Nicht nur bei Kritisch Gedacht wird über Werbung gerätselt. Anfangs dieser Woche habe ich einer Zeitschrift dieses Inserat gefunden. Ich kann nicht sagen warum, aber das Bild fasziniert mich.

kruzifix.png

Grotesk, komisch, provozierend, unheimlich, skurril, makaber, ironisch, sind alles Wörter die das Bild irgendwie beschreiben (oder aber irgendwie auch nicht). Es gibt mir fast ein wenig das Gefühl auf eine Unfallszene zu starren. Es ist als ob eine eigentlich grausige Repräsentation an die man sich gewöhnt hat und daher ihren abstossende Wirkung verloren hat, durch die Zerstörung wieder an Realtiätsnähe zurückgewonnen hat und dies obwohl sie weniger explizit ist als zuvor. Seltsam wie wir auf ein Stück Holz reagieren können.

Das leicht veränderte Bild (ich vermute da stand vorher nicht PAF) zeigt den arg in Mitleidenschaft gezogenen Kruzifix der Bergkirche Rheinau (Schweiz). Die Kirche ging 2004 nach einem Blitzschlag in Flammen auf und wurde inzwischen wieder renoviert (1).

Soweit ich das beurteilen kann handelt sich um eine Werbung für eine Jazzformation mit dem Namen Plastic Art Foundation (PAF). Als Belohnung ür die funktionierende Werbung sei deren Seite nun hier verlinkt.

(1) Der Zyniker in mir wird unweigerlich an ein Zitat von Doug McLeod erinnert: “I still say a church steeple with a lightening rod on top shows a lack of confidence”

Kommentare (1)

  1. #1 Dr. Konrad Yona Riggenmann
    Curitiba, Brasilien
    September 26, 2016

    Zyniker sind nicht Sie, Herr Ali Arbia, sondern die Leute, die nach Auschwitz noch das furchtbare Symbol in staatlichen Klassenzimmern und Kindergärten aufhängen, obwohl der dänische Protestant Sören Kierkegaard schon1850 sehr sensibel und eindringlich erklärte, wie es als Lerngerät zum Judenhass wirkt: Ganz natürliches kindliches Mitleid mit dem unschuldigen Opfer der Römer verwandelt sich in Strafzorn gegen die angeblichen Täter, die Juden. “Sechs Millionen Kreuzigungen”, wie es der tausendfache Judenretter Papst Johannes XXIII. sehr klar ausdrückte, verdankten sich zwischen 1938 und 1946 diesem “faszinierenden”, weil brutalstmöglichen Gottesbild – zu schweigen von all dem Blutvergießen, das vom ersten Kreuzzug anno 1095 bis Gaza 2014 aus dem Eindruck des blutenden Kreuzesopfers entsprang. Ich hoffe, das PAF-Kreuz mit den ausgerenkten, angenagelten Armen regt ein paar Leute zum Nachdenken an. Danke, Herr Arbia.