Letzte Woche fand auf saudische Initiative zum ersten Mal ein UN ‘Religionsgipfel’ statt. Die Generalversammlung widmete sich dem ‘interreligiösen Dialog’. Ein paar Gedanken dazu.
Der Gipfel war ein grosse Sache. Vertreterinnen und Vertreter aus über 80 Ländern mit Beiträgen von 17 Staatsoberhäuptern. Aber irgendwie erfüllt mich die ganze Sache nicht gerade mit Hoffnung, trotz der flockigen Schlusserklärung in der zu “mehr Toleranz” aufgerufen wurde.
Den Vorsitz der Gespräche hatte das Land, auf dessen Initiative der Gipfel stattfand: Saudi Arabien. Ein Land dass andere Glaubensrichtungen (und das schliesst islamische Gruppen mit ein!) nicht zulässt. Es mag zwar wie Tony Blair argumentiert ein Zeichen des Auftauens sein für das Haus der Saud, ich habe aber nur zwei Wörter anzufügen: Bock. Gärtner.
Ausserdem, warum gibt es keine Konferenz an denen Vertreter verschiedener politischer Denkrichtungen eine ‘Kultur der Friedens’ zu diskutieren? Bei fast allen Meinungsverschiedenheiten kann man bei Themen, die nicht ausschliesslich aus persönlicher Erfahrung heraus begründet werden können, Kompromisse finden, Lösungen die für alle positiv sind und die Gesellschaft vorwärts bringen erarbeiten. Und man kann die Meinung ändern, weil neue Fakten auf dem Tisch liegen, weil sich Dinge geändert haben. Dies kann man bei sich noch dazu häufig widersprechenden Ansprüchen auf Wahrheit, nicht. Um einem absehbaren Einwand zuvorzukommen: Natürlich gibt es auch die politischen extreme wo dies nicht mehr Möglich ist. Meist ist dies dann aber Politik die eben religiöse Züge annimmt.
Dass “mehr Toleranz” an der UN General Versammlung gefordert wurde ist eigentlich entlarvend was das grundlegenden Probleme angeht. Goethe schrieb einmal:
Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heisst beleidigen (…). Die wahre Liberalität ist Anerkennung.
Das ist für viele Religiöse aber ein Problem. Fast alle Religionen (respektive deren Interpretationen) haben sich ausschliessende Ideen. Sie können nicht alle gleichzeitig Wahr sein. Der Zustand der Toleranz in dem eine gewisse Überheblichkeit mitschwingt, kann aufgrund der Natur der Sache also kaum überwunden werden.
Aber vielleicht muss man es einfach schon als Erfolg werten, wenn sie sich die Anhänger all dieser “Religionen des Friedens und der Nächstenliebe” für einmal nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen sondern miteinander sprechen. Amen.
Bildquelle: Wikimedia Commons
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