Es ist faszinierend zu sehen, wie sich Baku verändert. Sechs Monate Abwesenheit reichen und plötzlich gibt es Ecken die ganz anders aussehen. Baku profitiert von einem neuen Ölboom und die Stadt riecht überall förmlich nach dem Schwarzen Gold. SUVs überall, teuere westliche Markenboutiquen und frisch renovierte Musik-Brunnen (sehr beliebt im Südkaukasus um das Stadtbild zu polieren).
Mit diesem Ölboom geht auch eine galoppierende Inflation die man überall sieht und spürt ausser in den offiziellen Statistiken. Auch sehe ich wenig von dem Geld in tiefere Schichten tröpfeln, aber ich kenne die genauen Zahlen dazu nicht.
Eine Veränderung ist mir speziell aufgefallen. Während den ersten Besuchen in Baku war nicht zu übersehen, wie chaotisch der Verkehr war. Dieser Eindruck von totaler Anarchie wurde bestärkt durch ein Potpurri von Hupsignalen. Martinshörner, Technobeats und La Cucaracha, es gab nichts, das man nicht durch die Strassen dröhnen hörte. Gehupt wird übrigens immer wenn es sich nicht bewegt und dies ist so ziemlich immer der Fall. Auf Anfrage ob das denn erlaubt sei, wurde mir gesagt, eigentlich nicht, aber das sei irrelevant. Seit meinem letzten Besuch scheint nun die Polizei ihr Musikgehör für dieses Hupkonzert doch verloren zu haben und dem Hörner-Wildwuchs ein Ende zu setzen. Auch parken kann man nicht mehr so kreativ wie auch schon. Der starke Arm des Staates schafft sich nun auch in Bakus Stadtverkehr Geltung. Vermutlich war dies das letzte Gebiet, welches bis vor kurzem nicht vom Staat kontrolliert wurde.
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