In der NZZ gibt es eine Rubrik die unter dem Titel ‘Aus der Nachbarschaft‘ über Liechtenstein berichtet. Das Verhältnis zwischen dem Zwerg Schweiz und dem noch kleineren Liechtenstein sorgte schon immer für Kurioses. Eine weitere solche Meldung wurde am Wochenende in den Schweizer Medien herumgereicht. Exklusiv für die Deutschen Leserinnen und Leser gibt es jetzt also neues aus der Nachbarschaft ihrer Nachbarschaft.
Eigentlich ist Liechtenstein fast schon eine Schweizer Kolonie (1). Man benutzt die Schweizer Währung und hat eine Zollunion mit der Schweiz (unsere eigene kleine EU). Nur das Eisenbahnsystem wird von dieser anderen regionalen Grossmacht Österreich bedient. In den meisten Ländern werden die Interessen Liechtensteins von helvetischen Botschaftern wahrgenommen.
Dies führt zu Kuriositäten und manchmal gar zu Staatskrisen wie als man damals den EWR Entscheid im Fürstentum mit dem der Schweiz zu koordinieren versuchte. Dies gilt besonders wenn internationale Politik ins Spiel kommt. So berichteten Schweizer Medien am Wochende, dass dank dem Schengener Abkommen, welches das Suspendieren von Grenzen zum Ziel hat, nun die Grenzkontrollen mitten in Europa verstärkt werden müssen. Liechtenstein hat zwar den Schengenvertrag ebenfalls unterschrieben muss aber noch auf die Ratifizierung durch die EU warten. Somit wird Liechtenstein zur Schengen-Aussengrenze (ich zweifle, dass diese eine korrekte Verwendung des Wortes ‘Aussen’ darstellt). Bis zum Schengenbeitritt Liechtensteins wurden nun Übergangslösungen gefunden: Einseitige Anerkennung von Schengen-Visa durch Liechtenstein, Installation von Überwachungskameras durch die Schweizer an der Grenze und eine engere Zusammenarbeit der zuständigen Behörden wird angestrebt. All dies wird wohl während etwa einem Jahr beträchtliche Mehrkosten bringen, aber eine Schengen-Aussengrenze bleibt eine solche, auch wenn sie im Herzen Europas liegt und nur temporär ist.
Aber unsere Beziehungen mit dem Fürstentum überlebten schon ganz andere Stürme. Wir Schweizer sind sogar schon mit unserer Armee wiederholt in Liechtenstein einmarschiert (so zuletzt geschehen im März 2007) und haben das Ländle auch schon mit Artillerie beschossen. Nun werden wir wohl auch noch ein Jahr lang aufpassen können, dass niemand aus Liechtenstein ausbricht.
(1) Natürlich ist Liechtenstein ein souveräner Staat. So souverän wie man eben als Staat mit 35’000 Einwohner sein kann.
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