Quelle: stock.adobe.com @ stockpics

Der Tod gehört zum Leben – ob wir wollen oder nicht. Die meisten denken nicht gern daran, sodass das Thema Sterben in den vergangenen Jahrzehnten tabuisiert wurde. Naturgemäß ist die Auseinandersetzung mit dem Thema problematisch, weil dabei die eigene Sterblichkeit ins Zentrum rückt. Dennoch begegnet uns der Tod überall. In Deutschland liegt die durchschnittliche Lebenserwartung derzeit bei 83,4 Jahren (Frauen) und 78,6 Jahren (Männer).

Japanerinnen haben die höchste Lebenserwartung

Weltweit ist die Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen. Wurden die Menschen vor gut 200 Jahren durchschnittlich nur 30 Jahre alt, feiern heute immer mehr Frauen und Männer ihren 100. Geburtstag. Trotzdem gibt es bei der Lebenserwartung weltweit immer noch große Unterschiede. Spitzenreiter sind die japanischen Frauen, deren Lebenserwartung im Durchschnitt bei 87 Jahren liegt. Die Gründe dafür scheinen neben genetischen Faktoren auch in der Ernährung zu liegen. Insbesondere sollen es sekundäre Pflanzenstoffe wie Catechine und Isoflavone sein, die den Japanern zu einem vergleichsweise längeren Leben verhelfen. Die Bevölkerung in einem der ärmsten Länder der Welt, im afrikanischen Sierra Leone, stirbt dagegen deutlich jünger.

Corona? Fünf Prozent mehr Sterbefälle im Jahr 2020

Allein im Jahr 2020 sind in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts fast eine Million Menschen gestorben (982489 Männer, Frauen und Kinder). Im Jahresvergleich sticht hier besonders der Dezember 2020 hervor: Im Weihnachtsmonat verstarben der Statistik zufolge 29 Prozent mehr Menschen als im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre. Auch der November des Jahres 2020 weist einen Anstieg von 12 Prozent auf. Insgesamt ist die Zahl der Verstorbenen im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 um fünf Prozent angestiegen. Die Ursache für diesen Anstieg hängt laut Bundesamt auch mit den Auswirkungen des Corona-Virus zusammen. Wie groß dieser Einfluss ist, bleibt jedoch unklar, denn ein Teil des Anstiegs führen die Statistiker auf demografische und kalendarische Faktoren zurück. Dadurch, dass es sich 2020 um ein Schaltjahr handelte, ergab sich allein durch den zusätzlichen Tag ein Anstieg der Todesfälle um rund 3000. Anders in den USA: Dort galt das Corona-Virus im Jahr 2020 bereits als Todesursache Nummer 1.

Todesursache Nummer 1 in Deutschland: Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Im Jahr 1950, vor knapp 60 Jahren also, starben knapp 750000 Deutsche. Seitdem wächst die Zahl der jährlichen Todesfälle in Deutschland – seit 2015 auf mittlerweile über 900000 pro Jahr. Dieser Anstieg ist zu einem erheblichen Teil auf das Bevölkerungswachstum in Deutschland zurückzuführen – nicht zuletzt durch den Anschluss der ostdeutschen Länder, denn vor 60 Jahren lebten deutlich weniger Menschen in der Bundesrepublik (knapp über 68 Millionen) als heute (mehr als 82 Millionen). Es sind vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Erkrankungen der Atemwege, die die Deutschen das Leben kosten. Mehr als ein Drittel der Fälle sind auf Herzkreislauferkrankungen zurückzuführen, Krebs hingegen ist seit rund 20 Jahren für ein Viertel der Todesfälle ursächlich. Vor hundert Jahren sah das anders aus, denn damals waren heutzutage als harmlos geltende Infektionen Ursache für Millionen von Toten. Noch in der Weimarer Republik lag die Lebenserwartung unter 40 Jahren, und viele Todesfälle gingen auf das Konto der Spanischen Grippe und der Tuberkulose.

Ein kleinerer Teil der jährlichen Todeszahlen ist auf nicht natürliche Ursachen zurückzuführen: Nach jüngsten Zahlen starben im Jahr 2019 in Deutschland 4,4 Prozent Frauen, Männer und Kinder an Verletzungen, Stürzen oder Vergiftungen. Die Zahl der Verkehrstoten schlägt dabei mit 3059 Opfern zu Buche. Kaum zu glauben: Im Jahr 1929 lag die Zahl mit 5867 Verkehrsopfern noch deutlich höher.

Aufgeschlüsselt nach Bundesländern starben 2020 die meisten Menschen, insgesamt 214322, im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern mit 143374 und Baden-Württemberg mit 116008 Personen.

