Es ist wieder einmal an der Zeit einen Beitrag in meiner Spieltheorie Serie zu posten.
Ich möchte mit einem Disclaimer beginnen. Die Geschichte zu diesem Spiel ist weder politisch korrekt noch Geschlechterneutral und ich unterstütze selbstverständlich in keiner Weise solche Rollenbilder (ich identifiziere mich auch viel mehr mit der Frau in diesem Spiel). Ich habe es aber so übernommen, weil das Spiel in dieser Form normalerweise in der Literatur zu finden ist (1).
Das Spiel
Ein jungverliebtes Paar versucht sich auf eine Wochenendaktivität zu einigen. Der Herr (‘M’ in blau) würde gerne ein Fussballspiel sehen (alternativ manchmal auch einen Boxkampf, seltsamerweise nie Eiskunstlauf), die Dame (‘F’ in rot) bevorzugt einen Besuch in der Oper. Da frau respektive man sich trotz den unterschiedlichen Geschmäckern genug mag, um den Samstag Abend nicht getrennt verbringen zu wollen, ist man zu Kompromissen bereit. In der inzwischen vertrauten Matrix sieht das dann aus:
Nehmen wir für einen Moment die Perspektive der Frau an. Ihr stehen zwei Strategien zur Auswahl. Sie geht in die Oper oder sie geht zum Fussballspiel. Im Idealfall möchte sie natürlich in die Oper zusammen mit dem Mann. Dann verbringt sie den Samstag Abend mit ihrem Liebsten und kann ihrer bevorzugten Aktivität nachgehen (oben links 3,2). Die Zweisamkeit ist ihr aber doch wichtig genug, dass sie lieber Fussball schaut (unten rechts 2,3) als nicht mit ihrem Partner unterwegs zu sein (unten links oder oben rechts 0,0). Wiederum ist das Spiel symmetrisch, will heissen dass das gleiche für den Mann gilt, nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Wir haben also zwei mögliche Gleichgewichte:
Eine Voraussage wo das Paar den Abend verbringen wird kann man nicht machen. Man weiss aber, dass sie ihn gemeinsam verbringen werden, da die Alternative für beide noch weniger Interessant ist.
Beispiele
Diese Art Spiel wird oft als ‘Koordinationsspiel’ bezeichnet. Häufig wenn Massnahmen, Regeln oder Gesetze koordiniert werden müssen, wird dieses Spiel gespielt. Man trifft solche Situationen zum Beispiel tpyischerweise an, wenn es um gemeinsame Standards geht. Es ist somit sozusagen eines der Lieblingsspiele der EU Politik. Man stelle sich zum Beispiel zwei Länder vor, die einen gemeinsamen Standard für Steckdosen möchten. Die Produzenten von elektrischen Apparaturen würde in beiden Ländern von einem einheitlichen Standard profitieren. Am liebsten wären natürlich den jeweiligen Produzenten der heimische Standard (keine zusätzliche Umstellung nötig). Doch keinen gemeinsamen Standard zu erhalten wäre noch schlimmer. Da muss man sich eben koordinieren. Das Resultat ist häufig, dass zwei solche Spiele gleichzeitig gespielt werden und jede Seite einmal einlenkt. Ich übernehme deine Steckdosen und du meine Standards für Einbauküchen. Diesen Samstag Tannhäuser und nächsten Samstag das Länderspiel.
Bisher in der Spieltheorie-Serie:
Teil I: Gefangenendilemma
Teil II: Feiglingspiel (Chicken)
(1) Manchmal auch einfach mit vertauschten Rollen. Ich glaube aber, dass das nicht wirklich etwas ändert, sondern genau die gleichen Rollenbilder zementiert, da die Vertauschung der Rollen als solche wahrgenommen wird.
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