Von Panda- und Orchesterdiplomatie habe ich schon berichtet. Auch über Käsediplomatie habe ich schon geschrieben. Nun aus aktuellem Anlass: Fussballdiplomatie.
Wegen eines WM Qualifikationsspiels ist heute zum ersten Mal seit Armeniens Unabhängigkeit ein Türkischer Staatschef zu Besuch gekommen. Dies ist beeindruckend, sind die Beziehungen zwischen den beiden Staaten doch sehr gespannt wegen der Frage der Qualifizierung der an Armeniern begangenen Massakern während des Ersten Weltkrieges (1915). Wie das so ist mit Gesten, über den Besuch wurde nun überall berichtet. Ich möchte hier noch etwas mehr Hintergrund liefern, warum gerade jetzt Fussball die beiden Völker verbinden soll.
Die Geste hängt vermutlich auch mit dem Krieg in Georgien zusammen. Das selbstbewusstere Auftreten Russlands auf der Weltbühne schafft neue Verhältnisse. Die Türkei grenzt an Armenien und Georgien und ist kulturell eng mit Aserbaïdschan verbunden. Die Grenze zu Armenien ist jedoch geschlossen (so geschlossen zumindest wie Grenzen sein können). Wäre diese offen, würde das neue Handelsrouten (und Öltransportrouten) eröffenen. Russland wickelt einen bedeutenden Teil seines Handels ebenfalls via Bosporus ab. Armenien bezog bis vor kurzem ein Grossteil seiner Waren via georgische Häfen die nun nicht mehr so verlässlich scheinen. Die Türkei ist ausserdem das Eingangstor für aserisches Erdöl.
Nun sieht die Türkei eine neue regionale Rolle und tourt mit der Idee einer “Kaukasus Stabilitäts und Kooperationsplatform” mit dem Ziel einer neuen Art von Krisenmanagement in der Region. Dafür müssen aber natürlich die Konflikte mit Armenien angepackt werden. Wer weiss, vielleicht kommt so doch noch was gutes aus diesem Krieg für die Region. Eine neue Art von Krisenmanagement ist bestimmt nicht Fehl am Platze im Südkaukasus.
Wie weit der Weg noch ist, hat man aber trotz aller Fussballfreundschaft auch feststellen können. Die türkische Nationalmannschaft wurde von den armenischen Fans ausgebuht.
Ach ja bevor ich es vergesse: Das türkische Team hat das Spiel übrigens mit 2:0 für sich entscheiden können.
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