In Anbetracht der Finanzkrise in den USA und der Reaktion der Märkte darauf wurde viel über vermeintlichen Ursachen geschrieben. Ich spiele hier des Teufels Advokaten anstatt in den Chor der vielen einzustimmen und einfach gegen ‘Spekulanten’ und die ‘Gier an der Wall Street’ zu wettern. Hier der Versuch einen Denkanstoss wider den Klischees zu geben, dies in Form von ein paar (vielleicht provokativen) Thesen.
Der Paulson Plan muss umgesetzt werden
Es ist zwar äusserst unbefriedigend, dass die Banken für ihr Verhalten nicht die Zeche zahlen müssen. Die Folgen des nicht-Handelns wären aber vermutlich gravierender.
Die Ablehnung durch die US Politiker geschah wider besseren Wissens
Weil die Politikerinnen und Politiker wissen, dass der Plan zwar notwendig ist aber der ‘Mann auf der Strasse’ die Folgen des Zusammenbruchs noch nicht spürt und die Folgen nicht einschätzen kann. Er würde dies aber bei einem vollständigen Zusammenbruch schon zu spüren kriegen. Selbst wenn man akzeptiert, dass die Krise auf den Finanzmarkt beschränkt bleiben könnte, will man wirklich den Zusammenbruch des Finanzsystems riskieren? Keine der beiden Parteien will sich die Finger verbrennen, obwohl alle wissen, dass es notwendig ist.
Börsen Blasen sind nur teilweise irational
Am Anfang des Bildens einer Blase mag eine Irrationale Handlung oder Fehleinschätzungen stehen. Ist die Blase aber am steigen, ist es durchaus rational von dieser zu profitieren zu versuchen. Man muss nur versuchen vor dem Platzen auszusteigen. Das können aber per Definition nicht alle (das ist eben das ‘Platzen’). Man kann also auf rationaler Basis von einer Börsen Blase profitieren, ohne dass man deren Existenz verneinen muss.
Die Banken waren nicht von Gier getrieben sondern einfach naiv
Die Banken werden angegriffen, sie hätten aus Gier gehandelt. Vielleicht war es einfach Dummheit. Schliesslich ist man meist nicht bewusst ein spezifisches Risiko eingegangen sondern hat das Risiko falsch eingeschätzt. Man könnte argumentieren dass Unwissenheit im Gegensatz zu Glückrittertum die Schuld vermindert.
Managerlöhne haben nichts zur Sache
Man mag diese für überhöht halten (was ich tue) oder nicht. Mit der gegenwärtigen Krise haben sie nichts zu tun und es ist reiner Populismus diese bei der Lösung der Krise ins Spiel zu bringen.
Wirtschaftswissenschaftler haben es schon lange gesagt, es wollte nur niemand hinhören
Viele Wirtschaftswissenschaftler haben vor dem Platzen der Blase gewarnt. So hat zum Beispiel der Economist schon auf seinem Titelblatt im März des letzten Jahres auf Probleme hingewiesen (und dies nicht zum ersten Mal) und Krugmann hat in seinem Blog schon 2005 gewarnt.
Überreaktionen der Märkte können in beide Richtungen stattfinden
Wenn man den Märkten die Irrationaliät zugesteht, dass die Preise vieler Wertschriften höher waren als ihr realer Wert muss man auch den Umkehrschluss akzeptieren. Vielleicht sind jetzt viele Firmen auf Grund einer Panik unterbewertet. Dies würde staatliche Interventionen rechtfertigen.
Ich hoffe unter den obigen Thesen finden sich ein paar interessante Denkanstösse (und keine all zu groben Ökonomischen Dummheiten).
P.S.: Viele finden hier her auf der Suche nach Erklärungen was eigentlich genau passiert. Ich bereite eine Art häufig gestellte Fragen zur Finanzkrise vor (ohne wirklich ein Spezialist zu sein). Fragen sind hier in den Kommentaren willkommen.
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