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Der US Amerikanische Geheimdienst hat letzten Monat ein Handbuch im Internet veröffentlicht, welches hier zur Lektüre empfohlen sei (via).

Psychology of Intelligence Analysis” (das Buch kann als .html gelesen oder vollständig als .pdf heruntergeladen werden) gibt Anleitungen wie nachrichtendienstliche Informationen analysiert werden sollen. Das Buch konzentriert sich unter anderem auf die Unzulänglichkeiten unserer Wahrnehmung und ist gerade auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine sehr bereichernde Lektüre (natürlich wäre es auch schön, würden sich Medienschaffende, Politiker und Politikerinnen sich das Buch auf den Nachtisch legen und lesen) (1).

Es macht auch Spass, wenn man das Buch nicht von A-Z durchlesen möchte und sich nur ein paar Kapitel rauspickt. Empfohlen sei hier zum Beispiel das Stöbern im Teil III zur verzerrten Wahrnehmung (Cognitive Biases eine schöne Auflistung dazu findet man auch hier) (2).

Vielleicht hätten für den Irak zuständigen CIA Leute sich ihre Lektüre besser zu Herzen nehmen sollen. Oder sie hätten zumindest eine Ausgabe ihres Handbuchs ins Weisse Haus weiterleiten sollen.

(1) Das Buch ist auf mehreren Ebenen interessant. Man lernt über die eigenen Filterfunktionen und Informationsverarbeitung, aber auch über die der anderen. In meinem spezifischen Fachgebiet ist es auch interessant zu sehen, wie die Nachrichtendienste (ein Themengebiet mit naturgemäss wenig Datenmaterial), ihr Personal ausbilden mit Informationen umzugehen.

(2) Vielleicht werde ich einmal einen Post zu diesem Thema schreiben und ihn Fahrradhelmgegnern, Kreationisten, dem Vatikan und der Muslimbruderschaft widmen.

Kommentare (2)

  1. #1 blugger
    Mai 7, 2008

    Im Vorwort schreit Richard J. Heuer (von dem ich noch immer nicht herausgefunden habe, wer er ist), dass dies eine Sammlung aus den Jahren1978 bis 1986 sei und dass die Artikel:

    The articles are based on reviewing cognitive psychology literature concerning how people process information to make judgments on incomplete and ambiguous information. I selected the experiments and findings that seem most relevant to intelligence analysis and most in need of communication to intelligence analysts. I then translated the technical reports into language that intelligence analysts can understand and interpreted the relevance of these findings to the problems intelligence analysts face.

    Also wenn ich das richtig verstehe musste er den Intelligenten der Intelligenz CIA die wissenschaftliche Veröffentlichungen aus dem Bereich der Psychologie übersetzen, damit sie das verstehen konnten. Das finde ich nett. Aber Geheimnisse der CIA stecken dann wohl keine drin, sondern eher ein sehr guter Überblick über 18 Jahre Forschung in diesem Bereich. Ebenso lesenswert.

  2. #2 ali
    Mai 8, 2008

    Du hast schon recht. Würden da Geheimnisse drin stehen (und wäre es neu), würde die CIA es nicht auf ihrer Website veröffentlichen (Geheimnisse müssen wohl gemäss Protokoll ihren Weg anders an die Öffentlichkeit finden 😉 ).

    Gerade weil es eine Vereinfachung ist und weil der Autor eine Auswahl getroffen hat finde ich es interessant. Wenn man zu verdeckten Operationen arbeitet, muss sehr viel vermutetet werden (informed guesses wie es so schön heisst). Da ist es interessant um zu verstehen welcher Wahrnehmungsproblemen sich die CIA Bewusst ist. Gerade beim Debakel im Irak und um die Massenvernichtungswaffen deutet viel darauf hin, dass die Nachfrage von oben einen entsprechenden Filterungsprozess in Gang gesetzt hat.