Auf BBC 4 gibt es einen Podcast ‘Thinking Allowed‘ der sich einmal wöchentlich mit sozialwissenschaftlichen Forschungsergebnissen beschäftigt. Da hier bei zoon politikon und anderswo doch viel Journalistenschelte betrieben wurde (gegen die sich Jürgen teilweise zurecht wehrt) möchte ich auf die letzte Episode hinweisen in der die interessante These diskutiert wurde, dass die Medien ihre Aufgabe sehr gut wahrnehmen, sich dabei aber nicht beliebt machen.
Der Moderator hatte zwei Gäste im Studio: Michael Schudson, Autor eines Buches mit dem Titel Why Democracies Need an Unlovable Press und Rachel Gibson, Professorin für Politikwissenschaften an der University of Manchester.
Schudsons These ist, dass vieles, das den Medien wegen ihrer Politikberichterstattung vorgeworfen wird, Journalistinnen und Journalisten zwar ins Kreuzfeuer der Kritik geraten lässt, aber gleichzeitig essentiell für eine funktionierende Demokratie sei. In der Sendung wurden vor allme drei Elemente angesprochen: Das Hochspielen von Ereignissen, die Personalisierung von Politik und der Fokus auf Konflikte. In seinen Augen funktionieren die Medien so als eine Art Vergrösserungsglas. Wenn etwas falsch läuft wird das aufgebläht und verstärkt, so dass die Politik gezwungen ist zu reagieren. Die Personalisierung sei ein gutes Mittel um ansonsten langweilige Themen einem grösseren Publikum nahe zu bringen.
Ich habe zum ersten Mal von Schudsons Buch gehört und es nicht gelesen. Ich finde die Thesen zwar nicht Intuitiv aber seine Argumente oft überzeugend. Was mich hingegen etwas überraschte, ist die implizite Annahme, dass die Medien-Endverbraucher als passive und nicht sehr mündige Subjekte sind. Wer wählt denn eigentlich in dieser Sicht der Dinge: Die die die Themen auswählen oder die die sie sozusagen in den Rachen gestopft kriegen? Vielleicht klärt sich die Frage im Buch, falls nicht, orte ich dort ein gewaltiges Problem.
Gibsons Forschungsgebiet ist die Nutzung neuer Medien in politischen Kampagnen. Erfrischenderweise und trotz mehrerer Versuche des Moderators dies von hier zu hören, wiederholte sie nicht den Hype, dass das Internet heute Wahlen entscheidet oder in Zukunft entscheiden wird und das Obama sozusagen die Internetkampagne erfunden hätte. Interessant fand ich die Feststellung, dass durch die Einnahme vieler kleiner Spenden (und zwar sehr erfolgreich bei Obama) sich eine Demokratisierung der Wahlkampffinanzierung bemerkbar macht. Bei der Kritik an den teueren Wahlkämpfen in den USA wird auch oft vergessen, dass es um Geld geht, das von privaten zu genau diesem Zweck gespendet wird. Das Demokratisierungs-Argument gilt gemäss Gibson auch für YouTube und Co. die nicht nur neue Kommunkationswege für die Kandidaten eröffnen sondern eben auch eine gewisse Demokratisierung der Kommunikation bringen. Anders ausgedrückt, auch ein dummer Palin-Clip hatte oft eine ernsthafte Botschaft im Kern.
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