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Pakistan behauptet, nach den Anschlägen von Mumbai hätte der Präsident einen Anruf erhalten und die Person am anderen Ende der Leitung habe vorgegeben, der indische Aussenminister Pranab Mukherjee zu sein. Der Anrufer drohte mit Militärschlägen. Indien dementierte, Pakistan insistiert, dass der Anrufer überprüft wurde. Was könnte an der Geschichte dran sein?

Die Story stützt sich auf einen Bericht in der pakistanischen Zeitung Dawn.

Gemäss dem Artikel erhielt der Präsident spät Abends einen Anruf aus dem Aussenministerium Indiens. Der Anrufer gab sich als der indische Aussenminister Pranab Mukherjee aus. Gemäss Dawn wurden die üblichen Sicherheitsüberprüfungen umgangen (eine Behauptung, die etwas später von einem Sprecher der Regierung dementiert wurde). Er drohte dem Präsidenten mit Militärschlägen, sollte Pakistan nicht etwas unternehmen. Die Luftwaffe wurde in Alarmbereitschaft versetzt welcher 24 Stunden andauerte. Eine hektische Diplomatie setzte ein. Unter anderem hätte man Condoleeza Rice informiert, die daraufhin den anscheinend ahnungslosen Mukherjee kontaktierte.

Natürlich schossen (man entschuldige bitte den Ausdruck in diesem Zusammenhang) gleich wilde Gerüchte ins Kraut. Da kann ich mich natürlich nicht zurückhalten und muss auch spekulieren.

Ein Möglichkeit ist, ein Angestellter im indischen Aussenministerium hat tatsächlich angerufen und die Nummer wurde tatsächlich überprüft. Was mich etwas stört an dieser Variante ist, das grosse Risiko das der Anrufer einging, seinen Job zu verlieren. Eine Entdeckung musste dieser Person als wahrscheinlich gelten. Das der Befehl von ‘Oben’ kam ist unwahrscheinlich, da der Aussenminister selber mit seinem pakistanischen Kollegen kurz zuvor in freundlichem Ton telefonierte (dies wurde von pakistanischer Seite auch bestätigt).

Die zweite Möglichkeit und in meinen Augen die plausibelste ist, dass durch Inkompetenz ein Anruf weitergeleitet wurde, der nicht hätte weitergeleitet werden sollen. Dafür spricht auch, dass der Anrufer angeblich auch versuchte Rice zu erreichen, dort aber nicht durchgestellt wurde. Ebenfalls gut in dieses Bild passt, dass ein Anruf des Aussenministers zum Präsidenten wohl nicht der protokollarische Normalfall darstellt. Das Dementi, dass alle notwendigen Überprüfungen stattgefunden hätten, irritiert ebenfalls wenig. Wenn jemand einen Fehler begeht, der das Potential hat, einen Krieg zwischen zwei Atommächten auszulösen, was ist wohl die bessere Verteidigung, zu behaupten man hätte sich strikte an die Regeln gehalten oder zu sagen “Sorry, Chef ich hab Mist gebaut”?

Vielleicht habt ihr noch bessere Erklärungen. Ich bin gespannt.

Kommentare (4)

  1. #1 Christian
    Dezember 8, 2008

    Bei der Geschichte musste ich gleich an den inzwischen berühmt-berüchtigten falschen Müntefering-Anruf bei Frau Ypsilanti denken:

    https://de.youtube.com/watch?v=D_2eXbY1cV0

    Es ist scheinbar sehr viel einfacher als man gemeinhin denken sollte, sich unter falschem Namen bis in die Vorzimmer der Macht durchstellen zu lassen. Eine eigentlich obligatorische Prüfung der Caller ID findet viel zu häufig nicht statt.

    Ich seh jedenfalls die Verschwörungstheorien zum Indien-Pakistan-Anruf schon ins Kraut schießen…

  2. #2 Christian
    Dezember 9, 2008

    CBS News berichtet, dass die pakistanische Seite immer noch davon ausgeht, dass der Anruf tatsächlich aus dem Außenministerium gekommen sein muss:

  3. #3 Jane
    Dezember 9, 2008

    Und dann heißt es, als normaler Bürger können man eh keinen Einfluss auf die hohe Politik nehmen. Kommt darauf an, wie gut man Stimmen imitieren kann, würde ich sagen 😉

  4. #4 ali
    Dezember 9, 2008

    @Christian
    Man darf gespannt bleiben. Ich glaube nach wie vor nicht, dass es wirklich der Aussenminister war, sondern dass der Fehler bei Pakistan lag. Da nichts schlimmeres geschah, kann man zum Glück darüber lachen.

    @Jane
    Suggerierst du, dies sei eine pakistanische Form der Demokratie? 😉