Die erste Debatte der Präsidentschaftskandidaten hat schon stattgefunden. Die Strategen und Wonks starren gebannt auf die regelmässig publizierten Umfragen und Sarah Palin hat schon ihr viertes Interview gegeben. Häufig wird vergessen, dass zum Missfallen der Wahlkämpfer die Stimmabgabe für viele Wahlberechtigte schon begonnen hat.
Wie auch in vielen Ländern hier in Europa gibt es in den USA die Möglichkeit einer frühzeitigen Stimmabgabe. 34 Staaten erlauben eine solche vorgezogenen Stimmabgabe (drei jedoch nur mit Begründung). Das Informationszentrum des Reed Colleges zur vorgezogenen Stimmabgabe schätzt, dass bei dieser Wahl ein Drittel aller Wählenden die Stimme vor dem eigentlichen Wahldatum abgeben wird (in 2004 waren es noch 20%). Diese Zahlen bereiten natürlich einem Kampagnenmanager Kopfschmerzen. Mann kann nicht kurz vor dem Wahltag das Werbefeuerwerk mit einem Schlussbouquet abschliessen, sondern müsste eigentlich konstant auf Maximum fahren. Dies ist im Anbetracht von begrenzten Finanzmitteln jedoch nicht möglich.
Das zeitliche Verstreuen der Stimmen kann aber auch seine Vorteile haben. So vermutet man zum Beispiel, dass die Meldung kurz vor den Wahlen im Jahre 2000, dass George W. Bush verhaftet wurde wegen Fahren unter Alkoholeinfluss nicht mehr den Effekt haben konnte, den man eigentlich hätte erwarten müssen. Es wird vermutet, dass die frühzeitige Stimmabgabe im Moment vor allem Obama nutzen könnte. Erstens weil viele junge Wählerinnnen und Wähler eher Obama unterstützen und bei denen weniger darauf vertraut werden kann, dass sie an dem einen bestimmten Tag an die Urne gehen werden. Zweitens, weil er in vielen wackligen Staaten im Moment in Führung ist und diesen Vorsprung nach den Debatten vermutlich auch noch ausbauen konnte. Dies gilt natürlich nur, wenn angenommen wird, dass diese Frühwählenden repräsentativ sind (was mir alles andere als offensichtlich erscheint).
Dank dem Economist können wir nun auch als nicht US Bürgerinnen und Bürger ‘mitwählen’. Das Magazin hat ein Electoral College (also eine spezifische Zahl an Wahlmänner ungefähr proportional zur Bevölkerung) für jedes Land definiert und man kann dort nun seine Stimme abgeben. Wie zu erwarten ist Obama in dieser nicht-repräsentativen globalen Umfrage (mit noch sehr tiefer Stimmenzahl) deutlich in Führung, zum Beispiel in Deutschland mit 85%, in Österreich mit 89% und in der Schweiz mit 85%. Wahrscheinlich sind es aber vor allem Rucolaesser die den Economist in den USA lesen. Im Moment führt Obama sogar dort mit 79% in dieser Umfrage. So sind sie halt, die Umfragen im Netz.
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