Das neue Jahr begann im Nahen Osten, wie das alte endete: Mit Krieg. Das Gefühl eines Déjà-Vus stellt sich ein. Die Frage, die ich mir zu beantworten versuche ist immer wieder die selbe: Was will Israel eigentlich erreichen und warum wählt es die Mittel die es wählt?
Gerne würde ich mich mal dazu setzen, wenn die Israelischen Politker und Generäle ihre Kriegspläne schmieden. Ich habe immer wieder den gleichen Eindruck, nämlich dass diese entweder vorwiegend von kurzfristigen taktischen Denken geprägt sind oder der Gegner und dessen Reaktionen völlig falsch eingeschätzt werden.
Mir scheinen die folgenden Ziele die man auch aus der Presse entnehmen kann, plausibel:
- Ein Stop des Beschusses durch selbstgebaute Raketen aus dem Gazastreifen.
- Ein Demonstration von Stärke als Signal an die Hamas (und vielleicht umliegende arabische Staaten)
- Wahlhilfe für die an der Regierung beteiligten Parteien.
Zum ersten Punkt: Die dezentralen und häufig in privaten Wohnhäusern untergebrachten Raketenwerkstätten können wohl kaum nur mit massivem militärischen Vorgehen ausgemerzt werden (eine Wiederbesetzung wurde bisher ausgeschlossen). Die Hamas jedoch kann diese Attacken offensichtlich unterbinden. Sie tat dies während des Waffenstillstandes und kann dies wieder tun. Die Frage ist, ob die Bombardements und die Bodenoffensive sie dazu bringt dem Abschiessen von Raketen Einhalt zu gebieten. Ich habe meine Zweifel, weil ein Einlenken einem Gesichtsverlust gleich käme. Ausser natürlich die Hamas erhält etwas im Gegenzug, wie zum Beispiel die Aufhebung der Blockade. Dieser Handel wäre aber wohl auch ohne Krieg möglich gewesen.1
Israel will also vielleicht Stärke demonstrieren. Doch kann es sein, dass die international geächtet und im Gaza eingesperrte Hamas irgendwelche Illusionen betreffend der Schlagkraft der israelischen Armee und dem Willen Israels diese Feuerkraft auch einzusetzen. Ich vermute, die Hamas hat nie etwas anders als einen asymetrischen Krieg vorgesehen.
Der Economist schreibt, dass dieser Krieg zu weiten Teilen, auch der Krieg des Verteidigungsministers Barak sei. Dieser wirbt nun auch, dass er weder ‘nett’, ‘trendig’ noch ‘kuschelig’ sei und der Trend zeigt nach oben für ihn. Doch ich bezweifle, dass ein Krieg in diesem Kontext nur aus parteipolitischen Gründen geführt werden kann. Zu sehr ist die israelische Gesellschaft militarisiert, zu hoch ist das politische Risiko (war nicht der letzte Libanon-Krieg ein politisches Desaster?).
Selbst wenn alle drei Ziele zutreffen, was vor allem auffällt ist, die Kurzfristigkeit der Ziele und das Fehlen einer Strategie. Es scheint mir. dass das Problem nicht ist, dass die Strategie nicht erkennbar wäre, sondern dass sie schlicht nicht existiert. Vermutlich sind viele Entscheide Israels so sehr von kurzfristigen Sicherheitsüberlegungen getrieben, dass man für eine strategischere Perspektive schlicht blind ist. Keine guter Start für Frieden im Nahen Osten im neuen Jahr.
1Ich halte dies auch für einen wahrscheinlichen Ausgang dieses Krieges.
Bildquelle: Wikimedia Commons
Kommentare (34)