Heute hat in Rom der Ernährungsgipfel begonnen (offizielle Website), der sich mit den steigenden Nahrungsmittelpreisen auseindandersetzen wird. Ich habe mir den Entwurf für die Schlusserklärung angeschaut und mir ist vor allem ein Paragraph aufgefallen.

Es geht um einen Absatz der eine direkte Verbindung mit den laufenden Verhandlungen in der Welthandelsorganisation (WTO) schafft. Ich habe andernorts schon darauf hingewiesen, dass die Subventionspolitik und der Schutz der Landwirtschaft im Westen vermutlich ihren Anteil am Problem beitragen. Obwohl ich bis jetzt den Eindruck hatte, das würde totgeschwiegen, stellte ich fest, dass sich an dieser Front doch etwas zu bewegen scheint. Die jetzige WTO Verhandlungsrunde (Doha-Runde) wird explizit referenziert. Schliesslich hat man sich für diese als ‘Entwicklungsrunde’ etikettierte Verhandlung sich unter anderem die (westlichen) Agrarsubventionen vornehmen wollen. Da liegt eine Aufnahme am ‘Hungergipfel’ doch nahe.

Die Vorschläge im Resolutionsentwurf sehen wie folgt aus (eckige Klammern markieren in solchen Texten normalerweise nicht-Entschiedenes):

[Members of WTO are urged to ensure rapid conclusion in 2008 of the Doha Development Agenda to establish a more fair and market-oriented international agricultural regime, which will assist developing countries in increasing agricultural production capacity.]

[Members of WTO reaffirm their commitment to the timely and successful conclusion of the WTO Doha development round and reiterate their willingness to reach an ambitious comprehensive and balanced outcome.]

[Implementing an aid for trade package should be a valuable complement to the Doha Development Agenda to build and improve the trading capacity of the developing countries.]

[We urge all member states to show the necessary political will and flexibility to bring about a new trade regime more conducive to food security by encouraging food production and agricultural investments in developing countries. There should be a renewed urgency in concluding the Doha round of negotiations which should address agricultural subsidies and tariffs of developed countries, with a view to helping agricultural development in poor countries.]

Es fällt auf, dass in allen Vorschlägen (bis auf den dritten Vorschlag, der wohl sowieso eher komplementär gedacht ist) immer eine Verbindung gemacht wird zwischen den Verhandlungen und der Krise um die Preise von Nahrungsmittel. Es bleibt abzuwarten, was seinen Weg in die Resolution finden wird und was nicht.

Bei meiner Recherche zum Thema bin ich noch auf die folgende Grafik gestossen, die ebenfalls interessant die Verbindung zwischen Nahrungsmittelpreisen und Welthandel aufzeigt. Die Grafik zeigt den geschätzte Einfluss auf die Handelsbilanz durch die gestiegenen Preise. Die blauen Länder profitieren in ihrer Handelsbilanz von den Preisen, die Roten verlieren (je dunkler desto markanter die Veränderung):

TradeBalance.gif

Quelle: Bild von einer Präsentation an einem Press Briefing des Internationalen Währungsfonds.

Interessant finde ich zu sehen, wer davon profitieren kann. Es scheinen vor allem Länder zu sein, die im grossen Stil produzieren und über viel Fläche verfügen (USA, Kanada, Russland, Brasilien, Frankreich, Australien). Die Hauptleidtragenden findet man vor allem auf dem Afrikanischen Kontinent. Die Grafik zeigt nur den Effekt auf die Handelsbilanz. Man kann nur sehr beschränkte Rückschlüsse ziehen, wie die Bevölkerung betroffen ist. Die Hauptunterscheidung scheint zwischen Netto Exporteuren respektive Importeuren zu sein. Interessant daran ist, was das für die Doha Runde bedeuten könnte und ob dies eine Veränderung der Präferenzen der Verhandlungspartner bedeuten könnte (oder sie nur in ihrer Position bestärkt).