Es gibt Konflikte wo nicht geschossen wird und darum gehen sie im weltpolitischen Lärm leicht unter. Einer dieser Frozen Conflicts (tiefgefrorene Konflikte), wie sie auch genannt werden, scheint unglücklicherweise im Auftauen begriffen zu sein. An der Waffenstillstandslinie in Nagorno-Karabach ist es zu Kämpfen gekommen. Solche Scharmützel sind dort eigentlich häufig, doch diese scheinen eine grössere Intensität zu haben als frühere.

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Was genau passiert ist schwierig zu sagen. Wie so häufig im Kriegsnebel verbreiten beide Parteien sich widersprechende Thesen. Die aserische Seite behauptet, dass Armenien von seinen innenpolitischen Problemen ablenken möchte. Genau das Gegenteil könnte natürlich auch der Fall sein, nämlich dass Aserbaidschan die innenpolitische Konfusion Armeniens nutzt und austestet, wie weit es gehen kann. Beides ist plausibel.

Ich kenne Armenien und Aserbaidschan von eignenen Reisen in der Region. Karabach ist in beiden Ländern nach wie vor ein Tabuthema vor allem wenn man Ausländer und zu Besuch ist (jeder Versuch der Ausgewogenheit wird als Unterstützung der Gegenseite ausgelegt). Ich hatte den Eindruck, dass gerade die jüngere Generation, die nur indirekte Kriegserinnerungen hat, sich mehr und mehr auf absolute Positionen zurückzieht. Alle sagen dass sie natürlich bereit seien zu verhandeln aber auch, dass gewisse Fragen ‘nicht verhandelbar’ seien. Genau da liegt das Problem. Dies wären die Fragen die auf den Tisch müssten. Wie soll ein Kompromiss gefunden werden, wenn ein solcher von vornherein ausgeschlossen wird? Ist nicht die Suche nach Kompromissen eine Kernaufgabe der Diplomatie?

Ich hoffe dass die Lage sich wieder beruhigt und die Vernunft die Oberhand gewinnt. Aber von einer politischen Lösung ist die Region wohl nach wie vor weit entfernt. Im Tiefkühler kann man auf böse Überraschungen stossen.

Kommentare (5)

  1. #1 Tobias
    März 6, 2008

    Wie sind denn in dem Konflikt die Ethnien und Religionen verteilt?

  2. #2 Ali Arbia
    März 6, 2008

    Es gibt da die Karabach Armenier und die Karabach Azeri. Während dem Krieg mussten tausende fliehen und auf beiden Seite gab es Progrome. Die Armenier gehören mehrheitlich der armenischen Kirche an (die näher an der Katholischen Kirche ist als an der Orthodoxen) und in Azerbaijan sind die grosse Mehrheit Muslime (Shiia). Wie immer und überall gibt es in beiden Ländern Minderheiten verschiedenster anderer Gruppen. Von meinen Eindrücken her ist Azerbaijan um einiges säkularer als Armenien.
    Natürlich wurden im Krieg ethnische und religiöse Aspekte benutzt um zu mobilisieren aber mir erschien der Konflikt immer in erster Linie als ein ‘klassisch’ territorialer Konflikt.

  3. #3 Tobias
    März 7, 2008

    Gibts denn “historisch bedingte” Ansprüche auf Land von der einen oder der anderen Seite?

  4. #4 ali
    März 7, 2008

    Beide stellen historische Ansprüche. Die Lage ist völkerrechtlich etwas kompliziert weil ja beide Länder und Karabach Teil der Sowjetunion waren. Armenien beansprucht das Gebiet genaugenommen auch nicht, sondern unterstützt die Unabhängigkeit der Republik Karabach.

  5. #5 Rufat
    November 4, 2008

    Ich bin ein Azerbeidschaner.Ich bin voll gegen Krieg,aber in der Situation bin ich dafür.Weil armenischer Seite einfach kein recht haben,einen andern Land zu besietzen.Mein Vater ist da(Karabakh)geboren und vielen andern auch.Karabakh ist ein Teil von Aserbeidschan und es wird nie getrent von Aseri sein.Und wenn man Karabakh (von turkisch) übersetzt,heist” schwarzes Erde oder Land”.Grossen Problemen macht noch Russland mit ihren Politik.Die armenische Volk ,die in Karabakh leben,sind aus der Turkei mit Unterschutzung der Russland im Jahr 1915 gekommen.Das war einen grosse russische Spiel,Aserbeidschan und Turkei von einandern trennen.