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Im Zweiten Weltkrieg plante die Schweiz den Rückzug in ein alpines Befestigungssystem im Falle eines Einmarsches. Diese Symbolik der Berge für die Wehrhaftigkeits und Schutz blieb auch während des kalten Krieges bestehen. Die Resultate dieses Irrsinns existieren nach wie vor.

Eine Pflicht existiert, eine Schutzanlage zu bauen respektive für einen Platz zu bezahlen wenn man dies nicht tut (diese Regelung soll übrigens beibehalten werden). Man machte daraus schon fast eine Kunstform. Dies sieht man zum Beispiel auf Fotos von als Chalet getarnte militärische Bauten. Die Schweiz ging noch weiter. Eines der Denkmäler für dieses Denken ist der Sonnenberg-Tunnel, der vermutlich weltgrösste Nuklearbunker.1

Es handelt sich um einen Strassentunnel, der im Ernstfall als Bunker hätte verwendet werden. 20’000 hätten darin Platz finden sollen, riesige Luftfilter hätten für Frischluft gesorgt, ein Operationssaal und Arrestzellen (siehe Bild) standen zur Verfügung. Eine beeindruckende Ingenieursleistung aber überlebenstechnisch wohl eher ein

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Beruhigungsmittel als effektiver Schutz. Als man einmal die vier 1.5 Meter dicken und je 350 Tonnen schwere Türen testete, brauchte es zwei Tage um sie zu schliessen. Man musste wohl hoffen, dass die Sowjets im Falle eines Nuklearschlages den Anstand gehabt hätten, diesen anzumelden. Geschlossen hätte sie einer Explosion von einer Megatonne in einer Kilometer Entfernung standhalten können (fast 70 mal die Sprengkraft von Little Boy auf Hiroshima). Ich zweifle am Nutzen einen globalen Nuklearkrieg in einem Bunker zu überleben (Dr. Strangelove lässt grüssen). Irgendwie erinnert mich das alles an die vielen idiotischen Sicherheitsmassnahmen die im Zuge der grassierenden Terrorismuspanik überall ergriffen werden. Zwar nicht effektiv aber der Plazeboeffekt für die verängstigten Massen heilligt die Mittel.

Der Sonnenberg Tunnel hat inzwischen eine Website und man kann ihn im Rahmen von Führungen besuchen.

1 Genau genommen sind die Kantone verpflichtet, genügend Plätze für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Da der Kanton Luzern in den 70er Jahren nicht genug solche hatte, wurde der Sonnenberg Tunnel als Bunker ausgebaut.

Bildquelle: Medienkit https://www.unterirdisch-ueberleben.ch

Kommentare (6)

  1. #1 Andylee
    November 24, 2008

    Tja…. Schweizer 😉

  2. #2 Martin Breuer
    November 27, 2008

    Jaja… was wäre wenn… dazu gibt es gerade ein super pc spiel. Fallout3, besonders die Ironie in dem Spiel ist klasse 😉

  3. #3 catta
    November 27, 2008

    So ganz fair ist der Kommentar “tja… Schweizer” nicht — es gibt wohl kaum ein Land, das solche Bunker nicht gebaut hat; (West-)Deutschland hatte einen gigantischen, in den Weinbergen versteckten Regierungsbunker in der Nähe von Bonn (aber wirklich einen Regierungsbunker, der nur sicherstellen sollte, daß über das nukleare Ödland auch jemand regieren konnte); in der DDR gab’s ähnliches. England hatte auch riesige (Regierungs-)bunkeranlagen und die BBC hatte für den Notfall schon einige Wochen Radioprogramm mit Durchhaltesendungen (viele klassische Unterhaltungsserien, zum Beispiel) vorgefertigt – ich bin eigentlich fast sicher, daß zumindest England inzwischen ein anderes aber ähnliches System geplant hat. Wieviele der geplanten Bewohner es im Ernstfall überhaupt in einen dieser Bunker geschafft hätten, ist wohl fraglich. Dagegen ist der Versuch, die gesamte Bevölkerung irgendwie zu schützen schon fast löblich, wenn auch wahrscheinlich genauso zwecklos.

    Dem Lob für die gesamte Fallout-Spieleserie, auch Fallout 3, schliesse ich mich an (und fände ein Fallout-Spiel mit Handlung in Europa sehr interessant…). Die zwei Elemente, die ich allerdings am Besten finde, haben mit der Realität relativ wenig zu tun: Erstens ist der Atomkrieg, der zu den Ödlanden der Fallout-Serie geführt hat, nach einer Zukunft passiert, die sich genau so entwickelt hat, wie man sie sich in den 50er Jahren vorgestellt hat: Haushaltsroboter, Plasmaenergie, Atom-Alles (-limonade, -auto, -energiezelle…). Zweitens sind sämtliche Bunker in Fallout in Wahrheit keine Rettungsmaßnahmen, sondern finstere soziologische Experimente der Regierung.

    Das tragische an den echten Bunkern ist aber eher die ernsthafte, herzzerreißende Naivität dahinter.

  4. #4 John Doe
    Juni 24, 2014

    Der Schweiz einen Vorwurf zu machen weil dort jeder Schutz finden würde der ihn sucht ist wohl ein übler Scherz? In Deutschland und Österreich gibt es nicht einmal genug Bunker um alle Kinder vor Katastrophen zu schützen die man mit Bunkern eben überleben kann und ohne eben nicht! Hier hat man immer nur dafür gesorgt das die Regierung sicher in ihren Bunkern sitzt, den Normalbürger hätte man einfach sich selbst überlassen. Anstatt sich an der Schweiz ein Beispiel zu nehmen witzelt man über deren hohe Sicherheit und macht ein Versagen des Schutzes daran fest das eine einzige Bunkertür bei einer Übung nicht schnell geschlossen wurde!

  5. #5 Eriano
    Lettland
    März 2, 2017

    Was soll der geistige Glaube dass die Bunker die Bevölkerung schützen könnten. Das wäre vielleicht vor 30 bis 40 Jahre so gewesen. Heute nicht mehr: Trifft eine Nuklearbombe irgend ein Staat dann kommt von irgendeiner Seite der Zweitschlag, Drittschlag, v
    Viertschlag usw. Die Welt besitzt ca. 3000 Nuklearbomben. Allein die Strahlungen verseuchen alles und alle, und wer in den Bunkern lebt, muss irgendwann hinaus und findet nichts mehr zum Essen. Also trifft der Untergang früher oder ein paar Monate später so oder so ein.

  6. #6 quadrocopterversicherung.com
    April 28, 2017

    Krasser Einfall. Allerdings will ich auch sehen, dass man sich nicht immer darauf verlassen darf. Realismus ist oftmals besser als Wolkenkuckungsheime.

    https://quadrocopterversicherung.com/