Er ist überall zu sehen. Es gibt kein Entkommen. Wie der grosse Bruder hängt er an jeder Wand, in jedem Geschäft und in jedem Restaurant. Anders ist nur, dass er häufig nicht alleine ist.
Die Rede ist vom jetzigen Präsidenten Aserbaïdschans, Ilham Aliyev. Es gibt natürlich auch überall Fotos von seinem Vater Heydar, der wohl viel mehr als sein uncharismatischer Sohn, vom den Azeri verehrt wird. Interessant finde ich die offiziellen Fotos mit Vater und Sohn, die überall auf riesigen offiziellen Plakatwänden angebracht sind. Interessant wegen der offiziellen Botschaft die transportiert werden soll.
Zum Beispiel gibt es das Plakat mit Vater und Sohn, Senior leicht hinter dem Sohn stehend. Auf einem anderen Bild sieht man den älteren dem jüngeren etwas erklären oder zeigen, dieser interessiert zuhörend, aber durchaus mit einem Hauch von Unabhängigkeit und Skepsis. Eine andere häufige Abbildung zeigt Heydar auf Ilham blickend, mit Stolz aber auch einer gewissen Distanz, der jetzige Präsident steht auf dem Bild näher zum Betrachter. All dies gibt es in Bilderrahmen, auf Teppichen, auf Tellern und als vergoldetet Büsten (1).
Der verherrlichte Vater soll wohl der Regierung des Sohnes Legitimität verleihen. Meine erste Reaktion auf diese Ikonographie war, dass diese ständige Berufung auf den Vater eigentlich die Legitimität des Präsidenten untergräbt, da er anscheinend nur über seinen Vater als Präsident definiert werden kann. Der Vater als Überfigur wäre dann der wirkliche Präsident. Dies scheint aber eine tendenziell republikanisch geprägte Sicht zu sein und für eine Mehrheit hier wird die Legitimität wohl über die Blutbande von Vater auf den Sohn übertragen.
Ich kaufe mir trotzdem keinen Teppich.
Bild: Keine Sorge, dein Vater steht hinter dir. Ilham Alyiev vor einem Poster seines Vaters Heydar
(1) Ok, ich gebe es zu, Vater und Sohn in Kombination gibt es natürlich nicht als Büste. Die beiden einzeln und vegoldet habe ich aber gesehen. Weg mit Mozart vom Piano, kann ich da nur sagen bei einer solchen Alternative.
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