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Je teurer das Produkt, desto länger seine Lebensdauer. Diese Grundregel ließ sich bis vor wenigen Jahren auf beinahe alle Branchen anwenden. Doch mittlerweile zeichnet sich diesbezüglich ein Wandel ab. Vor allem bei Elektrogeräten fällt auf, dass ihre Lebensdauer stetig sinkt. Zudem lässt sich immer seltener ein direkter Zusammenhang zwischen Preis und Qualität feststellen. Einige Personen gehen sogar so weit, von einer geplanten Obsoleszenz zu sprechen. Ein Thema, mit dem sich daher auch erste Studien befasst haben – und das Ergebnis ist durchaus überraschend.

Definition der geplanten Obsoleszenz

Der Begriff klingt kompliziert, doch die These dahinter ist einfach: Die geplante Obsoleszenz bezeichnet, dass ein Hersteller ein Produkt bewusst so konzipiert, dass der Verbraucher zeitnah ein neues Produkt kaufen wird, beispielsweise ein neueres Modell. Die geplante Obsoleszenz spielt daher vor allem im Marketing eine zunehmend wichtige Rolle und wird auch als geplanter Verschleiß bezeichnet. Bereits in den 1920ern gab es in den USA erste Ansätze in diese Richtung. Damals handelte es sich jedoch vor allem um optische Faktoren, sprich das Produkt wurde so vermarktet, dass es nur kurzzeitig „cool“ war und nach einiger Zeit der Wunsch nach dem „cooleren“ neuen Produkt getriggert wurde. Mittlerweile hat sich der Begriff aber gewandelt und wird auch die Funktionalität betreffend angewendet. Die geplante Obsoleszenz meint also vor allem bei Elektrogeräten, dass diese willentlich nach kurzer Zeit, meistens kurz nach Ablauf der Garantie, kaputt gehen und sich eine Reparatur gegenüber dem Neukauf kaum lohnt. Das Motiv hinter solchen Strategien scheint klar: Der Hersteller verdient mehr, wenn nach drei oder vier Jahren eine neue Waschmaschine gekauft wird, als wenn diese 20 Jahre zuverlässig wäscht. Ob diese geplante Obsoleszenz allerdings tatsächlich existiert, ist umstritten.

Mythos oder Wahrheit – ein Blick auf die Studien

Um diese Frage zu klären, wurden in den vergangenen Jahren daher einige Studien durchgeführt. Eine davon stammt aus dem Jahr 2016: Damals fanden Forscher der Universität Bonn in Kooperation mit dem Umweltbundesamt und dem Öko-Institut heraus, dass Haushaltsgroßgeräte zwischen 2004 und 2012 etwa die Hälfte ihrer Lebensdauer eingebüßt haben. Sie wurden also nach fünf oder weniger Jahren ausgetauscht. Waren es im Jahr 2004 noch 3,5 Prozent, lag die Zahl im Jahr 2012 bereits bei 8,3 Prozent. Die meisten dieser Geräte mussten aufgrund technischer Defekte ausgetauscht werden. Die Studie soll aber noch weitergeführt werden, um zu prüfen, ob dieser Effekt durch die Hersteller gewünscht und bewusst herbeigeführt ist.

Mögliche Gründe für die kürzere Lebensdauer

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Dass die Lebensdauer von Produkten, vor allem von Elektrogeräten, stetig sinkt, ist somit bewiesen und bestätigt den Eindruck, den viele Menschen im Alltag ohnehin gewonnen haben. Dennoch ist nicht abschließend geklärt, ob es sich um die Wahrheit oder eine Verschwörungstheorie handelt, wenn dafür den Herstellern die Schuld gegeben wird. Stattdessen kann es auch andere logische Gründe für die zunehmende Obsoleszenz von Geräten wie Waschmaschinen, Kühlschränken, aber auch Autos oder Smartphones geben. Sie alle sind heutzutage nämlich mit deutlich mehr Elektronik versehen als noch vor wenigen Jahren. Sie bieten mehr und komplexere Funktionen. Sie sind leistungsstärker bei geringerem Stromverbrauch. Sie sind stärker vernetzt, sei es intern oder mit anderen Geräten. Diese sind nur einige von vielen Beispielen, inwiefern sich Elektrogeräte in der jüngsten Vergangenheit verändert und weiterentwickelt haben. Das bedeutet auch, dass die Geräte anfälliger für Defekte oder Funktionsstörungen geworden sind. Was komplexer ist, bietet schließlich mehr Potenzial für Schwachstellen.

Aber auch gesellschaftlich lassen sich einige Veränderungen ausmachen. Das Smartphone ist hierfür ein hervorragendes Beispiel. Viele, vor allem junge, Menschen kaufen das Handy heutzutage nicht mehr rein aus praktischen Abwägungen. Die Funktionen rücken also bei der Kaufentscheidung in den Hintergrund. Stattdessen spielen auch Faktoren wie die Marke oder die Neuheit des Modells eine wichtige Rolle. Durch ihr Marketing erreichen die Hersteller also, dass die Käufer immer das neueste Produkt haben wollen, obwohl das aktuelle Geräte noch einwandfrei funktioniert, vielleicht erst ein oder zwei Jahre alt ist. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt bei „hippen“ Marken wie Apple. Dieses Beispiel macht zwei Dinge deutlich: Einerseits gibt es unterschiedliche Arten der Obsoleszenz und andererseits sind auch die Verbraucher nicht ganz unschuldig an der aktuellen Entwicklung.