Zur letzten Ruhe

Quelle: stock.adobe.com @ Zauberkugel Studio

Vor dem Hintergrund solcher Zahlen kann es kaum verwundern, dass sich das Verbringen der Verstorbenen zur letzten Ruhe – sei es nun in Form der Erd- Feuer- oder Seebestattung – in Deutschland im Laufe der Jahre zu einer nennenswerten Branche entwickelt hat. Dies gilt auch, weil die Bestattungskultur sich in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Teilen fundamental verändert hat. Nicht nur eine zunehmende Liberalisierung und die Abkehr von der christlichen Religion und ihren Ritualen, sondern auch die Liberalisierung der Bestattungsgesetze werden als Gründe angeführt. Auch ökonomische Aspekte kommen hinzu, schließlich kostet eine traditionelle Beerdigung durchschnittlich zwischen 2800 bis rund 5000 Euro – Kosten, die in den meisten Fällen von den Hinterbliebenen übernommen werden müssen. Viele Menschen können oder wollen diese allerdings nicht aufwenden, weswegen oft die Dienste sogenannter Billigbestatter in Anspruch genommen werden oder Menschen zu Lebzeiten eine Sterbegeldversicherung abschließen, um die Hinterbliebenen zu entlasten und somit das eigene gewünschte Begräbnis zu sichern.

Günstigste Varianten für eine Bestattung:

anonyme Urnenbeisetzung                    rund 700 Euro

anonyme See- oder Baumbestattung   rund 900 Euro

anonyme Erdbestattung                        rund 1000 Euro

Bei der anonymen Feuerbestattung entstehen außerdem Kosten für das Krematorium (ab 200 Euro).

Weil immer weniger Menschen in einer klassischen Grabstätte beerdigt werden möchten, ist sowohl die Zahl der Feuerbestattungen als auch die Zahl halbanonymer und anonymer Bestattungen in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen. Mittlerweile werden rund 70 Prozent der Verstorbenen auf eigenen Wunsch eingeäschert, nur noch 30 Prozent haben sich zu Lebzeiten für eine Erdbestattung entschieden. Zu den Erdbestattungen werden nach Angaben des Deutschen Bestatterverbandes auch Seebestattungen gerechnet (2,5 Prozent).

Quelle: stock.adobe.com @ Nordreisender

Das erste Krematorium Deutschlands stand in Gotha

Feuerbestattungen waren allein schon aus religiösen Gründen noch vor wenigen Jahrhunderten undenkbar. Der Bau des ersten Krematoriums in Deutschland im Jahr 1878 in Gotha, war stark umstritten und wurde von heftigen Auseinandersetzungen begleitet.

Hintergrund dieser Entwicklung war die Bevölkerungsexplosion in den Städten zur Zeit der Industriellen Revolution, die zu katastrophalen hygienischen Bedingungen führte. Gleichzeitig waren die bestehenden Friedhöfe völlig überfüllt und die Verbrennung der Leichname deutlich kostengünstiger. Seit damals wuchs die Anzahl der Krematorien bis heute auf 160. Inzwischen sind es insgesamt rund 4000 Bestattungsunternehmen, die sich in Deutschland um die Beerdigung von Verstorbenen auf rund 32000 Friedhöfen mit ihren zirka 32 Millionen Grabstellen insgesamt kümmern.

Allerdings variiert die Zahl der Feuer- und Erdbestattungen stark von Bundesland zu Bundesland: 90 Prozent der Menschen aus den neuen Bundesländern zum Beispiel lassen sich einäschern, in katholischen Gegenden und in Süddeutschland sind es weniger als ein Drittel.

Zu den Hauptaufgaben der Bestattungsinstitute gehören

  • Kontaktaufnahme mit den Angehörigen, Beratung (Auswahl des Sarges oder Urne)
  • Bergen des Toten
  • Überführung in das Bestattungshaus
  • Hygienische Totenversorgung, Pflege, eventuell erforderliche Thanatopraxie (die Präparierung der Leichname für die Abschiedszeremonie), Einkleidung
  • Dekoration des Sarges, des Grabs und der Trauerhalle, Transport der Trauerkränze
  • Kontaktaufnahme mit Behörden, Friedhof und Geistlichen/Trauerrednern, Organisten/Musiker
  • Aufbahrung
  • Organisation der Sargträger
  • Grablegung
  • Auslegen eines Kondolenzbuchs

In Deutschland herrscht Bestattungspflicht. Das bedeutet, dass die Angehörigen oder vom Verstorbenen benannte Personen dafür Sorge tragen müssen, dass ein Leichnam innerhalb gesetzlicher Fristen beerdigt werden muss. Die Bestattungsfrist setzt sich aus der Mindest- und der Maximalfrist zusammen.

Mindestfrist: Frühestens 48 Stunden nach Eintreten des Todes (um Scheintode auszuschließen)

Maximalfrist: In den meisten Bundesländern 36 Stunden nach Todeseintritt (Überführung in eine Leichenhalle oder in gekühlte Räume beim Bestatter). Für die eigentliche Bestattung gilt eine Frist von 4 bis 10 Tagen, eine Urne muss innerhalb von sechs Wochen nach dem Tod bestattet werden. Sonn- und Feiertage werden dabei nicht eingerechnet.

Die Autorin und Analytikerin Sandra Schwarz beschäftigt sich auch neben ihrem Hauptberuf viel mit der Auswertung und Einordnung erhobener Daten zu verschiedensten Themen.