Am Freitag Abend (2 Uhr am Samstag MEZ) werden sich John McCain und Barack Obama in einer Fernsehdebatte gegenüberstehen. Das Thema wird Aussen- und Sicherheitspolitik sein. Welchen Einfluss wird diese Debatte haben?
Es ist ein medialer Allgemeinplatz zu analysieren wer nun einen besseren Eindruck hinterlassen konnte in der Debatte. Das journalistische Klischee will es, dass man einräumt, dass es nicht so wichtig ist, wie die Kandidaten sich schlagen, sondern wie die Medien deren Leistung anschliessend beurteilen (als kleiner Nebeneffekt betont man die eigene Bedeutung im Wahlkampf) (1).
Gibt es aber tatsächlich Belege dafür, dass diese Debatten die Wählermeinung beeinflussen? Die erste Fernsehdebatte fand 1960 zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon statt. Dies wird normalerweise als Beispiel genannt, da Kennedy die Wahl sehr knapp gewann. Dieser Sieg wurde dem schwachen Auftritt Nixons zugeschrieben, der schlecht geschminkt und gekleidet und sich von einer Knieoperation erholende neben dem jugendlich wirkenden Kennedy fahl und blass rüber kam. Tatsächlich behaupteten Radiohörer Nixon hätte die Debatte für sich entscheiden können, Fernsehzuschauer hingegen nannten Kennedy als Sieger. Hier ein paar Minuten aus dieser TV Debatte 1960:
Doch dies ist die Analyse von ‘Kommentatoren’ und meines Wissens wurde keine systematischen Untersuchung vorgenommen. Aus dem zeitlichen Zusammentreffen der Wahlniederlage und der Debatte zu schliessen, dass Kennedy aufgrund des Fernsehduells die Präsidentschaft erringen konnte, ist wohl etwas voreilig und vermutlich ein typischer cum hoc ergo propter hoc Denkfehler.
Tom Holbrook ein amerikanischer Politikwissenschaftler hat dazu einen interessanten Blogeintrag geschrieben (via). Holbrook sagt, dass die Debatten schon deshalb wenig Einfluss haben, weil sie relativ spät im Wahlkampf stattfinden und die ersten (und damit wichtigsten) Meinungen schon gemacht sind. Holbrook benutzt anschliessend eine Zusammenfassung von Umfrageergebnisse verschiedener Institute. Für jeden Wahlkampf seit 1988 hat er damit eine Grafik erstellt und den Zeitpunkt der Debatten eingetragen.
Graphik von Election ’08: Data and Pictures mit freundlicher Genehmigung von Tom Holbrook.
Auf den ersten Blick sieht es zwar so aus, als ob einige der Debatten einen Einfluss gehabt haben könnten. Doch der erste Blick täuscht vermutlich, da auf der Senkrechten die Skala meist nur etwa 10 Prozentpunkte zeigt. Die effektiven Zugewinne respektive Verluste waren also gering wie der Tabelle unten entnommen werden kann. In dieser Tabelle sieht man die Veränderung von einer Woche vor der Debatte zum Stand eine Woche danach. Auch ein kombinierter Effekte aller Debatten in einem Wahlkampf fördert keinen grossen Effekt zu Tage (letzte Spalte in der Tabelle).
Tabelle von Election ’08: Data and Pictures mit freundlicher Genehmigung von Tom Holbrook.
Trotzdem wird man vermutlich wieder die selben Weisheiten wie alle vier Jahre hören (schliesslich ist es wie alle vier Jahre die ‘wichtigste US Präsidentenwahl aller Zeiten’). Trotzdem wird die Debatte wohl wenig ändern. Vielleicht wird das knappe Rennen nun noch etwas knapper, oder etwas weniger knapp. Entschieden wird es kaum (2).
(1) Wir erinnern uns alle an Bush der die Debatten ‘gewann’, weil anschliessend die einhellige Meinung war, dass er sich wider den Erwartungen nicht blamiert hat. Low Expectations halt. Darum versuchen die Strategen vor den Debatten auch immer die Erwartungen tief zu halten.
(2) Vorausgesetzt natürlich keiner der Kandidaten begeht einen Riesenschnitzer in der TV Debatte.
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