Chris hat auf die Verleihung des Ig-Nobelpreises hingewiesen. Der Preis soll Arbeiten ehren, ‘die einem zuerst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen’. Bei einer der dieses Jahr ausgezeichneten Arbeiten erinnerte ich mich, in der Presse schon darüber gelesen zu haben. Der Versuch war zugegebenermassen ungewöhnlich, aber die Idee ausserordentlich kreativ.
Es geht um die Arbeit die den Preis in Ökonomie erhielt und untersuchte, ob das Einkommen von Stripperinen im Zusammenhang mit ihrem Zyklus variiert (einen zusammenfassenden Artikel zur Arbeit im Econcomist findet man hier) (1). Dies mag auf den ersten Blick komisch wirken, ist aber eine durchaus innovative Versuchsanordnung.
Hintergrund ist die Hypothese, dass zwischen Männern und Frauen ein evolutionärer Wettkampf stattfindet. Die Frau versucht zu verschleiern, wann sie fruchtbar ist, damit ausserhalb dieser Phase, der Mann nicht versucht sein Genmaterial in der fruchtbaren Fremde zu verbreiten. Männer hingegen sollten gemäss dieser Hypothese als Antwort darauf die Fähigkeit entwickeln, feststellen zu können, wann die Frau fruchtbar ist, um eben gerade tun zu können, was die Frau zu verhindern versucht. Eine Art evolutionäres Wettrüsten zwischen Verschleierung und Detektion würde stattfinden. Aber wie untersucht man dies?
Die Autoren Miller, Tybur und Jordan beschlossen zu tun, was Ökonomen in solchen Fällen immer tun: Sie gingen in eine Striptease Bar und verfolgten den Geldfluss. 18 Stripperin führten für die Wissenschaftler ein Logbuch über ihre Einnahmen (‘Trinkgelder’ da es in New Mexico illegal ist, für solche Dienstleistungen einen Lohn zu bezahlen) über einen Zeitraum von 60 Tagen.
Die Resultate scheinen die Hypothese zu bestätigen. Während des Eisprungs lag das Durchschnittseinkommen pro Schicht bei 335 USD. Während der Zeit als die Tänzerinnen ihre Tage hatten (also nicht fruchtbar waren) verdienten sie im Schnitt nur 185 USD also beträchtlich weniger (darin irrt übrigens die zusammenfassende Überschrift die Chris dieser Arbeit gegeben hat). Dies entspricht ungefähr dem Durchschnittseinkommen pro Schicht der Tänzerinnen die während der ganzen Zeit die Pille einnahmen.
Die untersuchte Gruppe ist wohl etwas klein um klare Schlüsse aus der Untersuchung zu ziehen. Auch kann ich mir andere Kausalitäten vorstellen, warum die Einnahmen der Stripperinnen entsprechend variierten. Schliesslich haben Hormone auch einen Einfluss auf die Stimmungslage und die Pille bedeutet vermutlich in vielen Fällen, dass die Tänzerin in einer festen Beziehung lebt, was ebenfalls die Motivation beeinflussen könnte. Trotzdem finde ich die Idee, die Hypothese so anzupacken, kreativ.
(1) “Ovulatory Cycle Effects on Tip Earnings by Lap Dancers: Economic Evidence for Human Estrus?” Geoffrey Miller, Joshua M. Tybur, Brent D. Jordan, Evolution and Human Behavior, vol. 28, 2007, pp. 375-81.
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