Freiheit ist ein politisch häufig ge- und missbrauchtes Wort. Wenige Länder sehen sich selbst so sehr als Hort der Freheit wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Die US Organisation Freedom House hat nun einen Bericht über den Zustand der Freiheit in den USA veröffentlicht.
Im Rahmen diverser Massnahmen die angeblich ausschliesslich gegen terroristische Umtbriebe gerichtet sind, wurden in den letzten Jahren in vielen Ländern Freiheiten gegen vermeintliche Sicherheiten getauscht. Gerade die USA lieferten viele Beispiele dazu. Von Guantanamo bis zum Patriot Act schienen Sicherheitsbedenken im Land of the Free die Überhand zu gewinnen.
Die publizierende Institution ist auch im akademischen Betrieb nicht unbekannt. Freedom House wird häufig in politikwissenschaftlichen Publikationen zitiert. Die Kategorisierung aller Länder weltweit nach Freiheitsgrad liefert oft die Basis um Zusammenhänge zwischen Freiheit und anderen Faktoren zu messen (1). Nun hat sich diese Organisation in einer Publikation dem Thema USA zugewandt. Ich habe das Buch selbst noch nicht in den Händen gehalten. Eine Besprechung findet man jedoch hier. Die Autoren scheinen einiges grosszügig zugunsten der Regierung Bush ausgelegt zu haben. Um so besser ist aber wahrscheinlich daher die Kritik platziert. Solche wird im Buch auch geäussert.
Die USA sind nach wie vor ein Land mit beeindruckenden Freiheiten und in vielerlei Hinsicht eine freheitsorientiertere Gesellschaft als die unsere diesseits des grossen Teiches. Paradoxerweise werden viele Freiheiten wiederum bei uns gross geschrieben, die in den USA undenkbar wären. Könnte man sich zum Beispiel eine solche Geschichte bei uns vorstellen: Ein Professor für Archäologie kauft an einem Sportanlass seinem Sohn eine vermeintliche Limonade. Dummerweise enthält diese jedoch Alkohol. Das arme Kind wird von der Polizei in Verwahrung genommen und in ein Heim verschoben. Er darf erst nach zwei Tagen zurück nach Hause und nur unter der Bedingung, dass sein Vater woanders wohnt. Nach einem juristischen Kampf sieht der Vater nach zwei Wochen seinen Sohn wieder (obwohl die Polizei von Anfang an einen Irrtum von Seiten des Vaters als Erklärung geglaubt hat) (2). Puritanismus setzt der Freiheitsliebe wohl ihre Grenzen (ebenso wie das Streben nach totaler Sicherheit).
(1) Freedom Houses Einteilung ist bei weitem nicht über alle Zweifel erhaben und wird häufig mit anderen Listen ergänzt.
(2) Dies soll keine Klischee bestätigende ‘Die spinnen die Amis’-Geschichte sein. Von Hunden in Mikrowellenherden und Kaffeverbrühungsklagen wird schon viel zu viel berichtet. Es geht mir viel mehr darum, dass der Umgang mit Alkohol in Kombination mit dem Verständnis von Schuld und Recht ein sehr gutes Beispiel bieten, für die kulturellen Differenzen beidseitig des Atlantiks.
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