Arten der (geplanten) Obsoleszenz

Erst einmal lohnt sich daher die Unterscheidung, inwiefern der Verschleiß bei einem Produkt wie einem Elektrogerät eintreten kann:

  1. Funktionale Obsoleszenz: Wenn es sich um einen funktionalen Verschleiß handelt, tritt tatsächlich ein technischer oder funktionaler Defekt des Produktes ein, der dieses unbrauchbar macht. In einigen Fällen ist eine Reparatur möglich, doch manchmal sind zum Beispiel die Smartphones nicht mehr mit dem neuesten Update kompatibel oder werden durch diese verlangsamt. Letzteres Beispiel zeigt, wo Hersteller ansetzen (können), um eine solche funktionale Obsoleszenz bewusst herbeizuführen.
  2. Ökonomische Obsoleszenz: Beim ökonomischen Verschleiß geht es hingegen um den Wert beziehungsweise Wiederverkaufswert von Produkten. In vielen Fällen ist bei Defekten zwar eine Reparatur möglich, aber wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll, da sie kaum weniger kostet als das Neugerät. Zudem ist der Neukauf oft die komfortablere Variante. An dieser Stelle kommt also vermehrt der Verbraucher ins Spiel.
  3. Psychologische Obsoleszenz: Das gilt auch für den psychologischen Verschleiß, sprich der Verbraucher wünscht sich ein neues Produkt, obwohl das bestehende Gerät noch vollkommen in Ordnung ist. Hierbei geht es schlichtweg darum, in Mode zu sein oder die besten Funktionen nutzen zu können, sei es die noch bessere Bildqualität beim Fernseher oder die noch beeindruckenderen Videos mit dem Smartphone. Dieser Wunsch wird allerdings oft durch äußere Faktoren wie den sozialen Druck oder das Herstellermarketing getriggert.
  4. Werkstoffliche Obsoleszenz: Zuletzt können natürlich auch mangelhafte Materialien dazu führen, dass ein Produkt schneller altert als üblich, und zwar unabhängig von der verbauten Elektronik. Ob die Hersteller mit Absicht zu solchen Materialien greifen oder diese einen negativen Nebeneffekt von Einsparungsmaßnahmen darstellt, kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Es muss bei der Thematik also nach der Art der Obsoleszenz unterschieden werden und nicht immer ist an dem schnellen Verschleiß (nur) der Hersteller schuld.

Welche Rolle spielen die Verbraucher?

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Stattdessen müssen sich die Verbraucher auch an die eigene Nase fassen. Denn viele Geräte, die vorzeitig entsorgt werden, sind nicht defekt. Sie werden schlichtweg ersetzt, weil sie den Besitzern nicht mehr modern genug sind. Und selbst, wenn es zu einem Defekt kommt, so nehmen viele von ihnen ihre Rechte als Verbraucher nicht wahr, sondern kaufen kurzerhand ein neues Gerät. Manchmal steckt Unwissenheit dahinter, dass Ansprüche bestehen und in welcher Form, doch oftmals ist es auch eine Form von Faulheit, sprich es ist komfortabler, einfach ein neues Produkt (online) zu kaufen. Es gibt Produkte, bei denen dieser Effekt größer ist als bei anderen. So ist den Menschen beispielsweise bei Lifestyle-Geräten wie dem Flachbildfernseher, dem Smartphone oder dem Laptop meist wichtiger, dass es sich um das neueste Modell handelt. Produkte also, von denen sie sich durch das Plus an Modernität auch ein Plus an Lebensqualität oder sozialer Anerkennung versprechen. Weniger ausgeprägt ist dieser Wunsch bei reinen Gebrauchsgütern wie der Waschmaschine. Demnach wechselten im Rahmen der Studie rund 68 Prozent der Befragten ihr Handy innerhalb von drei Jahren. Vor allem höherpreisige Waschmaschinen werden hingegen durchaus noch oft und gerne für zehn oder mehr Jahre genutzt.

Fazit

Fakt ist also, dass Produkte heutzutage schneller altern, vor allem bei Elektro(groß)geräten. Eine Obsoleszenz liegt also vor. Ob diese geplant ist, lässt sich jedoch in vielen Fällen nicht eindeutig sagen. Dennoch gab es in der Vergangenheit bereits Fälle, in denen sich Hersteller diesbezüglich vor Gericht verantworten mussten, beispielsweise hinsichtlich der Smartphone-Updates. Eine geplante Obsoleszenz ist zudem in psychologischer Hinsicht gewünscht und wird durch das Marketing bewusst getriggert. Eine Strategie, die zu funktionieren scheint, denn viele Verbraucher tauschen funktionstüchtige oder reparaturfähige Geräte – teilweise sogar noch mit Garantie – vorzeitig aus. Schlussendlich sind also sowohl Hersteller als auch Verbraucher schuld an der aktuellen Entwicklung, dieses Fazit lässt sich aus den Studienergebnissen ziehen.