Letztes Wochenende besuchte ich die grosse Darwin Ausstellung im Naturhisotrischen Museum in London. Zu Darwins Geburtstag möchte ich an dieser Stelle die Ausstellung besprechen und weiterempfehlen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Darwin Thema ist auf zoon politikon. Ich habe schon zum online Archiv geschrieben und vor kurzem einen BBC 4 Radio-Vierteiler empfohlen (den ich inzwischen vollständig gehört haben und meine Empfehlung hier wiederholen möchte).
Aber nun zur Ausstellung. Sollte jemand die Ausstellung noch sehen wollen, empfiehlt es sich die Tickets zu reservieren. Ich hatte nicht mehr viele Möglichkeiten als ich am Freitag buchte und am Sonntag Morgen wurden wir von einer langen Menschenschlange begrüsst, als wir beim Museum ankamen.
Die Ausstellung hat dann aber wirklich Spass gemacht. Die Macher führen einem wie in einer Gerichtsverhandlung ein Beweisstück nach dem anderen vor, häufig Tiere die tatsächlich von Darwin eigenhändig auf seiner Beagle-Reise gesammelt und nach Hause geschickt wurden. So ‘ist’ man für eine kurze Zeit Darwin und versucht die Punkte zu verbinden. Am Anfang stehen Fragen: Warum ähneln gewisse Fossilien lebenden Tieren und sind meistens geographisch in ähnlichen Regionen anzutreffen? Warum ähneln sich lebende Arten teilweise so sehr? Woher kommen die Unterschiede von Tierarten die geographisch abgetrennt sind? Dies führt einem gut vor Augen, wie Darwin es schaffte, Muster zu erkennen wo die meisten vor ihm nur Ansatzweise Zusammenhänge entdeckten. Er ‘erfand’ damit sozusagen das Fach Biologie in einem modernen Sinn.
Gut herausgearbeitet wird in meinen Augen auch die Person Darwin, abseits von Mythenbildung. Es kommt zur Geltung, dass er schon Lebzeiten eine Art Wissenschaftsstar war und dass seine Idee in akademischen Kreisen vor allem von jüngeren Forschern begeistert aufgenommen wurde. Man sieht auch gut, wie Darwin zielstrebig darauf hin gearbeitet hat, seine Idee auch zu ‘vermarkten’ und richtig zu platzieren.
Vielleicht hätte die Ausstellung noch etwas mehr den ideengeschichtlichen Kontext betonen können. Die Radikalität die in Darwins dynamischer Sicht der Dinge lag fehlte mir ein wenig. Viele seiner Zeitgenossen müssen sich gefühlt haben, als ob ihnen der Teppich unter den Füssen weggezogen wurde. Das Gefühl von Panik, das einem schon bei leichten Erdbeben befallen kann, drückt das wohl am besten aus. Alles hat seinen festen Platz, ist stabil und muss es bleiben. Ist diese Sicherheit plötzlich nicht mehr vorhanden wirft uns dies vollständig aus der Bahn. Nun kommt dieser Darwin und sagt nichts sei fix, alles sei ständig in Bewegung, verändere sich, noch dazu durch einen teilweise nicht zielgerichteten Prozess (Mutationen).
Mich störte eigentlich nur ein Aspekt an der Ausstellung. Dies war der Teil wo man merkte, dass die Ausstellung in Kooperation mit einer Serie von US Museen organisiert wurde. Er war nämlich dem leidigen Thema Kreationismus gewidmet. In diesem Teil wird einem krampfhaft zu vermitteln versucht , dass die Evolution die weiterhum akzeptierte und vielfach bestätigte Erklärung ist, die die Entstehung der Artenvielfalt erklären kann. Etwas dass eigentlich nicht betont werden müsste. Ich finde, dass dieser Ausstellungsteil zumindest in einem europäischen Kontext viel zu gross wirkt. Die Diskussion ist nicht so prominent und ein solcher breiter Versuch Kreationismus zu widerlegen schafft zu viel Aufmerksamkeit. Es besteht das Risiko, dass es somit eher Kontraproduktiv ist.
Ich möchte aber jedem, der die Gelegenheit hat empfehlen, sich die Ausstellung anzuschauen. Es lohnt sich. Ich habe auch noch vom tiefen Pfundkurs profitiert und mir eine Ausgabe der Origin of Species und Voyage of the Beagle gekauft und freue mich nun noch mehr auf die Lektüre eines Buches, dass so sehr die Welt verändert hat wie wohl nur wenige andere.
Darwin’s Big Idea ist noch bis am 19. April im Natural History Museum in London zu sehen.
Kommentare (3)