Als sonntäglicher Kulturbeitrag möchte ich hier auf einen kurzen Roman hinweisen, den ich häufig scherzhaft als meine erste Reise nach Baku bezeichne.
Ich habe schon früher auf die interessante Figur von Kurban Said (alias Lev Nussimbaum) hingewiesen. Er hat aus seinen Erinnerungen an Baku (er musste es wegen der Oktoberrevolution als Teenager verlassen) einen Roman geschrieben mit dem Titel „Ali und Nino”. Dieser ist zuerst auf Deutsch erschienen (damals nicht unter seinem Namen oder seinem Synonym).
Der Stoff ist eine simple Romeo und Julia Liebesgeschichte zwischen einer Georgierin und Christin namens Nino (ein typischer Georgischer Frauenname) und einem muslimischen Azeri gennant Ali. Es schimmert aber viel Kaukasus durch und gibt einen Einblick in das multikulturelle Baku des ersten Ölbooms. Schwerer zu verstehen sind dagegen die vielen Widersprüche, die mir erst bei der Lektüre der Bibliographie von Kurban Said klarer wurden. Sehr viel hängt wohl mit der eigenen Identitätssuche zusammen, eines jungen Mannes, der dieses Baku vieler Kulturen verlassen musste, von der Türkei nach Paris floh, um dann in Deutschland kurz eine neue Heimat zu finden, um dann in den dreissiger Jahren auch diese wieder zu verlieren. Jedes Mal musste er fliehen, weil seine Herkunft einem totalitären Regime nicht passte.
Ich hatte hier mal eine „Ali und Nino” Führung mit dem Stadtführer Fuad, der Tom Reiss, der Verfasser von Saids Biographie, zu seinen Recherchen inspirierte. Es wurde mir erst da bewusst, wie viel von Baku in diesem Buch steckt. Es wird sogar behauptet, dass CIA Agenten die in Baku operierten, dieses Buch als Pflichtlektüre hatten bevor sie losgeschickt wurden.
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