Ich weile gerade für eine Konferenz in New York und werde bestimmt noch darüber berichten. Aber zuerst möchte ich einen Film besprechen, zu dem ich einen fachlichen Bezug habe.
Ich habe mir im Flugzeug den Film der die Geschichte der Präsidentschaft George W. Bush zu verarbeiten versucht, nicht entgehen lassen können. Passend zum Flug, habe ich mir Oliver Stones ‘W’ angesehen.
Gut gefiel mir wie die Entscheidungsfindung zum Irak dargestellt wurde im Film. Man verfiel nicht monokausalen Erklärungen sondern zeigte eine Gruppe von Personen die versuchten aus ganz unterschiedlichen Gründen den Präsidenten für ihr Anliegen zu gewinnen (und zu manipulieren).
Die Vorwürfe der Einseitigkeit finde ich zumindest in Bezug auf Bush selber nur beschränkt korrekt. Bush wird zwar als Doofus dargestellt (aber er selber hat sich über seien ‘Einfachheit’ immer wieder lustig gemacht), aber auch als jemand der sich am Ende von seiner Umgebung verraten fühlte. Da wird ihm vielleicht schon zu viel zu gute gehalten, denn ich habe meine Zweifel, dass er wirklich etwas bereut. Bush kann sich auf jeden Fall nicht beklagen, Personen wie Rumsfeld und Cheney kommen viel schlechter weg (Cheney ist Darth Vader und im Gegensatz dazu und wohl ebenfalls übertrieben hat Powell fast Heilligen Status).
Gestört hat mich auch ein wenig die Vermischung von öffentlichen Diskurs mit interner Entscheidungsfindung, wenn den Protagonisten Worte in geschlossenen Meetings in den Mund gelegt wurden, die Teile von öffentlichen Reden waren. Letztere sind normalerweise viel durchdachter und geschliffener und zielen auf eine anderes Publikum.
Aber wirklich störend fand ich die unnötige Dramatisierung des Bush Familienlebens. Ich versteh die Drehbuchlogik Bush als im Schatten seines Bruders stehend darzustellen. Ich verstehe den dramatischen Wert von einem Vater-Sohn Konflikt. Ich habe aber meine Zweifel, dass ausserhalb eines Hollywood-Effekts die Präsidentschaft Bush kaum so definiert werden kann.
Fazit, der Film war differenzierter als erwartet, eine interessante Auseinandersetzung mit der Amtszeit Bush, aber wohl kein definierendes Werk. Übrigens die grössten Schwäche des Darstellers von Bush (der ausgezeichnet Arbeit leistet): Er spricht zu gut. Bushs fehlendes Sprechtalent scheint wirklich fast unnachahmlich.
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