Soeben wurde bekannt gegeben, dass Paul Krugman den Nobelpreis für Wirtschaft erhalten hat. Krugman ein Begründer der “New Trade Theory” hat aber neben seinem interessanten Werk in der Handelstheorie sich auch politisch stark engagiert und ist ein fleissiger Blogger.
Der politisch nach links lehnende (‘links’ in einem amerikanischen Sinn des Wortes) schreibt ein Blog für die New York Times (The Conscience of a Liberal) und ist vor allem durch seine Kritik an der Administration Bush (er steht den Clintons nahe) einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden
Sein Werk zur Handelstheorie mündet in einem Standard-Lehrbuch (durch das auch ich mich kämpfen durfte) International Economics Theory and Policy. Einer seiner wichtigsten Beiträge ist das einbringen der Skalenökonomie (Economies of Scale) in die Handelstheorie generell und im Speziellen im Kontext eines monopolistischen Wettbewerbs.
Skalenökonomie bedeutet, dass in grösseren Mengen billiger produziert werden kann. Für den internationalen Handel ist dies unter anderem relevant, weil sich durch Freihandel auch neue Märkte eröffnen und somit auch Potential für solche Economies of Scale ergibt. In einem monopolistischen Wettbewerb agieren Firmen bei der Optimierung der Produktionsmenge wie ein Monopolist, ohne wirklich ein solcher zu sein. Diese Annahme macht Sinn, wenn die Produkte nicht ganz einfach mit einem anderen zu substitutieren sind. Ein Baumwoll T-Shirt mag einfach mit einem anderen Baumwoll T-Shirt zu ersetzen sein, aber wenn Marke X gerade als modisch gilt, reagiert die Nachfrage langsamer auf Preisdifferenzen. Oder ich mag Schokoriegel Y einfach besser als Z, esse aber doch lieber Z wenn dieser 40% billiger ist. Krugman hat genau diese Konzepte in die Handelstheorie eingebracht.
Die Preisverleihung an Krugman ist bestimmt auch politisch zu verstehen. Ein Zeichen in erster Linie gegen die Bush Administration und vieles wofür sie ideologisch steht. Dies scheint mir umso deutlicher, da dies der einzige Preis ist, der dieses Jahr über den grossen Teich in die USA geht.
Krugman hat übrigens auch viel Humor. Eine klassisches (sehr altes) Paper von ihm aus dem Jahre 1978 trägt den Titel ‘Interstellare Handelstheorie‘ (‘The Theory of Interstellar Trade’) . Er untersucht darin, wie sich die Tatsache, dass man für interstellaren Handel mit nahezu Lichtgeschwindigkeit reisen müsste, auf die Handelstheorie auswirkt. Die Kombination von Relativitätstheorie und Handelstheorie sozusagen. Dieses Problem stelle sich glücklicherweise nicht beim interplanetarischem Handel wo die normale Handelstheorie zum Zug kommt. Er selbst sagt in dem lesenswerten Paper:
It should be noted that, while the subject of this paper is silly, the analysis actually does make sense. This paper, then, is a serious analysis of a ridiculous subject, which is of course the opposite of what is usual in economics.
Auf Deutsch:
Es sollte beachtet werden, dass das Thema dieses Artikels eine Blödelei ist, die Analyse jedoch Sinn macht. Dieser Artikel ist also eine ernste Analyse eines lächerlichen Themas, was genau das Gegenteil ist von dem was in den Wirtschaftswissenschaften üblicherweise gemacht wird.
Kommentare (3)