Der Krieg in Georgien um Südossetien könnte den Amerikanischen Präsidentenwahlkampf mitbeinflussen. Vermutlich hat dieser sogar eine Rolle gespielt in den Entscheidungsprozessen die zur Eskalation führten.
Liest man so die Analysen, könnte man meinen ein neuer Kalter Krieg wird herbeigeschrieben. Man sollte jedoch mit solchen Urteilen vorsichtig sein bevor sich der Pulverdampf gelegt hat. Georgien kann genau so schnell wieder in Vergessenheit geraten wie es plötzlich die Schlagzeilen dominierte.
Das Aufholen von McCain in den Umfragewerten und das Zusammentreffen mit der russischen Offensive is auch andernorts in der Blogosphäre aufgefallen. In der jetztigen Konstellation ist es durchaus plausibel, dass sich die Republikaner von einer gespannten Atmosphäre auf der Weltbühne einen Vorteil erhoffen. McCain hat sich auch sofort auf das Thema gestürzt und uns alle zu Georgiern deklariert.
Wie ich schon in meiner ersten Reaktion zum Ausdruck gebracht habe, ist es mir nach wie vor ein Rätsel, warum Georgier den ersten bewaffneten Zug gemacht haben. Entgegen dem häufig geäusserten Torschluss-Panik-Argument, glaube ich, dass gerade weil sich die Administration Bush am Verabschieden ist, es ein enormer Fehler war auf die Provokationen einzugehen (Stichwort ‘Lahme Ente‘). Ich vermute sogar nicht zuletzt genau deswegen provozierten die Russen in den letzten Montaten regelmässig die Georgier. Die georgische Seite war wohl (naiverweise) überzeugt, dass man die Unterstützung des Westens und allen voran der USA auf sicher hat. Es würde mich nicht erstaunen, wenn die Bush Administration vom Vorhaben Georgiens wusste und zumindest nichts unternahm um sie davon abzuhalten oder gar zweideutige Signale aussendete. Vielleich hat sie sogar aktiv bis zu einem gewissen Grad die georgische Regierung zu solche Schritten ermuntert.
Damit keine Missverständnisse aufkommen und hier plötzlich irgendwelche Verschwörungstheoretiker auftauchen: Ich behaupte nicht, dass der Krieg in Georgien ein US Wahlkampfmanöver war (so berechenbar funktioniert Aussenpolitik vermutlich nicht). Ich sehe jedoch darin durchaus einen möglichen Faktor (unter vielen) in diesem geopolitischen Puzzle.
Sollten die Republikaner die Wahl gewinnen, wird diese Verschwörungstheorie jedoch garantiert die Runde machen (schon im ersten Irakkrieg wurde behauptet die USA hätten Saddam grünes Licht gegeben). Aber auch da würde gelten, was damals schon galt: Selbst wenn es von den USA orchestriert gewesen wäre, müsste man trotzdem der georgischen Regierung eine gewisse Schuld zusprechen und sei es bloss, naiv genug gewesen zu sein, um in die Falle zu tappen. Die USA haben schliesslich nicht immer mit Loyalität geglänzt in der Geschichte (oft zum Glück, muss man sagen).
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