Ausstellungsstück an Australien. Im Anschluss verlor die Welt das Interesse, bei einer Versteigerung in Los Angeles wollte offenbar keiner die Buran haben. Auf Umwegen gelangte die Fähre nach Bahrain, wo man auch wenig mit dem Weltraumschrott anzufangen wusste. Sie rottete hinter einer Lagerhalle vor sich hin, wie Satellitenbilder auf Google Earth offenbarten.
Nun kommt die Buran also endlich dort an, wo sie hingehört — ins Museum.
Das Merkwürdigste an der vergessenen Raumfähre ist aber, dass sie in vielerlei Hinsicht ihrem Zwillingsschwesternschiff, dem Spaceshuttle des Klassenfeindes, sogar technisch überlegen gewesen ist: bessere Segeleigenschaften höhere Nutzlast, besseres Recycling-Konzept, flexibleres Startsystem, sowohl zum bemannten als auch vollautomatischen Flug vorgesehen, einfacher zu bauen… Plus diverse Kinkerlitzchen, die bei den Spaceshuttles erst seit etwa fünf Jahren einsatzfähig sind (Quelle)
Ein ausführlicher Vergleich der technischen Systeme befindet sich hier in der Wikipedia .
Grafik: Spaceshuttle vs. Buran, Pressemappe des Technikmuseums Speyer
Warum ist also das Buran-Programm so sang- und klanglos untergegangen?
Die Antwort lautet wohl wie so oft: weil der Rubel nicht so rollte, wie er sollte.
In Buran-Historien fällt in jedem zweiten Absatz das Wort “Budgetproblem” — und die russische Raumfahrt befeuert seit Anbeginn den technischen Fortschritt ohne exorbitante Forschungsgelder.
Ohne das nötige Kleingeld für aufwändige Testläufe, waren russische Raumprogramme immer schon der hohen Kunst des Machbaren zu verdanken. Viel Pragmatismus und Improvisation, kombiniert mit dem Wagemut des Soviet-Showtalentes
Bestes Beispiele: die Machtdemonstrationen des Kosmonauten German Titow, die Medien- und Weltmanipulation durch Schrödingers Kätzchen Weltraum-Hündin Laika, das Wettrüsten Sputnik vs. Vanguard (aka “Kaputtnik”)…
Die Strategie “Quick and Dirty” war oft genug erfolgreicher als die mühseligen (und durchfinanzierten) amerikanischen Versuche. Zum 50. Geburtstag des Sputnik-Satelliten im Herbst 2007 beleuchtete eine Spiegel-Titelgeschichte die russische Raumfahrt unter genau diesem Aspekt:
“Während etwa die US-Ingenieure in aufwendigen Windkanalversuchen herausfanden, dass eine kegelförmige Raumkapsel aerodynamisch am günstigsten wäre, wählten ihre Konkurrenten ohne größere Tests einfach die Kugelform – und sparten so viel Zeit.
Und während die Amerikaner einen Hightech-Raumanzug entwarfen, glich das
sowjetische Modell einer altmodischen Taucherausrüstung… Mit dieser pragmatischen Einstellung behielten die Sowjets im kosmischen Hase-und-Igel-Spiel eine ganze Weile die Nase vorn.”
Aus reiner Sensationslust hatten die Russischen Kosmonauten auch schon mal vor, eine Atombombe auf dem Mond zu zünden. Ein seltsames und pikantes Detail, und von einer fast grotesken Komik, wenn man bedenkt, dass just in diesem Moment das unbemannte unflugfähige und mitnichten atomar aufgerüstete Objekt das AKW Biblis passiert, zementiertes Mahnmal der Kunst des Machbaren…
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