Vorgestern wurde gemeldet, dass der Iran seinen ersten selbstgebauten Satelliten ins All geschossen hat. Sogleich wurde spekuliert, ob die gelieferten Bilder überhaupt ‘echt’ wären. Warum interessiert das überhaupt?
Zuerst einmal zu den Spekulation über die Echtheit der Bilder. Das Iran vor einer Weile Bilder von Raketentests mit Photoshop aufgebessert hat, war wohl seiner Glaubwürdigkeit nicht gerade zuträglich. Es scheint aber kaum wirkliche Zweifel zu geben, dass das verbreitete Video tatsächlich einen Start einer iranishen Rakete zeigt. Ich gehe sowieso davon aus, dass es relativ einfach ist, festzustellen, ob nun etwas zusätzlich um die Erde kreist oder nicht, so gesehen wäre dies wohl eine eher dumme Propagandaaktion gewesen, hätten sie nichts hochgeschossen (was auch ziemlich schnell bestätigt wurde).
Warum ist das aber überhaupt von Interesse?
Es hängt natürlich alles mit dem Verdacht zusammen, dass der Iran ein Nuklearwaffenprogramm hat (man muss aber auch erwähnen, dass die CIA selbst dessen Stop im Jahre 2003 feststellte). Die Technologie die man für eine solche Rakete benötigt, ähnelt der, die Trägerraketen benötigen. Iran ist damit einem ziemlich exklusiven Klub von bisher acht Ländern beigetreten, die dies mit eigener Technologie fertig gebracht haben.1
Ganz so heiss wird die Suppe dann aber doch nicht gegessen, wie sie die internationalen Medien angerichtet wurde.
Die Angst vor dem iranischen Nuklearprogramm basiert auf der Idee, dass so gennante Schurkenstaaten völlig unberechenbar Nuklearwaffen einsetzen könnten. Zugegeben, die Aussicht auf eine Theokratie mit Nuklearwaffen, dessen Führer erklärtermassen ein anderes Land von der Weltkarte wischen möchte, finde ich nicht sehr beruhigend (das gilt jedoch in meinen Augen für die Existenz solcher Waffen im Allgemeinen ebenfalls). Implizit wird immer angenommen, dass Schurkenstaaten nicht so ‘rational’ über den Einsatz solcher Waffen entscheiden kann, wie andere Länder. Warum das so sein soll, wird aber normalerweise nicht erklärt. Die Sowjetunion war genau so ideologisch verblendet und der letzte US Präsident hätte in einem Atomkrieg wohl das positive Zeichen sehen können, dass die seit rund 2000 Jahren ersehnte Endzeit nun endlich kommen könnte. Es wäre mir lieber es gäbe diese Waffen nicht, die Frage muss aber gestellt werden, warum ausgerechnet der Iran keine besitzen dürfen soll, wenn es andere tun dürfen.
Für den Iran hat die Entwicklung solcher Technologie wie für viele Staaten wohl vor allem etwas mit nationalem Selbstbewusstsein zu tun. Vermutlich sehen die Iraner in der Entwicklung einer Nuklearwaffe vor allem eine Defensiv-Massnahme zur Abschreckung (Kandiaten die abgeschreckt werden sollen gibt es zur genüge). Es ist schwer zu rechtfertigen, warum Israel (oder Pakistan, oder Indien) ein solches Recht zugestanden erhalten sollen, aber nicht dem Iran. Ausserdem finde ich es bemerkenswert, dass der Iran diese technologische Demonstration (die praktischerweise ins Jubiläumsjahr der Revolution fällt) in zivilem Gebiet gemacht hat.
So gesehen ist es auch etwas paradox, dass man sich in Israel jetzt Sorgen macht, dass diese Technologie für Informationsbeschaffung genutzt werden könnte, da implizit die Legitimität dieser Nutzung angezweifelt wird (so zumindest kommt es mir vor). Ein Gefühl bedroht zu sein, gilt nun mal in beide Richtungen (zudem hat Israel schon solche Kampfeinsätze im Irak geflogen wiederholt Iran damit gedroht).
Dieses Jahr könnte Antworten bringen. Einerseits hat der neue US Präsident Obama die Hand ausgestreckt, anderseits scheint die EU nicht mehr willig zu sein, den Iran weiterhin nur auf Zeit spielen zu lassen. Dass dürfte interessant werden.
1 Russland, USA, Grossbritannien, Frankreich, Japan, China, Indien und Israel.
Bildquelle: Wikimedia Commons
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