Der vierte Teil in der Spieltheorie Serie.
Die Geschichte
Die Hintergrundsgeschichte basiert auf einer Parabel in einem Aufsatz von Jean-Jacques Rousseau. Sie ist wohl nicht die kohärenteste, aber wie eben erwähnt handelt es sich auch um eine Parabel. Rousseau dachte im “Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi les hommes” (auf Deutsch in etwa Diskurs zum Ursprung und Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen) über die Natur des Menschen nach. Zwei Jäger lauern im Wald. Zusammen planen sie einen Hirsch zu erlegen. Dies kann ihnen nur gelingen wenn sie kooperieren. Sollte nun aber ein Hase vorbeikommen, könnte jeder von ihnen sich auf die Hasenjagd verlegen. Einen solchen können sie auch alleine erlegen.
Das Spiel
Geht man davon aus, dass beide Jäger Wild zum Abendessen vorziehen, ist es im Interesse beider Jäger sich auf die Hirschjagd zu konzentrieren. Nehmen wir die Perspektive des Jägers A (rot) an. Der Hirsch wäre das beste Resultat (4 für ihn und auch für seinen Gefährten). Ein Hase wäre aber immer noch besser als gar nichts (3), B würde aber bei einem Umentscheiden leer ausgehen (0). Naja und einen einzigen Hasen teilen macht nun noch weniger Spass (1 für beide). In der vertrauten Matrix sieht das dann so aus:
Ein reines Gleichgewicht wäre also in der Hirschjagd zu finden, das dies für beide Spieler das interessanteste Resultat wäre.
Es gibt gute Chancen, dass beide Jäger auf den Hirsch warten werden und somit ein gesamtgesellschaftlich ideales Resultat herauskommt (beide 4, also 8 insgesamt).
Zusatzinformation
Nun hängt alles aber von einigen Grundannahmen ab. Das Spiel habe ich auch schon als ‘Absicherungsspiel’ (Assurance) betitelt gesehen. Es ist im Grunde ein Frage des Vertrauens zwischen den beiden Jägern. Traut man seinem Jagdgefährten nicht, wird man den Spatz in der Hand der Taube vorziehen (oder wohl passender den Hasen vor der Flinte dem Hirsch im Dickicht).
Es stellt sich auch die Frage inwiefern einer der Spieler an relativem Gewinn interessiert ist (nicht unbedingt rational aber menschlich). Das würde die Matrix dann aber verändern und sie würde einem Gefangenendilemma ähneln, da beide an einer Situation interessiert sind, in der man selber nicht kooperiert, der andere Spieler aber schon.
In einer anderen Variante wird angenommen, dass ohne Beute der Jäger verhungert (also statt 0 könnte man eine grosse negative Zahl einsetzen). Dann wird der Jäger vermutlich nicht das Risiko eingehen, seinen Kollegen mit dem Hasen davon ziehen zu sehen, da zu viel auf dem Spiel steht.
Rousseau selber benutzt die Parabel weil er zeigen möchte, dass die Natur des Menschen so ist, dass er immer den Hasen jagen wird, weil er eben nicht kooperiert, obowohl das für alle Beteiligten schlechter ist. Dies entbehrt nicht ganz einer gewissen Ironie, da dieses Spiel als typisches Kooperationsspiel gilt.
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